Ideenwettbewerb: Vom Liegesessel zur Bühne

Sessel, die auch Liegen sind und sich sogar als Bühne oder Skulptur eignen. Mit diesem Vorschlag haben zwei Studierende den «Ideenwettbewerb13» zur nachhaltigen Campusentwicklung an der ETH gewonnen.

Enzos
Im Museumsquartier in Wien kommen die «Enzos» gut an. In Zukunft sollen sie auch den ETH-Campus beleben. (Bild: Daniel Gebhart de Koekkoek/MuseumsQuartier)

Wie kann man den Campus noch weiter beleben und den Austausch zwischen den Studierenden und Mitarbeitenden an der ETH Zürich unterstützen? Wie lassen sich die Abfälle aus den Labors, Büros und Kantinen besser trennen und entsorgen, und was kann die ETH auf ihrem Campus für Fussgänger und Radfahrer noch mehr tun?

Zu den drei Themen Mobilität, Abfall, Begegnungsräume hat der Stab Veranstaltungen und Standortentwicklung (VS) zusammen mit der Abteilung Sicherheit, Gesundheit und Umwelt (SGU) und der Koordinationsstelle ETH Sustainability im Oktober 2013 den «Ideenwettbewerb13» ausgeschrieben.

«Um den Campus nachhaltig zu beleben, wollten wir die Ideen direkt bei den ETH-Studierenden und Mitarbeitenden abholen», sagte David Müller, der Leiter Veranstaltungen und Standortentwicklung an der ETH, am Montag an der Preisverleihung im HIL-Gebäude.

Möbel für echte Lieblingsplätze

Insgesamt 13 Ideen für die beiden ETH Standorte Hönggerberg und Zentrum haben Studierende und Mitarbeitende eingereicht. Gewonnen haben der Maschinenbaustudent Benedikt Ummen und Justus Söllner, ETH-Absolvent der Chemie. Für Ummen ist es übrigens keine Premiere: Er hat vor zwei Jahren bereits den Innovedum-Ideenwettbewerb für Studierende gewonnen (Eingabetermin für die nächste Runde ist der 1. März 2014!).

Justus Söllner
Mit seinem Konzept, den ETH-Campus durch flexible Möbel zu beleben, hat Chemie-Absolvent Justus Söllner den «Ideenwettbewerb13» gewonnen. (Bild: Giulia Marthaler/ETH Zürich)

Söllner und Ummen wollen den Campus mit Möbeln beleben. Die Möbel der Marke «Enzo», die ihnen als Vorbild dienen, haben die Form eines geknickten Bogens und lassen sich fast beliebig einsetzen: Als Sessel oder als Liege eignen sie sich ebenso wie als Schaubühne, als Gestaltungselement bei Veranstaltungen oder auch einfach als Skulptur.

Im Museumsquartier in Wien hat Söllner selber erlebt, dass die «Enzos» einen Platz attraktiver machen. Die Idee gefiel ihm und Ummen so gut, dass sie sie auf dem ETH-Campus einführen wollen. externe SeiteEntworfen hat diese Möbel der Wiener Künstler Josef Trattner, und im Museumsquartier der österreichischen Hauptstadt kommen sie seit Jahren beim Publikum gut an.

«Der Platz in Wien ist eigentlich recht trist und gleicht der Piazza auf dem Hönggerberg», sagt Justus Söllner, «was die Menschen dort anlockt sind die riesigen, farbigen Möbel. Ich habe sie selber beim Lesen ausprobiert. Sie sind attraktiv und bequem. Die ‹Enzos› werden die Piazza und die Polyterrasse in echte Lieblingsplätze der ETH verwandeln», sagt Justus Söllner.

Der Sessel dient auch dem Branding

Ganz neu ist die Idee nicht: So hat die ETH in der Vergangenheit bereits die «Roxel»-Möbel aufgestellt, die Studierende der Professur von Fabio Gramazio und Matthias Kohler entwarfen. Auch das Vorgänger-Modell von «Enzo», das leichtere «Enzi»-Modell aus Schaumstoff, wurde an der ETH schon erprobt.

Im Vergleich dazu ist das jetzt anvisierte «externe SeiteEnzo»-Modell nachhaltiger: Die «Enzos» sind – wie PET-Flaschen – aus Polyethylen gefertigt, und sie lassen sich gut recyceln, einfach reinigen, und mit einem Gewicht von 125 bis 145 kg kann man sie auch nur schwer entwenden.

«Wir wollten Projektideen, die sich rasch und wirkungsvoll realisieren lassen, und die Enzos erfüllen diese Vorgaben ausgezeichnet», sagt David Müller «Jetzt werden wir uns auf die Gestaltung konzentrieren und die Möbeln auf das ETH-Branding abstimmen.»

Das ist auch im Sinne der Projektverfasser: «Die Farben der Möbel können individuell bestimmt werden und so das Corporate Design der ETH endlich prominent im Campus implementieren», schreiben sie in ihrem Konzept. Nur bei der Benennung müssen die beiden Gewinner nochmals über die Bücher, «Verrichtungsmöbel» klingt noch nicht ganz gut.

Für ihre Möblierungsidee wurden die beiden Studenten mit einer Prämie von 3000 Franken belohnt. Zur Umsetzung hat die Schulleitung einen Betrag von höchstens 50‘000 Franken genehmigt. Gewinner und Stab VS klären nun Detailfragen ab. Läuft alles rund, so können die Möbel noch in diesem Sommer an den ETH Standorten Hönggerberg und Zentrum aufgestellt werden.

Abfalltrennung und nachhaltige Entsorgung

Auf den zweiten Rang kommt Ivelina Grozeva. Für ihr Entsorgungskonzept «ETH kompostiert!» erhält sie 2000 Franken. Den 3. Rang (1000 Franken) belegt Jürg Trachsel für sein Projekt «einheitlichi Ghüderchübel», das mit einheitlichen Abfalleimern den Müll besser trennen will.

Auch Ivelina Grozeva freut sich. Die Architektin hat soeben ihr Studium abgeschlossen. Seit dreieinhalb Jahren engagiert sie sich im Vereinsvorstand von Seed City, dem Gemeinschaftsgarten auf dem Campus Hönggerberg. Ihr Konzept behandelt die nachhaltige Entsorgung von kompostierbaren Abfällen.

«Das Thema, wie wir Abfälle reduzieren und durch Kompostieren wiederverwerten können, beschäftigt viele ETH-Angehörige. Daher eignet sich der ETH-Campus gut für einen Test, um in geschlossenen Kreisläufen zu denken und die Rohstoffe aus Abfällen möglichst lokal wiederzuverwerten», sagt sie.

Die Chancen, dass ihr Projekt umgesetzt wird, stehen gut: Laut David Müller fliessen alle sechs erstklassierten Ideen in die weitere Standortentwicklung ein.

Ausstellung zum «Ideenwettbewerb13»

Alle im Rahmen des «Ideenwettbewerbs13» eingereichten Ideenkonzepte werden im HIL-Gebäude (E-Stock) auf dem ETH Standort Hönggerberg ausgestellt. Die Ausstellung dauert vom 11. Februar bis zum 24. Februar 2014.

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