Spielend zu mehr Nachhaltigkeit
Weniger Energie verbrauchen macht Spass. Davon sind die für Umweltfragen und Nachhaltigkeit zuständigen ETH-Stellen überzeugt und lancieren ein Programm zur Förderung von nachhaltigem Verhalten. Im Mai findet die erste «Energy Efficiency Challenge» für ETH-Mitarbeitende statt.
Der Begriff Nachhaltigkeit erlebt seit einigen Jahren Hochkonjunktur. Kein Unternehmen mehr ohne Nachhaltigkeitsstrategie oder «Corporate Social Responsibility»-Konzept. Doch oft verkommen die anfänglich guten Ideen für mehr Energieeffizienz und weniger Ressourcenverbrauch zu Papiertigern ohne breite Ausstrahlung. Das muss nicht sein, ist der ETH Umweltbeauftragte Dominik Brem überzeugt: «Kleine Verhaltensänderungen im Arbeitsalltag sind der Schlüssel, um die Nachhaltigkeit von Organisationen zu fördern. Wir wollen die ETH-Angehörigen dazu animieren, und zwar indem wir ihren Ehrgeiz wecken und sie dazu ermuntern, ihre Umweltbilanz im Team zu verbessern.»
Im Auftrag des ETH-Stabs Sicherheit, Gesundheit, Umwelt (SGU) findet deshalb 2014 eine erste «Energy Efficiency Challenge» für Mitarbeitende der ETH Zürich statt. Die Challenge hat zwei Teile: Vom 5. bis 25.Mai können sich Teams von drei bis zehn Teilnehmern am Teamwettbewerb über eine Online-Game-Plattform während drei Wochen messen. Im zweiten Modul «Unser Engagement» ab Juli sollen sich die bestehenden Teams längerfristige Ziele setzen und diese während einem Jahr nach Belieben verfolgen. Zum Beispiel im Bereich der Büroökologie oder beim Energieverbrauch in Server-Räumen und Forschungseinrichtungen. Umgesetzt wird die Challenge vom Start-up-Unternehmen «WeAct» (siehe Kasten). Christian Kaufmann von «WeAct» erklärt: «Wir nutzen die Gruppendynamik und spielerische Elemente, um Nachhaltigkeit in Organisationen zu verankern.»
Mehr Gemüse und weniger PET
Die WeAct-Teamwettbewerbe werden über eine Art Online-Game-Plattform ausgetragen. Aus einer Liste mit vorgegebenen Energiesparmassnahmen wählen Mitarbeiter oder Studierende diejenigen aus, die sie während dem Wettbewerb verfolgen möchten. Zum Beispiel mehr Velofahrten ins Geschäft, weniger Fleisch über Mittag oder konsequentes Lichterlöschen beim Verlassen von Büro und Wohnung. «Mir gefällt, dass man sich seine Ziele selbständig setzen kann», sagt Diane Seda, eine ehemalige ETH-Studentin, die bereits an zwei dreiwöchigen WeAct-Teamwettbewerben teilgenommen hat.
Mit vier Studienkollegen und -kolleginnen hat sie vor einem Jahr das Team «Fungis» gegründet. Seda hat sich vor allem auf ihre Essgewohnheiten konzentriert. Während einer Woche hat sich die passionierte Fleischesserin komplett vegan ernährt und während zwei Wochen vegetarisch. «Ich begann mich zu informieren, was die vegane Küche alles hergibt und habe mehr auf dem Markt eingekauft», erzählt Seda. Weiter wollte sie ihren Verbrauch an PET-Flaschen reduzieren, mehr organische Abfälle kompostieren und ihre Duschzeiten verkürzen.
Jedes Mal, wenn ein Spielteilnehmer eine solche Massnahme umgesetzt hat, trägt er dies über Internet in sein persönliches Nutzerkonto ein. Dort werden ihm dafür Punkte gutgeschrieben – je nach Aktivität unterschiedlich viele. Die Punkte der einzelnen Teammitglieder werden zusammengezählt und sind für alle Mitspieler auf der Plattform sichtbar. Vor allem gegen Ende der Challenge schaue man sich die Punkte seiner Konkurrenten genau an, erzählt Seda. Und natürlich versucht man den eigenen Punktestand noch eine wenig nach oben zu treiben: «Zum Beispiel mit einer Extra-Wochenend-Velofahrt mit dem gesamten Team.» Dass andere Teilnehmer schummeln könnten, befürchtete Seda nie. «Denn Spielfreude kommt nur auf, wenn man seine Ziele auch wirklich erreicht hat», ist sie überzeugt.
Letztes Jahr gewann sie mit ihren «Fungis» die Frühlings-Challenge. Als Preis erhielten sie ein Regiogemüse-Abo. Die Produkte wurden dann in mehreren gemeinsamen Nachtessen verkocht. Die Challenge hat ihren Lebensstil auch über den Wettbewerb hinaus beeinflusst: Heute esse sie viel weniger Fleisch und gelegentlich organisiere sie mit Freunden zusammen auch einen veganen Kochabend.
«Unser Engagement» für langfristigen Wandel
Genau darum geht es auch bei «Unser Engagement», dem zweiten Modul der «Energy Efficency Challenge». Die während des Teamwettbewerbs eingeübten Verhaltensweisen sollen langfristig bei den Mitarbeitenden verankert werden. Gildo Sturzenegger ist stellvertretender Leiter des Teams Transport- und Parkierungswesen und hat an einem Pilot des Moduls mitgemacht. «Das Projekt hat uns dazu motiviert, unsere Transportaufträge so zu kombinieren, dass wir denselben Weg nicht zwei Mal fahren müssen», sagt er. «Das spart zugleich Zeit und Energie.»
Das «Fungis»-Team der Studentin Diane Seda wird bei der ersten «Energy Efficency Challenge» für ETH-Mitarbeitende im Mai ebenfalls mit von der Partie sein. Der Sieg stehe für sie aber nicht im Vordergrund, meint Seda. Wichtiger sei für sie das Hinterfragen ihrer Alltagsgewohnheiten: «Für mich ist das jeweils eine Zeit, in der ich bewusst nachhaltig lebe und dabei neue Gewohnheiten aufschnappe.» Schöner Nebeneffekt: Ihr Team trifft sich während der Challenge auch regelmässig für gemeinsame Aktivitäten ausserhalb des Wettbewerbs im Web.
Von «Ecoworks» zu «WeAct»
Was die ehemaligen Studentinnen Prisca Müller und Majka Baur im Winter 2010 im Rahmen des «Ecoworks Workshop» an der ETH Zürich als studentische Initiative lancierten, ist mittlerweile zu einem mehrfach preisgekrönten ETH-Start-up mit fünf Mitarbeitern herangewachsen. Neben mehreren Wettbewerben für Studierende, konnte der Start-up im vergangenen Jahr erstmals auch Wettbewerbe für Unternehmen wie WWF Schweiz, Amstein + Walthert und AXA Winterthur durchführen.
Im Auftrag des ETH-Stabs Sicherheit, Gesundheit, Umwelt (SGU) findet nun 2014 eine erste «Energy Efficiency Challenge» für Mitarbeitende der ETH Zürich statt. Wer 75 Prozent seiner Ziele erreicht, nimmt automatisch an einer Preisverlosung teil. Verlost werden Einzel- und Teampreise, wie zum Beispiel ein Teamessen im Restaurant oder Gutscheine für nachhaltige Produkte.
Mehr Informationen zur «Energy Efficiency Challenge» unter: www.ethz.ch/eechallenge.