Dennoch: Streng genommen sind diese Methoden nicht mathematisch präzis. Und: Für einige Phänomene sind sie an ihre Grenzen gestossen. «Normalerweise würde man erwarten, dass eine höhere Auflösung genauere Ergebnisse liefert», sagt Mishra. Anders gesagt: Bezieht man in eine Berechnung mehr einzelne Punkte aus Zeit und Raum ein, sollte der Fehler eigentlich kleiner werden und die berechneten Näherungswerte sollten die Realität besser abbilden. Doch bei stark turbulenten Flüssigkeiten funktioniert das nicht, wie Mishra zeigte. Im Gegenteil: Bei hoher Auflösung erzielte Ergebnisse stimmen dann überhaupt nicht mit den Ergebnissen von schwächer aufgelösten Berechnungen überein – sie konvergieren nicht, wie der Mathematiker sagt, sondern sehen komplett anders aus. «Das bedeutet auch, dass sich für solche Phänomene keine Vorhersagen berechnen lassen.»
Äusserst nützlich: zufällige Störungen
Darum haben Mishra und sein Team nach einer Möglichkeit gesucht, diese Schwierigkeiten beim Simulieren stark turbulenter Ströme zu überwinden, und zwar mit sogenannten statistischen Lösungen. Dazu haben die Forschenden das Problem «randomisiert», also den Zufall berücksichtigt: Sie erzeugten in den untersuchten Strömungen viele winzige, zufällige Störungen – und analysierten dann das gemittelte Ergebnis. «Das ist die Grundlage für statistische Lösungen», erklärt Mishra. «Wenn sich einzelne Messungen oder Experimente nicht konvergent verhalten, kann man sich stattdessen Durchschnittswerte anschauen.» Einfach ausgedrückt: «Bei turbulenten Strömungen sind die Details das Problem. Deshalb sieht man mit Durchschnittswerten mehr Struktur.»
Damit nicht genug: Zusätzlich müsse man auch berücksichtigen, dass die statistischen Eigenschaften von Strömungen an verschiedenen Orten im Raum voneinander abhängig seien, wie Mishra erklärt. Zum Beispiel beim Wetter: Die Temperatur in Zürich wirkt sich nicht nur auf nahe gelegene, sondern auch auf weit entfernte Orte aus, etwa auf die Temperatur in München. «Darum müssen wir anstelle einzelner Punkte die Korrelationen zwischen den Punkten untersuchen», sagt Mishra.
Lösung für turbulente und explosive Probleme
Soweit die Theorie. Wie sieht das nun in der Praxis aus? «Wir können solche statistischen Lösungen berechnen», sagt Mishra. Tatsächlich konvergierten die berechneten Mittelwerte nun mit höherer Auflösung, wie das Team erkannte. Und: Das galt nicht nur für spezifische Grössen, etwa die Dichte oder die Geschwindigkeit einer Strömung, sondern auch für die statistischen Abweichungen dieser Grössen und ihre Wahrscheinlichkeitsverteilung. «Bislang hat jede unserer Testsimulationen mit vereinfachten, zweidimensionalen Strömungen funktioniert.» Ob Mittelwerte, Abweichungen, Wahrscheinlichkeitsverteilung, Korrelationen –alle statistischen Werte konvergieren, und die erhaltenen Lösungen sind stabil.