Sonderabfallentsorgung an der ETH
An der ETH Zürich fallen jährlich rund 100 Tonnen Sonderabfälle an. Doch wo landen all die Chemikalien und Gefahrstoffe? Ein Augenschein aus der Sonderabfallentsorgungsstelle im HCI-Gebäude.
Mittwochnachmittag, 15 Uhr – im Untergeschoss des HCI-Gebäudes auf dem Hönggerberg herrscht Hochbetrieb. Menschen in Laborkitteln zirkeln Entsorgungswägelchen durch die Gänge, Flüssigkeiten schwappen in unscheinbaren Gefässen leise hin und her. Wir befinden uns in einer der drei Sonderabfallentsorgungsstellen der ETH, wo all das entsorgt wird, was im Hauskehricht und im Abwasser nichts zu suchen hat. Dazu gehören zum Beispiel Chemikalien, Tierkadaver und Glasabfälle aus den Labors.
100 Tonnen Sonderabfall pro Jahr
An der ganzen Hochschule fallen jährlich rund 100 Tonnen Sonderabfall an. Über die Hälfe davon, im vergangenen Jahr knapp 60 Tonnen, machen Lösungsmittel aus, die bei den unzähligen Laborversuchen täglich zum Einsatz kommen. In der Sonderabfallentsorgungsstelle im HCI werden die Lösungsmittel in zwei 3000-Liter-Containern gesammelt: die chlorierten im einen, die nicht-chlorierten im anderen. Ausgerüstet mit Handschuhen, Laborkittel und Schutzbrille, können die erfahreneren ETH-Angehörigen die Lösungsmittel selber in die Container pumpen. Wer zum ersten Mal mit dieser Aufgabe konfrontiert ist – etwa Studierende nach ihrem ersten Laborpraktikum – wird vom anwesenden Entsorgungsspezialisten des Stabs Sicherheit, Gesundheit und Umwelt (SGU) angeleitet. Rund einmal im Monat holt ein Zweikammer-Tankwagen die gesammelten Flüssigkeiten ab. Die chlorierten Lösungsmittel werden zur Hochtemperaturverbrennung geschickt, während die nicht-chlorierten in einer Zementfabrik als Diesel-Ersatz zur Energiegewinnung genutzt werden.
Eine weitere Entsorgungsstelle für Sonderabfälle befindet sich im Zentrum, genauer im CNB an der Universitätsstrasse, eine dritte ist ebenfalls auf dem Hönggerberg angesiedelt und befindet sich im HPL. Doch der grösste Teil der Sonderabfälle wird im HCI angeliefert. Darunter fallen neben den Lösungsmitteln auch Öle, Emulsionen, Sharps (spitze und scharfkantige Gegenstände) oder radioaktive Abfälle. Letztere werden je nach Strahlungsaktivität und Halbwertszeit noch einige Zeit in einem isolierten Raum zwischengelagert, bevor sie entsorgt werden können.
Auch Abfälle können wertvoll sein
Im HCI wird aber nicht nur zwischengelagert und entsorgt, sondern auch recycelt. «Dank unserer Separatsammlung von Fotochemikalien kann die Entsorgungsfirma mit Hilfe eines simplen Abscheidungsverfahrens jährlich bis zu zwei Kilogramm Silber zurückgewinnen», sagt Guido Krucker, der seit 12 Jahren die Sonderabfallentsorgung im HCI leitet. Der gelernte Chemikant hat das Entsorgungskonzept der ETH mitentwickelt und ist erste Anlaufstelle in Entsorgungsfragen. Unterstützt wird er dabei vom diplomierten Chemiker Martin Frei, der seit fünf Jahren als offizieller Gefahrgutbeauftragter der ETH für den Weitertransport der Gefahrgüter zuständig ist. Gemäss dem «Europäischen Übereinkommen über die internationale Beförderung gefährlicher Güter auf der Strasse» kennzeichnet Martin Frei dazu jeden Eimer, jeden Kanister, jeden Container mit den entsprechenden internationalen UN-Nummern und Gefahrzetteln.
Die genauen Standorte und Öffnungszeiten der Sonderabfallentsorgungsstellen sind hier nachzulesen. Während des Semesters bietet der Stab SGU monatlich Einführungskurse in die Sonderabfallentsorgung inklusive Führung durch die Entsorgungsstelle im HCI an. Alle Informationen dazu sind im SGU-Kurskalender zu finden.
Bildergalerie
Artikelserie zum Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz
Am 28. April ist Welttag für Sicherheit und Gesundheit am Arbeitsplatz; 2014 steht dieser Tag unter dem Motto «The Use of Chemicals at Work». Der Welttag ist eine Initiative der International Labour Organization (ILO), einer Sonderorganisation der Vereinten Nationen (UNO). Im Vorfeld des Welttags werden auf dieser Plattform in loser Serie mehrere Artikel zum Umgang mit Chemikalien an der ETH veröffentlicht. Auch die aktuelle Ausgabe des Mitarbeitermagazins life steht mit einem Porträt über den Stab SGU ganz im Zeichen der Sicherheit.