Wir sollten über Tierversuche sprechen

Es ist gut, wenn in der Gesellschaft breit über Tierversuche diskutiert wird, findet Detlef Günther, wichtig ist aber, dass diese Diskussionen fair und faktenbasiert stattfinden.

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3 Kommentare

  • Patrick Bisang20.01.2022 08:54

    Tierversuche sind zu recht ein emotionales und auch deshalb politisch relevantes und umstrittenes Thema. Die Empörung des Autors, dass der Wissenschaft vorgeschrieben werden soll, wie sie forschen darf, scheint mir in diesem Zusammenhang verfehlt. Die Forschung hat keine Blanko-Lizenz für den ungehinderten experimentellen Umgang mit Leben und es ist Sache der Politik/Gesellschaft auf der Grundlage neuer Erkenntnisse, einen Diskurs über die Grenzen wissenschaftlicher "Betriebsamkeit" zu führen . Das erledigt sich auch nicht angesichts der Bemühungen der Wissenschaft, unnötiges Tierleid zu vermeiden. Die wahre Herausforderung liegt nämlich darin "nötiges Tierleid" zu definieren. "Nötiges Tierleid" setzte voraus, dass es für Tiere höhere Zwecke gibt, als ein artgerechtes Leben zu führen. Doch wenn man modernen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen seit Darwin Glauben schenken will, dann gibt es kaum Gründe dem Speziesismus zu huldigen. Insofern hadert die Wissenschaft an dieser Stelle mit einem performativen Selbstwiderspruch, wenn sie für ihr weiteres Gedeihen ihren eigenen wissenschaftlichen Erkenntnissen zuwider handeln muss! Es tut deshalb Not, dass wir das Nietzeanische Gebot, wonach Erkenntnisse dem Leben förderlich sein sollen, immer wieder neu auslegen und die Grenzen der Wissenschaft politisch aushandeln.

     
       
    • Yvonne Singer16.01.2022 13:40

      Nur eine tierversuchsfreie Forschung ist eine nachhaltige Forschung! Wenn man Tierversuche befürwortet, dann geht man davon aus, dass sich die Ergebnisse 1:1 auf den Menschen übertragen lassen. Doch gemäss des Pharmaceutical Benchmarking sind laut einer Analyse 95% der Medikamente, welche im Tierversuch als sicher galten, dann wegen unerwarteter Nebenwirkungen oder Unwirksamkeit beim Menschen zurückgezogen worden. 2017 kam eine Studie des Journals of the American Medical Association zum Schluss, dass 1/3 der verbleibenden 5% später zurückgezogen oder der Beipackzettel um Spätfolgen ergänzt werden muss. Dies entspricht einer Misserfolgsquote der Tierversuche bei der Entwicklung von Medikamenten für die Humanmedizin von 97%. Es braucht ein grundsätzliches Umdenken, welches in erster Linie nicht den Tieren, sondern den Menschen zugutekommt, die vor den gefährlichen Tierversuchen und ihrem Sinngehalt bedroht sind. Nur eine tierversuchsfreie Forschung ist eine nachhaltige Forschung!

       
         
      • Martin Holzherr10.01.2022 12:08

        Zu Forschung gehört immer auch „trial and error“, also ein möglicher Fortschritt über Versuche, die zum grossen Teil zu Fehlschlägen führen. In der medizinisch/biologischen Forschung sind die Versuchsobjekte oft Lebewesen und ein Fehlschlag kann in diesem Fall das Leben des Versuchsobjekts beeinträchtigen. Es dürfte wohl jedem klar sein, dass bei solchen Versuchen wenn immer möglich Tiere zum Einsatz kommen sollten und nicht Menschen. Eine Abstimmung darüber kann höchstens die Forschung mit Tieren in der Schweiz stoppen, nicht aber die Forschung an und mit Tieren andernorts. Denn weltweit sind sich wohl alle einig, dass Biologie, Medizin und Pharmakologie noch Fortschritte machen müssen. Ganz ohne Tierversuche kann es diese Fortschritte nicht geben.