Neue ETH-Professur: Wie wirkt Sport?
Die ETH Zürich und die Wilhelm Schulthess-Stiftung bauen ihre Zusammenarbeit in Forschung und Lehre aus. Die ETH lanciert eine neue Professur, welche die Wirkung physischer Aktivität auf die Physiologie des Menschen und sein langfristiges Wohlbefinden erforschen soll. Den Aufbau dieser Professur «Physical Activity and Health» unterstützt die Wilhelm Schulthess-Stiftung mit zehn Millionen Schweizer Franken während zehn Jahren.
Mediziner sind sich einig: Wer sich bewegt, bleibt länger gesund. Regelmässiger Sport schützt vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und senkt das Risiko für bestimmte Krebsarten. Körperliche Aktivität kann ausserdem Krebstherapien positiv unterstützen und lässt Antidepressiva besser wirken. Bewegung ist einer der Faktoren, die unsere Gesundheit am meisten beeinflussen. Über die Mechanismen dahinter ist jedoch wenig bekannt. Um die Forschung in diesem Fachgebiet zu stärken, richtet die ETH Zürich eine neue Professur «Physical Activity and Health» ein. Unterstützt wird dies durch eine Anschubfinanzierung der Wilhelm Schulthess-Stiftung an die ETH Zürich Foundation. Diese Stiftung stellt für den Aufbau der Professur zehn Millionen Franken verteilt auf zehn Jahre zur Verfügung.
Die von dieser Stiftung getragene Schulthess Klinik und das Departement Gesundheitswissenschaften und Technologie (D-HEST) der ETH Zürich arbeiten bereits intensiv und erfolgreich im Bereich der Medizintechnik und Biomechanik zusammen. Anknüpfungspunkte bestehen bei den Professuren für Orthopädische Technologien und Cartilage Engineering, die beide mit der Schulthess Klinik zusammenarbeiten. Auch die neue Professur soll in Lehre und Forschung eng mit der Schulthess Klinik kooperieren, um beispielsweise klinische Studien durchzuführen. Ihr Fokus wird auf Fragestellungen liegen, die direkt für den Menschen relevant sind und somit Gesunden oder Patienten zugutekommen. Damit soll die neue Professur an die bestehende translationale Forschung an der ETH Zürich anknüpfen, die Erkenntnisse aus molekularen Studien und Tiermodellen für die Humanmedizin nutzbar machen will.
Wissensaustausch stärken
«Mit dem Ausbau der Bewegungsforschung errichten wir einen weiteren bedeutenden Eckpfeiler der Gesundheitsforschung der ETH Zürich und stärken den Wissensaustausch mit wichtigen klinischen Partnern», sagt ETH-Präsident Ralph Eichler. Mithilfe der Schulthess Klinik und weiteren Partnern konnte die ETH Zürich die Forschung und Lehre in den letzten Jahren im Bereich der Gesundheitswissenschaften auf- und ausbauen.
Das D-HEST der ETH Zürich und die Schulthess Klinik haben zudem die Rahmenbedingungen ihrer Zusammenarbeit in einem Memorandum of Understanding festgelegt. Zum einen sollen Master-Studierende des D-HEST die Möglichkeit erhalten, an der Klinik Forschungsarbeiten durchzuführen, zum anderen werden Fachärzte und Forschende der Klinik ihre Expertise in die Lehrveranstaltungen des Departements einbringen und damit das Angebot für Studierende ergänzen. Zudem haben Mitarbeitende der Klinik die Möglichkeit, eine Lehrbefugnis als Privatdozentin oder Privatdozent zu erwerben.
«Der Abschluss des Memorandum of Understanding ist ein konsequenter Ausfluss der fünfjährigen, erfolgreichen Zusammenarbeit in Forschung und Wissenschaft unserer beiden Institutionen», sagt Franz von Meyenburg, Präsident der Wilhelm Schulthess-Stiftung. Der partnerschaftliche Aufbau der Professur «Physical Activity and Health» füge sich nahtlos in den Stiftungszweck ein und sei eine klare Win-Win Situation.
An bestehendes Netzwerk anbauen
Mit über 50 Professuren im Bereich Medizintechnik und Gesundheit und der intensivierten Vernetzung zwischen der ETH Zürich, der Universität Zürich und den universitären Spitälern im Zuge der Partnerschaft «Hochschulmedizin Zürich», ist bereits ein starkes Netzwerk vorhanden. Die neue Professur soll dieses Netzwerk weiter stärken. Zudem wird die Schulthess Klinik der neuen Professorin oder dem neuen Professor Zugang zu ihrer klinikeigenen Forschungsgruppe und zu Forschungsinstitutionen von internationalen Sportverbänden gewähren.
Mit der engen Zusammenarbeit hoffen die Partner, Grundlagenforschung und Anwendung intensiver miteinander verknüpfen zu können. Erkenntnisse über die Wirkung von Sport auf die menschliche Physiologie sollen helfen, Bewegungstherapien künftig optimal auf Patienten abstimmen zu können, um Beschwerden zu lindern und darüber hinaus Erkrankungen vorzubeugen. Damit kann die neue Professur an die starke Grundlagenforschung in diesem Bereich anknüpfen, welche beispielsweise mit der Professur für Neuronale Bewegungskontrolle am Institut für Bewegungswissenschaften und Sport der ETH Zürich bereits ein festes Standbein hat. Die Besetzung der Professur «Physical Activity and Health» wird voraussichtlich Ende 2015 erfolgen.