Schluss mit Lustig
Guy Landolt startete gerade als Komiker mit einem Soloprogramm durch, als er völlig unerwartet zwei Schlaganfälle innerhalb von 24 Stunden hatte. Er verlor unter anderem seine Sprache. Dank hartem Training steht er nun wieder auf der Bühne.
«Wenn man, wie ich, vorher schon ein bisschen blöd war, dann kann ein Schlaganfall keinen so grossen Schaden anrichten», sagt Guy Landolt – und das Publikum lacht. Der Schweizer Komiker steht mit seinem neuen Programm «Schlagfertig» auf der Bühne. Keine Selbstverständlichkeit. Denn die beiden Schlaganfälle, die er vor dreieinhalb Jahren innerhalb von 24 Stunden hatte, schlugen eben doch ordentlich zu: Landolt war gelähmt, teilweise blind und konnte nicht mehr sprechen. «Ich habe meine Situation aber nie als schlimm empfunden», blickt er zurück. Er war in einer Art Trance. Genau beschreiben kann er diesen Zustand nach dem Schlaganfall nicht. Aber eine Sache ist ihm nachhaltig in Erinnerung geblieben: «Wenn ich die Augen geschlossen hatte, waren da keine Gedanken, eine tiefe Leere im Gehirn, einfach nichts.»
Das ist jetzt mehr als drei Jahre her. Mittlerweile wohnt Landolt in einer kleinen Zweizimmerwohnung in Zürich im dritten Stock – ohne Lift. Dank intensiver Physiotherapie kann er wieder sehr gut gehen. Rennen hingegen geht noch nicht, auch seine Hand will noch nicht so recht greifen. Bis auf einen kleinen Ausfall des Gesichtsfelds kann Landolt auch wieder normal sehen. «Niemand sagt mir, was ich noch erreichen kann. Kein Arzt wagt eine Prognose», sagt Landolt.
Grosse Schwierigkeiten bereitet ihm nach wie vor das Auswendiglernen. Für einen Komiker eine essenzielle Fähigkeit. Vor dem Schlaganfall war er mit Soloprogrammen in der Schweiz und in Deutschland unterwegs, hatte der vielen Engagements wegen sogar in Berlin gelebt. In der Schweiz verkörperte er beim Erfolgsmusical «Ewigi Liebi» gemeinsam mit seinen Kollegen des Trio Eden eines der drei Murmeltiere. Für die Wiederaufnahme zum Zehn-Jahre-Jubiläum hatte er auch schon den Vertrag unterzeichnet. Doch bevor es losging, stoppte ihn der Schlaganfall. Ein anderer Künstler schlüpfte in sein Kostüm.
Doch Guy Landolt hadert nicht. Er trainiert. Allen voran seine Stimme. Jeden Tag liest er mindestens eine Stunde laut vor. Es lohnt sich. Die Fortschritte sind enorm, die Ärzte positiv überrascht. Auch wenn er noch nicht wieder so deutlich artikulieren kann wie vor dem Schlaganfall. Dass er überhaupt wieder sprechen gelernt hat, macht es ihm möglich, wieder seiner Berufung nachzugehen und als Komiker auf der Bühne zu stehen: «Heute rede ich genauso, wie ich früher morgens um drei Uhr besoffen an einer Bar geredet habe.» Und wieder lacht das Publikum.
Die Reha-Initiative fördern
Gemeinsam mit Behindertenorganisationen, Kliniken, Behörden und Unternehmen arbeiten Forschende der ETH daran, eine umfassende Rehabilitation sicherzustellen. Donationen der Stavros Niarchos Foundation sowie zahlreicher Privatpersonen verliehen dem Vorhaben 2019 ergänzend zur Förderung durch die Wilhelm Schulthess-Stiftung einen grossen Schub. Die ETH sucht weitere Förderpartner.
Dieser Text ist in der aktuellen Ausgabe des ETH-Magazins Globe erschienen.