Neue Ideen für die «IDEA League»

Mit der schwedischen Chalmers University kommt eine weitere Spitzenhochschule zur «IDEA League» hinzu. Die Zusammenarbeit im europäischen Hochschulverbund soll weiter ausgebaut werden und das gemeinsame Doktoratsprogramm geht in die zweite Runde.

Hafen Göteborg
Verstärkt durch die Chalmers Universität in Göteborg will die «IDEA League», der die ETH Zürich angehört, die Zusammenarbeit weiter ausbauen. (Bild: IDEA League)

Der Austausch der Schweiz mit Europa hat es seit dem Abstimmungsergebnis vom 9. Februar nicht eben leicht. In der Hochschullandschaft ist er jedoch ein Schlüssel zum Erfolg. Die 1999 gegründete «IDEA League» zeugt vom Willen, Erfahrungen über Grenzen hinweg miteinander auszutauschen und die europäische Zusammenarbeit in Forschung und Lehre zu stärken. Dem Netzwerk ohne bestimmte juristische Form gehören derzeit neben der ETH Zürich, die externe Seite TU Delft, die externe Seite RWTH Aachen und seit diesem Jahr auch die Chalmers University of Technology in Göteborg an.

«Die ‹IDEA League› ist sehr übersichtlich und verbindet europäische Hochschulen, die ein ähnliches Profil wie die ETH Zürich haben», sagt Christoph Niedermann vom Stab Rektor und Ansprechperson für die «IDEA League» an der ETH Zürich. Im Gegensatz zu anderen universitären Verbünden, stehe bei der «IDEA League» nicht das politische Lobbying im Vordergrund, sondern der Ideenaustausch – daher auch der Name.

Chalmers – schwedische Universität mit Weltruf

Seit der Gründung hat sich die Zusammensetzung des Netzwerks mehrmals verändert. Ende 2012 trat das Gründungsmitglied Imperial College London aus Budgetgründen aus. Ende 2013 verliess Paris Tech, Mitglied seit 2006, die «IDEA League», weil sich die Hochschule im Rahmen des neu geschaffenen Campus Paris Saclay neu organisiert. ETH-Präsident Ralph Eichler, welcher der «IDEA League» von 2012 bis 2013 vorstand, schaut entsprechend auf zwei bewegte Präsidialjahre zurück.

Neu zum Netzwerk hinzu kam dagegen per 1. Januar 2014 die externe Seite Chalmers University of Technology, mit welcher die ETH bereits früher in anderen Verbünden wie «CESAER» gute Beziehungen pflegte. Chalmers wurde 1829 gegründet und hat heute über 10'000 Studenten und 2500 Angestellte. Forschungsschwerpunkte sind Energie, Informations- und Kommunikationstechnologien, Life Sciences, Materialwissenschaften, Transport und Bau. Für Aufmerksamkeit sorgte die Universität unter anderem als Leading House des EU-Flagship-Projekts «externe Seite Graphene». «Mit Chalmers haben wir einen neuen Partner auf Augenhöhe gefunden», sagt Niedermann. «Das gegenseitige Interesse ist gross und die Kommunikation untereinander bereichernd.»

Die zweite Neuerung auf Anfang 2014 betrifft das Präsidium: Turnusgemäss übergab Ralph Eichler die Präsidentschaft der «IDEA League» an Ernst Schmachtenberg, den Rektor der RWTH Aachen.externe Seite

Vergrösserte Ansicht: Idea League Sport Event
Zu den beliebtesten Anlässen für Studierende der Partneruniversitäten gehören die «IDEA League Sports Events». 2013 fand er in Aachen statt. (Bild: Idea League)

«Summer Schools» und Doktoratsprogramme

Den Takt der «IDEA League» geben die halbjährlichen Treffen der Hochschul-Präsidenten vor. Gesprächsthemen sind die Qualität der Lehre, der Einsatz neuer Lehrtechnologien, die Teilnahme an EU-Förderprogrammen und der Austausch von Studierenden und Doktorierenden. Ein gemeinsames Angebot sind die Doktoratsprogramme. Ein erstes wurde 2012/13 zum Thema alternde Gesellschaft durchgeführt.

25 Doktorierende der Partner-Universitäten aus unterschiedlichen wissenschaftlichen Disziplinen haben daran teilgenommen. Höhepunkt des Programms war eine Reise nach Japan, wo die Überalterung schon viel weiter fortgeschritten ist als in Europa. Dort konnten die Doktorierenden erleben, wie Wissenschaft und Politik mit dem Thema umgehen.

Für 2014 ist ein weiteres Doktoratsprogramm geplant. Diesmal mit einem Fokus auf urbane Systeme. Vorgesehen sind Besuche in Singapur, wo die Städteplanung eine nationale Priorität ist, sowie in Guangzhou, einer rasch und wenig planmässig wachsenden chinesischen Grossstadt.

Zusätzlich zum gemeinsamen Doktoratsprogramm, bietet jede Partneruniversität für Studierende der «IDEA League» während den Semesterferien eine Summerschool zu einem bestimmten Thema an. Die ETH hat in diesem Zusammenhang ihre Cortona-Woche für die «IDEA League» geöffnet. Diese findet seit über 25 Jahren in der toskanischen Kleinstadt Cortona statt. Dort treffen sich Wissenschaftlerinnen, Studierende, Philosophen, Künstlerinnen, Psychologen, Musikerinnen und Mönche aus der ganzen Welt und setzen sich mit Naturwissenschaft und der Ganzheit des Lebens auseinander.

In Zukunft will die «IDEA League» in den Bereichen innovative Lehrprojekte und Talentförderung noch enger zusammenarbeiten und den Austausch von Studierenden weiter fördern. Eine Ausweitung des Netzwerks auf andere Hochschulen steht derzeit hingegen nicht im Vordergrund. «Wir wollen klein bleiben», sagt Niedermann. «Die gute Partnerschaft steht im Zentrum. Vier Hochschulen sind gut; fünf wären möglich.»

Trinationaler Master in angewandter Geophysik

Vergrösserte Ansicht: Joint Master in Applied Geophysics
Geophysik als Beispiel der Kooperation. (Bild: ETH Zürich)

Mit dem «Joint Master in Applied Geophysics» bieten die drei «IDEA League»-Partneruniversitäten TU Delft, RWTH Aachen und ETH Zürich einen gemeinsamen Masterstudiengang an, den keine Partneruniversität alleine anbieten könnte. Der spezialisierte Studiengang baut auf die jeweilige Expertise der drei Hochschulen in den Erdwissenschaften. Die Masterstudierenden besuchen während der zweijährigen Ausbildung nacheinander Module in Delft, in Aachen und in Zürich. Laut Christoph Niedermann ist das gemeinsame Masterprogramm inzwischen gut etabliert und ein voller Erfolg. Zudem hätten die beteiligten Hochschulen dabei viel Erfahrungen im Aufbau und der Administration eines Joint Masters gesammelt.

Mehr Informationen und Bewerbung unter: externe Seite www.idealeague.org/geophysics/index.

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