Hochschulduell zum Jubiläum
Der Akademische Sportverband Zürich (ASVZ) feiert sein 75-Jahr-Jubiläum und begeht aus diesem Anlass ein Duell der Hochschulen. Wie der Verband gross wurde, was ihn heute beschäftigt und wer das Duell für sich entscheiden wird, sagt ASVZ-Direktor Lorenz Ursprung im Interview mit ETH News.
Der Akademische Sportverband Zürich ASVZ wird 75 Jahre alt. Das Gründungsjahr ist 1939. Ein Zufall, dass die Gründung im selben Jahr geschah, in dem der 2. Weltkrieg ausbrach?
Meines Erachtens ist das ein Zufall. Die Geschichte des Hochschulsports begann schon viel früher: Die ersten Akademischen Turnvereine wurden im frühen 19. Jahrhundert gegründet. Ein Meilenstein war 1919 die Gründung der Akademischen Sportkommission, einer Initiative von Studierenden der ETH und der Universität Zürich. Ihr Hauptproblem war, dass sie keine eigene Sportanlage hatte. Trainiert wurde unter anderem auf der Wässerwiese an der Rämistrasse. Mit dem Ziel, eine Sportanlage zu erhalten, schlossen sich 1939 die Sportkommission und die Sportplatzkommission zusammen und gründeten den ASVZ. Es dauerte aber 35 Jahre, bis der ASVZ dieses Ziel erreichte. Erst 1974 durfte der Verband die Sportanlage Fluntern einweihen.
Heute verfügt der ASVZ über zahlreiche Sportanlagen, beschäftigt über 1000 Trainingsleiter und -leiterinnen und hat 1,5 Mio. Besuchende im Jahr. Wo wird der Verband bei seinem 100. Jubiläum sein?
Er wird weiterhin sehr guten Sport anbieten. Unsere Entwicklung hängt natürlich auch davon ab, wie sich die Studierendenzahlen entwickeln. Die Teilnehmerzahlen beim ASVZ wachsen parallel zu den Studierendenzahlen an, sind jedoch in den letzten 20 Jahren überproportional stark gewachsen. Aus der Vergangenheit wissen wir zudem, dass die Teilnehmerzahl immer dann sprunghaft in die Höhe schnellte, wenn der ASVZ neue Sportanlagen eröffnen konnte.
Wie erklären Sie sich dieses überproportionale Wachstum?
Das hat mit dem Stellenwert des Sports in der Gesellschaft zu tun. Dieser ist in allen Bevölkerungsgruppen gestiegen, wobei die Studierenden zu den aktivsten Sporttreibenden gehören. Es sieht aber so aus, als ob wir es immer wieder schafften, ein wirklich attraktives Sportangebot bereitzustellen.
Auf dem Hönggerberg konnte der ASVZ vor wenigen Jahren ein neues grosses Sportzentrum in Betrieb nehmen, am ETH-Zentrum aber dürfte es langsam aber sicher eng werden.
Bereits jetzt ist es extrem eng. Dass der ASVZ 1977 die Polyterrasse als Sportanlage in Betrieb nehmen konnten, war ein Glücksfall. Geplant war anfänglich ein riesiger Hörsaal. Im vergangenen Jahr registrierten wir in der Polyterrasse allein 550‘000 Eintritte. Das ist mit Abstand die am meisten genutzte Sportanlage des ASVZ. Wir sind dort am Anschlag, wobei man auch schon vor fünf Jahren dachte, man sei am Anschlag.
Gibt es Hoffnung auf mehr Platz im Zentrum?
Unsere Hoffnungen ruhen auf dem Projekt Hochschulmeile (ETH Life berichtete). Ich erhoffe mir davon unter anderem mehr multifunktionale Räume, die der ASVZ als Krafträume, Arenen für Tanz, Group Fitness, Body Mind oder für den Kampfsport nutzen kann.
Seit wenigen Jahren dürfen auch Studierende und Angestellte der Zürcher Fachhochschulen die ASVZ-Angebote nutzen. Hat sich damit das Kapazitätsproblem nicht noch mehr verschärft?
Mit den Zürcher Fachhochschulen haben wir einen dritten starken Partner erhalten, der sich finanziell im gleichen Masse wie die Universität und die ETH beteiligt. Während aber die Uni und die ETH je zwei grosse Hochschulsportanlagen haben, hat die Fachhochschule bisher nur eine, jene an der Pädagogischen Hochschule, die aber auch nur zu gewissen Zeiten genutzt werden kann. In Winterthur, wo der Löwenanteil der Studierenden der Zürcher Hochschule der Angewandten Wissenschaften (ZHAW) angesiedelt ist, gibt es noch keine Hochschulsportanlage. Ein Bauprojekt ist aber unterwegs. Im Herbst 2015 wollen wir eine Industriehalle beziehen, in der wir sehr viele Sportangebote unter einem Dach anbieten können. Mit dem Neubau des Campus in ein paar Jahren auf dem Winterthurer Sulzerareal soll dann eine weitere Sportanlage entstehen.
Wer sind eigentlich die Sporttreibenden beim ASVZ?
Mehrheitlich sind es die Studierenden der drei Hochschulen. Fast 60‘000 lösen mit ihren Semestergebühren automatisch auch die ASVZ-Mitgliedschaft. Davon geben zwei Drittel an, die Sportangebote zu nutzen, über 20‘000 trainieren regelmässig bei uns. Zudem sind über 10‘000 weitere Personen im ASVZ dabei, vor allem Angestellte der Hochschulen und Alumni. Weil diese Mitgliedschaft freiwillig ist, gehe ich davon aus, dass die meisten die ASVZ-Angebote regelmässig nutzen. Eine interessante Entwicklung ist, dass wir im vergangenen Jahr bei den ETH-Angestellten einen Zuwachs von 33 Prozent verzeichnen konnten, ohne dass wir Werbung gemacht haben. Das ist von allen Teilnehmerkategorien die mit Abstand grösste Wachstumsrate.
Sie sind seit Juli 2012 Direktor des ASVZ. Bestätigen Ihnen diese Zahlen auch, dass Sie den richtigen Kurs fahren?
Ich glaube nicht, dass ich in der kurzen Zeit als Direktor einen derart grossen Einfluss hatte. Der Verband steht heute nur deshalb so gut da, weil sich viele Personen und Organisationen für ihn eingesetzt haben. Als ich den Posten übernahm, war der ASVZ kein Sanierungsfall. Wie in vielen anderen Organisationen auch gab es durch die prägende Arbeit langjähriger Mitarbeitender Bereiche, die stark entwickelt waren und andere, die etwas vernachlässigt wurden. Meine Aufgabe bestand darin, die Defizite in den vernachlässigten Bereichen zu verkleinern. Am Gesamtprodukt ASVZ änderte dies jedoch kaum etwas. Unser Auftrag ist und bleibt, allen Teilnahmeberechtigten ein gutes und vielfältiges Sportangebot bereitzustellen.
Der ASVZ begeht sein Jubiläum mit einem externe Seite Duell der Hochschulen, das in der ersten Maiwoche startet. Worum geht es?
Die Idee stammt vom «Gemeindeduell»: Zwei Gemeinden treten im friedlichen Wettstreit gegeneinander an und messen während einer Woche, wie oft ihre Bewohnerinnen und Bewohner Sport treiben. Die Gemeinde, die mehr Sporttreibende zählt, gewinnt. Wir schauen nun während einer Woche, wer von den beiden Zürcher Hochschulen sportlich aktiver ist. Auch alle Mitarbeitenden können während dieser Zeit beim ASVZ mitmachen und für ihre Hochschule Punkte sammeln.
Ihr Tipp: Wer gewinnt das Duell?
Die letzte Hochschulsportbefragung ergab, dass Uni- und ETH-Studierende beim ASVZ fast gleich viel Sport treiben. Insgesamt hat die Uni rund 1,2 mal mehr Angehörige, was sich in einem entsprechenden Umrechnungsfaktor niederschlägt, mit dem die Trainingsstunden von ETH-Angehörigen multipliziert werden. Fünf ETH-Studierende zählen also gleich viel wie sechs Uni-Studierende. Der Wetteinsatz der Hochschulen besteht darin, dass der Verlierer dem ASVZ die Einrichtung des neuen Kraftraums der Hochschulanlage Fluntern bezahlt. Ich hoffe, dass viele Hochschulangehörige für ihre Hochschule Sport treiben werden. Die Ausmarchung wird wohl knapp, ich denke, es wird bis zum letzten Tag spannend bleiben.
Der 49-jährige Lorenz Ursprung ist seit Juli 2012 Direktor des Akademischen Sportverbands Zürich (ASVZ). An der ETH Zürich erlangte er 1989 das Diplom zum Turn- und Sportlehrer, und er absolvierte danach ein Germanistik- und Philosophiestudium an der Universität Zürich. Vor seinem Amtsantritt als ASVZ-Direktor war er fast zehn Jahre beim Bundesamt für Sport (Baspo) in Magglingen tätig, davon sechs Jahre in der Geschäftsleitung.
75 Jahre ASVZ