Himmelskörper werden von der Muse geküsst
Ein neues Gerät am Paranal-Observatorium in Chile liefert detaillierte Bilder zum Farbspektrum von Himmelsobjekten. Wissenschaftler erhoffen sich vom Instrument mit der Bezeichnung MUSE Hinweise auf ein von den Theoretikern postuliertes Netzwerk von fadenförmigen Gasgebilden im All.
In den vergangenen zehn Jahren wurde das neuste Instrument des Paranal-Observatoriums der Europäischen Südsternwarte (ESO) in der Atacamawüste im Norden Chiles geplant und gebaut. In den vergangenen Wochen wurde das Gerät mit dem Akronym MUSE (Multi Unit Spectroscopic Explorer) in Betrieb genommen und erfolgreich getestet, wie die ESO mitteilt. «Das Instrument erhöht die Lichtempfindlichkeit und die räumliche Auflösung von astronomischen Beobachtungen. Wir können damit mit einer kürzeren Belichtungszeit auch extrem schwach scheinende Lichtquellen in sehr weit entfernten Teilen des Universums beobachten», sagt Marcella Carollo, Professorin für Astrophysik. Das Institut für Astronomie der ETH Zürich ist eines von sieben europäischen Projektpartnern von MUSE. Geleitet wird das Konsortium vom Centre de recherche astrophysique der Universität Lyon.
Herzstück des Paranal-Observatoriums sind vier riesige Spiegelteleskope, die mit über acht Metern Durchmesser zu den weltweit grössten gehören. Eines dieser Teleskope wurde nun mit dem neuen Instrument ergänzt, das aus insgesamt 24 sogenannten Integralfeld-Spektrografen besteht. Mit diesen optischen Geräten kann das eintreffende Licht in sein Farbspektrum zerlegt und dieses gemessen werden. Damit ist es möglich, Bilder des Universums herzustellen, bei denen für jeden der 90‘000 Punkte des zweidimensionalen Bilds das komplette Farbspektrum bekannt ist.
Hinweis auf Materialzusammensetzung
Mit Hilfe der Zusatzinformation des Farbspektrums wird es möglich sein, die chemische und physikalische Zusammensetzung von Himmelskörpern zu erfassen. Und dank der Möglichkeit, mit MUSE auch von lichtschwachen oder dicht gedrängten Objekte Farbspektren zu erhalten, werden Wissenschaftler damit Vorgänge des frühen Universums beobachten können, wie etwa die Entstehung von Galaxien oder ihren supermassereichen Schwarzen Löchern.
So möchten die Forschenden des Instituts für Astronomie mit Hilfe von MUSE jene Teile des Universums durchforsten, die zwar sehr weit entfernt, aber gerade noch beobachtbar sind. Dort suchen sie nach bisher unbekannten Galaxien. «Ausserdem hoffen wir, dass wir mit dem Instrument das sogenannte kosmische Netz beobachten können», sagt Simon Lilly, Professor für Experimentelle Astrophysik. Damit wird eine grossräumige Netzstruktur von fadenförmigen Gasgebilden bezeichnet, die der astrophysikalischen Theorie zufolge das Weltall durchspannt, bisher jedoch nicht direkt nachgewiesen wurde.
Transport und Einbau von MUSE