Sechs ETH-Forschende mit Advanced Grants ausgezeichnet
Der Schweizerische Nationalfonds hat als Ersatz für die wegfallende europäische Unterstützung Advanced Grants vergeben. Forschende der ETH Zürich haben besonders gut abgeschnitten. Sechs der 24 Grants gehen an die ETH.
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Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) hat im vergangenen Jahr Advanced Grants ausgeschrieben, zu denen sich etablierte Forschende von Schweizer Hochschulen für die Finanzierung eines zukunftsweisenden, originellen, bedeutenden oder zuweilen auch risikoreichen Projekts bewerben konnten. Von den 232 eingereichten Projekten hat der SNF deren 24 zur Finanzierung ausgewählt. Sechs davon sind Projekte von Professorinnen und Professoren der ETH Zürich.
Bei den SNF-Advanced Grants handelt es sich um eine Schweizer Ersatzmassnahme für die in den vergangenen Jahren vergebenen Advanced Grants des Europäischen Forschungsrats ERC. Diese galten wegen ihrer kompetitiven Vergabe innerhalb ganz Europas als bedeutende persönliche Auszeichnung für einen Forscher oder eine Forscherin, auch weil bei der Bewertung der akademische Leistungsausweis der letzten zehn Jahre mitberücksichtigt wird.
Im letzten Jahr stufte nun die Europäische Union die Schweiz herunter, von einem «assoziierten» zu einem «nicht-assoziierten» Drittstaat. Dies hat zur Folge, dass sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von Schweizer Hochschulen derzeit nicht mehr für die europäischen Advanced Grants bewerben können. Als Ersatzmassnahme hat der Schweizerische Nationalfonds im Auftrag des Bundes für die Forschenden an Schweizer Hochschulen die SNF-Advanced Grants geschaffen.
Die nun ausgezeichneten Forschenden werden mit je 2,1 bis 2,4 Millionen Franken unterstützt. Von der ETH Zürich sind dies folgende Personen und Projekte:
Hummeln schädigen Blätter von Pflanzen, wodurch die Pflanzen ihre Blütenbildung beschleunigen. Dies hat die Gruppe von Consuelo De Moraes, Professorin für biologische Kommunikation, kürzlich entdeckt. Sie wird nun die molekularen und biochemischen Mechanismen, die für dieses Phänomen verantwortlich sind, sowie dessen ökologischen Auswirkungen erforschen, zum Beispiel inwiefern der Effekt dazu beiträgt, dass den Lebenszyklus von Pflanzen und ihren Bestäubern zeitlich aufeinander abzustimmen.
Tilman Esslinger, Professor für Quantenoptik, wird mit Atomen, die auf extrem tiefe Temperaturen abgekühlt werden, künstliche Quantensysteme kreieren. Damit wird er nicht nur quantenphysikalische Wechselwirkungen der einzelnen Komponenten untersuchen, sondern auch deren geometrische Struktur (Topologie). Der Forschungsschwerpunkt liegt dabei auf dem Zusammenspiel von Wechselwirkungen und Topologie. Ziel ist, damit die Quantenphysik besser zu verstehen und nutzen zu können.
In biologischen Zellen muss sichergestellt werden, dass potenziell toxische Proteine nicht im Überschuss und nur in der korrekten Form vorhanden sind. Spezialisierte Zellfunktionen sorgen dabei für ein ideales Proteingleichgewicht. Ulrike Kutay, Professorin für Biochemie, wird diese Funktionen spezifisch für den Zellkern zu entschlüsseln versuchen. Dabei wird sie auch erforschen, wie das Proteingleichgewicht im Zellkern mit Krankheiten und sowie mit zellulären Alterungsprozessen zusammenhängt.
Mikroprozessoren und ihre Bestandteile werden immer kleiner, und es werden immer mehr Funktionalitäten auf einem Chip vereint. Neue Möglichkeiten wie die Wärmerückgewinnung oder die optische Kommunikation direkt auf einem Chip kommen dazu. Dies macht das Chipdesign immer komplexer. Mathieu Luisier, Professor für Rechnergestützte Modellierung von Nanostrukturen, wird in seinem Projekt einen rechnergestützten Simulator entwickeln, der den Entwurf von elektronischen Bauelementen vereinfachen und deren Fabrikationsprozess beschleunigen soll.
Karsten Weis, Professor für Zelluläre Dynamik, untersucht in seinem Projekt auf zellulärer Ebene Alterungsprozesse von Lebewesen. Dabei wird er insbesondere studieren, wie sich die Alterung auf die Biophysik (zum Beispiel die Viskosität) der Zellflüssigkeit auswirkt sowie auf die Präferenz von bestimmten Proteinen zu aggregieren, was in Verbindung steht mit mehreren altersbedingten Krankheiten. Die Forschung soll dazu dienen, neue Strategien für die Behandlung solcher Krankheiten und zur Verlängerung der Lebenserwartung zu entwickeln.
Kollagen ist das in Säugetieren am häufigsten vorkommende Protein und ist verantwortlich für die Stabilität von Geweben. Eine übermässige Vernetzung von Kollagenfasern tritt allerdings bei Krankheiten wie Atherosklerose oder Krebs auf. Helma Wennemers, Professorin für organische Chemie, wird spezielle Moleküle entwickeln, um mit bildgebenden Verfahren die Vernetzung der Kollagenfasern sichtbar zu machen. Damit möchte sie die Vernetzungsvorgänge nicht nur besser verstehen, sondern auch neue molekulare Werkzeuge für die Diagnose und die Therapie der entsprechenden Krankheiten bereitstellen.