«Die Astronomie hat ein zusätzliches Auge erhalten»
Der Nachweis von Gravitationswellen im letzten Jahr vermochte die Fachwelt zu begeistern. Dass für diese Entdeckung der Physik-Nobelpreis verliehen wird, haben Experten erwartet, auch jene an der ETH Zürich.
«Mit dem Nachweis von Gravitationswellen im vergangenen Jahr ist eine neue Ära der Astronomie angebrochen. Die Astronomie hat ein zusätzliches Auge erhalten: Gravitationswellen sind eine neue Art, in den Himmel zu sehen», sagt Kevin Schawinski, Professor am Institut für Teilchen- und Astrophysik der ETH Zürich.
«Bisher beobachtete man den Weltraum vor allem anhand von elektromagnetischen Wellen, wozu unter anderem das sichtbare Licht, Röntgen- und Radiowellen gehören, sowie anhand von kosmischer Strahlung», ergänzt ETH-Professor Günther Dissertori. «Gravitationswellen sind etwas komplett Anderes, sie ermöglichen einen neuen Blick aufs Universum.»
Physikalische Entdeckung des letzten Jahres
Der Nachweis von Gravitationswellen gelang Forschern des Projekts Ligo (Laser-Interferometer Gravitationswellen-Observatorium). Im Februar 2016 gab das Konsortium bekannt, entsprechende Signale registriert zu haben. Drei federführende Wissenschaftler dieses Projekts, Rainer Weiss, Barry Barish und Kip Thorne, werden mit dem Physik-Nobelpreis 2017 ausgezeichnet, wie die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften heute mitteilte. Weiss und Thorne hatten das Ligo-Projekt ursprünglich initiiert, Barish führte es erfolgreich weiter.
Dass der diesjährige Nobelpreis für den Nachweis von Gravitationswellen verliehen wird, überraschte Experten nicht. Schliesslich handelte es sich dabei um die physikalische Entdeckung des letzten Jahres. «Wir alle waren begeistert, als wir hörten, dass Ligo Gravitationswellen-Signale aufgezeichnet hat», sagt ETH-Professor Schawinski. «Wir wussten sofort, dass für diese Leistung ein Nobelpreis vergeben wird.»
Der neue Nobelpreisträger Kip Thorne hat einen Bezug zur ETH Zürich, er hielt 2011 auf Einladung der ETH Zürich die Pauli-Vorlesung.
Während es beim Projekt Ligo gelang, Gravitationswellen mit Messstationen auf der Erdoberfläche nachzuweisen, plant die ESA die Messung von Gravitationswellen im Weltall: Die Satelliten des Grossprojekts Lisa sollen ca. 2034 ins All gebracht werden. An der Vorbereitungsmission Lisa Pathfinder zur Entwicklung und Überprüfung von Messgeräten war die ETH Zürich massgeblich beteiligt (ETH-News berichtete).