Die Hintergründe der Physik-Entdeckung des letzten Jahres

Die Wolfgang-Pauli-Vorlesungen, die nächste Woche an der ETH Zürich gehalten werden, haben die Entdeckung des Higgs-Bosons zum Thema. Drei massgeblich an der Arbeit beteiligte Cern-Wissenschaftler orientieren über die Hintergründe der Wissenschaftssensation.

Vergrösserte Ansicht: Redner der Pauli-Vorlesungen
Die drei Redner der Wolfgang-Pauli-Vorlesungen 2014: Peter Jenni, Gian Francesco Giudice und Lyn Evans (von links nach rechts). (Bilder: zvg)

Die Entdeckung des Higgs-Bosons letztes Jahr am Teilchenbeschleuniger LHC des Cern in Genf schlug hohe Wellen und darf wohl als die Physik-Entdeckung des Jahres 2013 bezeichnet werden. Grund genug für die ETH Zürich, sie zum Thema der diesjährigen Wolfgang-Pauli-Vorlesungen zu machen. Drei massgeblich an der Entdeckung beteiligte Cern-Wissenschaftler werden nächste Woche über deren Hintergründe referieren, in Vorlesungen, die sich sowohl an Wissenschaftler, Studierende und die Öffentlichkeit richten.

Es sind dies ein theoretischer Physiker, der erklären wird, was das Higgs-Boson für die Physiktheorie bedeutet, ferner jener Wissenschaftler, der die Entwicklung und den Bau des LHC leitete und schliesslich der Wissenschaftler, der lange als Projektleiter eines der beiden Grossexperimente amtete, mit denen das Higgs-Boson experimentell nachgewiesen wurde.

Giudice, Jenni und Evans

Der italienische Physiker Gian Francesco Giudice ist in der Abteilung Theoretische Physik des Cern tätig und beschäftigt sich vor allem mit der Physik bei sehr hohen Energien, wie sie bei der Entstehung des Weltalls vorhanden waren. Er ist Autor des populärwissenschaftlichen Buchs «Odyssee im Zeptoraum», in dem er die Physik des LHC unter anderem auch interessierten Laien näherbringt. In seiner Vorlesung am Montag wird er nicht nur erklären, welche Lücke das Higgs-Boson im Puzzle der Teilchenphysik füllt, sondern auch, welche neuen physikalischen Fragen seine Entdeckung nun aufwirft, etwa auch solche, die über das Standardmodell der Teilchenphysik hinausgehen und die sogenannte Supersymmetrie betreffen.

Der Schweizer Physiker Peter Jenni, Alumnus und Träger der Ehrendoktorwürde der ETH Zürich, war vom Projektstart in den 1990er-Jahren bis 2009 Projektleiter des Atlas-Experiments am LHC. Atlas ist einer von zwei Grossdetektoren am Teilchenbeschleuniger, mit denen der experimentelle Nachweis des Higgs-Bosons gelang (der andere Teilchendetektor ist CMS). Seit seiner Pensionierung als Cern-Wissenschaftler vor einem Jahr ist Jenni als Gastwissenschaftler an der Universität Freiburg im Breisgau tätig. Fokus seiner Vorlesung am Dienstag werden die Hintergründe der experimentellen Entdeckung des Higgs-Bosons sein.

Der britische Physiker Lyn Evans schliesslich leitete seit 1993 das Team, das den Teilchenbeschleuniger LHC am Cern entwickelte, baute und in Betrieb setzte. Derzeit ist er Gastprofessor am Imperial College in London. Bei seiner Vorlesung am Donnerstag wird der LHC selbst im Zentrum stehen, der als die komplexeste Forschungsanlage gilt, die je gebaut wurde.

Wolfgang-Pauli-Vorlesungen 2014

Die Wolfgang-Pauli-Vorlesungen sind eine seit 1962 jährlich stattfindende, dreiteilige Vorlesungsreihe. Sie sind abwechslungsweise der Physik, Mathematik und Biologie gewidmet. Im Rahmen der Wolfgang-Pauli-Vorlesungen präsentieren hervorragende Referenten ihre wegweisende Forschung. Benannt sind sie nach dem theoretischen Physiker und Nobelpreisträger Wolfgang Pauli, der von 1928 bis zu seinem Tod 1958 als Professor an der ETH Zürich wirkte.

Montag, 5. Mai 2014, 20.15 Uhr: Gian Francesco Giudice, «What the Higgs Boson teaches us about nature»
Dienstag, 6. Mai 2014, 20.15 Uhr: Peter Jenni, «The long experimental journey of the Higgs discovery at the LHC»
Donnerstag, 8. Mai 2014, 20.15 Uhr: «The Large Hadron Collider, a marvel of technology»

Alle drei Wolfgang-Pauli-Vorlesungen finden im Auditorium Maximum (F 30) im Hauptgebäude der ETH Zürich, Rämistrasse 101, statt. Sie werden auf Englisch gehalten und setzen keine Fachkenntnisse voraus.

Weitere Informationen: www.pauli-lectures.ethz.ch

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