Manfred Fiebig wird die Stern-Gerlach-Medaille verliehen

Manfred Fiebig erforscht mit seiner Gruppe die Darstellung ferroischer Ordnungszustände mithilfe der nichtlinearen Laser-Optik. Nun wird der Physiker und Materialwissenschaftler mit der Stern-Gerlach-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft geehrt.

von Claudia Sigel
Manfred Fiebig - Materialwissenschaft ETH
Manfred Fiebig - Materialwissenschaft ETH   Bild: D-MATL

Manfred Fiebig, Professor für multifunktionale ferroische Materialien im Departement Materialwissenschaft der ETH Zürich, erhält die Stern-Gerlach-Medaille der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG). Dies ist die höchste Auszeichnung in Experimentalphysik, die die DPG zu vergeben hat.
Manfred Fiebig erhält die Medaille für die Entwicklung und Anwendung der nichtlinearen Optik als Methode zur Darstellung ferroischer Ordnungszustände. Als einzige Methode zur Sichtbarmachung bestimmter Ordnungen und deren Dynamik führte seine Forschung zu fundamentalen Fortschritten im Verständnis ferroischer Zustände und Materialien.

Licht und Materie – perfekte Partner

Jahrtausendelang war der Ferromagnetismus die einzige Form spontaner, so genannter ferroischer Ordnung, die der Menschheit bekannt war. Heute wird jedoch eine große Vielfalt magnetischer, elektrischer und elastischer Arten von ferroischen Zuständen diskutiert. Sie alle haben eine Eigenschaft gemeinsam: Die ferroische Ordnung bricht die Symmetrie des Wirtsmaterials. Nichtlineare, das heisst frequenzändernde kohärente optische Prozesse reagieren sehr empfindlich auf diese Symmetrieänderung. Selbst der einfachste nichtlineare optische Prozess, die Verdopplung der Lichtfrequenz, koppelt daher effizient an die ferroische Ordnung des Materials.

Das ermöglicht den Zugang zu wichtigen Eigenschaften des ferroischen Zustands, die für andere als nichtlinear-optische Techniken in der Regel unzugänglich sind. Darüber hinaus lassen sich sehr schnell ablaufende Prozesse in der Dynamik des ferroischen Zustands mit nichtlinearer Optik dahingehend untersuchen, wie schnell dieser Zustand umgeschaltet werden kann.

Insbesondere kann die Koexistenz verschiedener Arten von ferroischer Ordnung in den so genannten multiferroischen Materialien durch nichtlineare Optik im selben Experiment abgebildet werden. Die nichtlineare Optik wurde so zu einem unschätzbaren Werkzeug für die Analyse der magnetoelektrischen Kopplung von Domänen in Multiferroika als Materialien, die magnetische und ferroelektrische Ordnung vereinen. Bei den Multiferroika tragen diese laseroptischen Untersuchungen so zur Entwicklung von Materialien bei, bei denen der magnetische Zustand ohne den Einsatz von energie- und wärmeintensiven elektrischen Strömen gesteuert wird. In Anbetracht der Tatsache, dass Rechenzentren weltweit immer mehr Strom verbrauchen, könnte dies ein großer Vorteil sein.

"Ich bin meinen Mentoren für ihre selbstlose Unterstützung dankbar. Meiner Arbeitsgruppe danke ich für die tolle Zusammenarbeit. Licht und Symmetrie haben mich schon immer fasziniert und es ist schön, diese Faszination täglich mit gleichgesinnten Menschen teilen zu können. Die Stern-Gerlach-Medaille zeichnet sie genauso aus wie mich selbst."

Fiebig schloss sein Studium der Physik an der Universität Dortmund 1992 mit dem Diplom ab und promovierte 1996 an der gleichen Universität. Von 1997 bis 1999 war er JST Research Fellow an der Universität Tokyo in der Abteilung für Angewandte Physik. Im Jahr 1999 kehrte er an die Universität Dortmund zurück, wo er bis 2001 eine Nachwuchsgruppe leitete. Im Jahr 2001 wurde er an dieser Universität habilitiert. Von 2002 bis 2006 arbeitete Professor Fiebig als Heisenberg-Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) am Max-Born-Institut für Nichtlineare Optik und Kurzzeitspektroskopie in Berlin.

Im Jahr 2006 wurde er zum Professor für Experimentelle Festkörperphysik an die Universität Bonn berufen, eine Position, die er bis 2011 innehatte. Seit 2011 ist Manfred Fiebig Professor für Multifunktionale Ferroische Materialien am Departement Materialwissenschaft der ETH Zürich, wo er heute eine Gruppe von rund 20 Personen aus derzeit etwa 15 verschiedenen Ländern leitet. Seit 2021 ist er korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Mainz sowie Angehöriger des Forschungsrats im Schweizer Nationalfonds.


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