Die Welt ernähren mit Integrated Vertical Farming
Die globale Landwirtschaft verbraucht heute 40% der gesamten Landfläche und 70% der Süsswasserreserven, um 8 Milliarden Menschen zu ernähren. Dies ist weder nachhaltig noch effizient - insbesondere angesichts der stetig wachsenden Erdbevölkerung. Das ETH-Spin-off Yasai erfand Integrated Vertical Farming, um Nahrung für alle zu produzieren, ohne die wertvollen Ressourcen der Erde zu zerstören.
Ein Interview mit Yasai Mitbegründer Mark Zahran
Mark, erklären Sie uns bitte, was Integrated Vertical Farming ist.
Integrated Vertical Farming hat seine Wurzeln in städtischen Gebieten, wo die Menschen Wege gesucht haben, um das ganze Jahr über mit weniger Wasserverbrauch und weniger Landbedarf qualitativ hochwertige, frische, lokale Lebensmittel zu produzieren. Integrated Vertical Farming basiert auf einer Kreislaufwirtschaft. Wir erfinden sozusagen das Konzept der städtischen Landwirtschaft neu. Durch Recycling und Wiederverwendung von Wasser, CO2 und Bioenergie können wir den Abfall der Städte für das Pflanzenwachstum in unseren vertikalen Landwirtschaftsbetrieben nutzen. Darüber hinaus reaktivieren wir alte Industriehallen und schaffen so neue Arbeitsplätze und Wertschöpfung. Integrated Vertical Farming zielt darauf ab, technologische und soziale Innovationen in einer Weise zusammenzuführen, die für die Erde und die Gesellschaft gleichermassen vorteilhaft ist.
Wie haben Sie Ihre Leidenschaft für die vertikale Landwirtschaft entdeckt?
Ich habe das Glück, weit gereist zu sein. Im Laufe der Zeit ist mir etwas Erstaunliches aufgefallen: Andere Länder haben eine grössere Vielfalt an Obst und Gemüse als wir hier in der Schweiz. Diese frischen und lokalen Produkte sind zudem oft schmackhafter als unsere. Vielen Menschen in der Schweiz ist nicht bewusst, dass unsere Tomaten nicht so gezüchtet werden, dass sie möglichst schmackhaft und nährstoffreich sind, sondern dass sie den Transport möglichst schadlos überstehen. Das halte ich für wenig sinnvoll. Aufgrund meines Architekturstudiums an der ETH Zürich und einschlägiger Lektüre über vertikale Landwirtschaft dachte ich, dass dieser Ansatz mittels raffinierten Bautechniken und unter Berücksichtigung von örtlichen Gegebenheiten verbessert werden könnte. So entstand die Idee des Integrated Vertical Farmings, das für die meisten frischen Lebensmittel wie Beeren, Gemüse, Kräuter und sogar Heilpflanzen geeignet ist.
Was ist das Hauptziel der integrierten vertikalen Landwirtschaft?
Bei Yasai setzen wir vertikale Landwirtschaft ein, um die Emissionen und Kosten des Transports zu reduzieren. Wir nutzen sie auch, um eine Kreislaufwirtschaft für den Anbau frischer Lebensmittel aufzubauen. So binden und nutzen wir beispielsweise CO2, um das Pflanzenwachstum zu fördern, und recyceln Wasser und seine Nährstoffe. Darüber hinaus verwenden wir unsere eigenen organischen Abfälle (wie bspw. ungeniessbare Pflanzenwurzeln) zur Energiegewinnung. Durch den Einsatz von LED Beleuchtung reduziert sich zudem der Energieverbrauch. Und schliesslich ist Integrated Vertical Farming weniger abhängig von qualifizierten Arbeitskräften; die Automatisierung ist sogar einer ihrer Erfolgsfaktoren.
Wo wollen Sie Integrated Vertical Farms installieren? Gibt es Grenzen oder Bedingungen, die für Ihre Lösung nicht ideal sind?
Unsere Lösung nutzt eine Kombination von vorhandenen Technologien, um vertikale Betriebe zu schaffen, die für die jeweilige Umgebung am besten geeignet sind. Dies funktioniert in der Wüste, in kalten Gebieten, in Städten und sogar im Weltraum. Im Grunde überall dort, wo es an fruchtbarer Erde oder frischem Wasser mangelt. In sehr heissen Gebieten, wie zum Beispiel im Nahen Osten, verwenden wir auch Sonnenkollektoren zur Energiegewinnung.
Was sind Ihre Ziele für 2020?
Wir stehen kurz vor dem Abschluss unserer Finanzierungsrunde zur Schaffung der ersten Integrated Vertical Farm in der Schweiz und sind sehr dankbar für die enorme Unterstützung, die wir erhalten haben. Wir beabsichtigen, unsere Angebote lokalen Einzelhändlern vorzustellen, damit sie ihren Kunden künftig nachhaltigere, frischere, gesündere und einheimische Lebensmittel anbieten können. Wir wollen zudem unser Team mit Pflanzenwissenschaftlern, Business Developers und Agronomen erweitern, um die ersten Betriebe zu betreiben.
Yasai ist ein global ausgerichtetes Unternehmen. Wir haben bereits eine Reihe von Kooperationspartnern, mit denen wir Projekte im Nahen Osten, in Lateinamerika und in Skandinavien planen. Gemeinsam können wir mit weniger Aufwand mehr herausholen.
ETH Spin-offs: Zahlen und Fakten
Seit 1996 wurden an der ETH Zürich 437 Spin-offs gegründet. ETH transfer, die Technologietransferstelle der ETH Zürich, unterstützt anerkannte ETH-Spin-offs im Gründungsprozess und in den ersten Jahren ihrer Tätigkeit.
Mit Hilfe des von der ETH Foundation finanzierten Pioneer-Fellowship-Programms können junge Forschende auf der Basis ihrer wissenschaftlichen Arbeit an der ETH Zürich innovative Produkte und Dienstleistungen entwickeln. Ein Pioneer Fellowship wird an junge ETH-Unternehmerinnen und -Unternehmer vergeben, die ein besonders innovatives Produkt oder eine Dienstleistung entwickeln wollen, das/die kommerziell und/oder zum Nutzen der Gesellschaft verwertet werden soll.
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