Zusammenarbeit zwischen Industrie und Hochschulen entmystifiziert

Wie können Zusammenarbeiten zwischen der Industrie und Hochschulen am besten geführt werden? Der Lehrstuhl für Strategisches Management und Innovation der ETH hat mit Novartis eine Studie durchgeführt, um dieser Frage nachzugehen. Prof. Georg von Krogh (ETH Zürich) und Dr. Hans Widmer (Novartis) geben Einblicke in die überraschenden Ergebnisse.

Prof. von Krogh, warum untersuchen Sie die Zusammenarbeit zwischen der Industrie und Hochschulen?

Prof. von Krogh: Das ist Bestandteil eines langfristigen Forschungsschwerpunkts an unserem Lehrstuhl. Wir haben festgestellt, dass Unternehmen, die sich im Rahmen ihrer Innovationstätigkeit für externe Ideen- und Wissensquellen öffnen, finanziell (d. h. im Hinblick auf den Umsatz aus neuen Produkten) besser abschneiden als Unternehmen, die sich verschliessen. Eine der wichtigsten externen Quellen für Forschung, Wissen und Technologien sind dabei Hochschulen. Doch wie soll man die Forschungsbeziehung zwischen Hochschulen und Unternehmen am besten strukturieren und lenken? Wir wissen noch relativ wenig über diese Frage, die uns zur Durchführung der Studie veranlasst hat.

Was ist das Besondere an Ihrer jüngsten Studie mit Novartis?

Prof. von Krogh: Soweit wir wissen, ist dies die grösste und systematischste Forschungsstudie ihrer Art. Sie umfasst die Kollaborationsprojekte von Novartis auf dem Gebiet der Wirkstoffforschung und befragt Forscher, die weltweit bei der Firma beziehungsweise an Hochschulen und Forschungsinstituten tätig sind. Zudem haben wir ein separates Instrument zur Messung des Erfolgs von Kollaborationsprojekten, was uns recht zuversichtlich macht, dass die Studie wertvolle Erkenntnisse liefert.

Prof. Georg von Krogh
"Soweit wir wissen, ist dies die grösste und systematischste Forschungsstudie ihrer Art."Prof. Georg von Krogh, ETH Zürich

Dr. Widmer, warum haben Sie an der Studie teilgenommen?

Dr. Widmer: Unser Ziel bei Novartis ist es, wirklich neue Medikamente für bislang unerfüllte medizinische Bedürfnisse zu entwickeln. Kollaborationen mit Hochschulen sind ein bedeutender Schritt auf diesem Weg. Aus diesem Grund wollten wir herausfinden, was die Zusammenarbeit zwischen Industrie und Hochschulen erfolgreich macht. Statt uns auf Anekdoten zu verlassen, wollten wir eine systematische Studie durchführen, die unsere Zusammenarbeiten mit Hochschulen und Spitälern weltweit umfasst. Darüber hinaus brachte Prof. Georg von Krogh sein Fachwissen, seine Unparteilichkeit und wissenschaftliche Stringenz in die Durchführung ein.

Prof. von Krogh, was raten Sie Unternehmen, die mit Hochschulen zusammenarbeiten möchten?

Prof. von Krogh: Als wir mit der Studie begannen, gingen wir davon aus, dass sich Forscher an Hochschulen und in Unternehmen in ihren Zielen und ihrer Arbeitskultur unterscheiden würden. Aber weit gefehlt! Die grössten Herausforderungen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit betreffen den Ressourcenbedarf, die rechtliche und administrative Komplexität und die Koordination. Die gute Nachricht ist, dass alle diese Herausforderungen „bewältigbar“ sind. Daher sollten Unternehmen, die mit Hochschulen zusammenarbeiten möchten:

  1. den Ressourcenbedarf über die gesamte Projektlaufzeit hinweg prüfen und planen.
  2. sich im Voraus mit rechtlichen Fragen befassen, die rechtlichen Bedingungen vereinfachen und, wenn möglich, Rahmenvereinbarungen nutzen, um die Zusammenarbeit zu regeln.
  3. Mechanismen vorsehen, um die wissenschaftliche Arbeit zwischen dem Unternehmen und seinen Hochschulpartnern zu koordinieren. Das bedeutet die Besprechung und Festlegung von Rollen, Aufgaben und gegenseitigen Abhängigkeiten, während sich das Projekt entwickelt.

Dr. Widmer, was war aus Ihrer Sicht das überraschendste Ergebnis?

Dr. Widmer: Die Antworten der Wissenschaftler aus der Industrie und den Hochschulen sind erstaunlich einheitlich: Die Koordination zwischen den Mitgliedern des Projektteams hat den grössten Einfluss auf den Erfolg. Die Koordination mag hohe Ansprüche stellen, aber diese können wirksam durch die Teammitglieder selbst bewältigt werden, indem Praktiken der Projektführung angewandt werden, die für Wissenschaftler in der Industrie und an Hochschulen gleichermassen relevant sind. Das ist eine wichtige Erkenntnis, denn anekdotisch würden wir erwarten, dass es grundlegende Dinge wie unterschiedliche Ziele der Partner sind, die eine grosse Herausforderung darstellen und schwieriger zu bewältigen sind.

Hans Widmer
"Die Koordination zwischen den Mitgliedern des Projektteams hat den grössten Einfluss auf den Erfolg."Dr. Hans Widmer, Novartis

Wie setzen Sie die Ergebnisse um?

Dr. Widmer: Die Aufmerksamkeit auf die hier identifizierten Herausforderungen zu lenken, ist der erste Schritt zu einer nachhaltigen Verbesserung. Tatsächlich hilft das bewusste Pflegen einer offenen und regelmässigen Kommunikation dabei, Probleme zu verhindern, noch bevor sie auftreten. Erwartungen der Kollaborationspartner, technische Herausforderungen, Zeitpläne usw. sollten regelmässig besprochen werden. Abgesehen davon helfen eine sorgfältige Auswahl der Kollaborationen und eine angemessene Bereitstellung von Ressourcen dabei, als verlässlicher, wissenschaftlich führender Partner der Wahl anerkannt zu werden.

Kontakt / Links:

Publikation der Projektergebnisse in externe Seite Nature Reviews, Drug Discovery

ETH Chair of Strategic Management and Innovation, Prof. Georg von Krogh

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