Die erfolgsversprechendsten Start-ups

Zehn Jungunternehmen wurden am Mittwoch im Rahmen des Businessplan-Wettbewerbs von Venture an der ETH Zürich ausgezeichnet. Darunter auch die beiden ETH-Start-ups Rqmicro und Versantis. Novartis-CEO Joseph Jimenez motivierte die Jungunternehmer, ihre Ziele hoch zu stecken.

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ETH-Start-up rqmicro erreichte den fünften Platz. (Bild: A. Della Bella / Venture)

Die Preisverleihung des Venture-Businessplan-Wettbewerbs muss für Investoren ein wenig wie vorgezogene Weihnachten sein: Hier präsentiert die Speerspitze der Schweizer Jungunternehmen ihre Ideen, viele mit dem Potential, unsere Welt – oder zumindest Teile davon – für immer zu verändern. SwissLeg zum Beispiel will kriegsversehrten und behinderten Menschen ein besseres Leben ermöglichen. Dafür entwickelt es auf den jeweiligen Körper zugeschnittene, hochqualitative Beinprothesen, die günstig und schnell produziert werden können. Gimball entwickelte eine Drohne für komplexe Umgebungen, die auch bei Kollisionen stabil in der Luft bleibt. Und Lunaphore arbeitet an der nächsten Generation der Tumoranalyse und -klassifizierung.

Die Jury, bestehend aus erfahrenen Unternehmern und Investoren, hatte die schwierige Aufgabe, aus 141 eingereichten Business-Plänen die zehn erfolgversprechendsten auszuwählen. Zwei Aspekte waren augenfällig: Sechs Start-ups entstammten den Life Sciences – der derzeitige Forschungsboom in Biotechnologie und Medizintechnik scheint sich auch bei innovativen Jungunternehmen niederzuschlagen. Und acht stammen aus dem Umfeld der beiden Eidgenössischen Technischen Hochschulen in Zürich und Lausanne.

Den mit 60`000 Franken dotierten ersten Preis des venture-Wettbewerbs entschied jedoch nicht ein Unternehmen aus den Life Sciences für sich, sondern L.E.S.S. (Light Efficient SystemS), das aus einer Doktorarbeit an der EPFL hervorgegangen war. Das Zweimann-Unternehmen hat eine ultra-dünne Lichtquelle entwickelt, die bald die LEDs; in unseren Smartphone- und Tablet-Displays ersetzen soll. Sie ist dünn wie ein Haar, braucht weniger Strom und könnte den Weg für kommerzielle flexible Displays ebnen.

Schnelldetektion und Universalmittel

Die ETH Zürich war mit zwei Start-ups unter den zehn Finalisten vertreten. Rqmicro (ETH-News berichtete) erreichte den fünften Platz und erhielt einen Check über 5000 Franken. Rqmicro hat eine Methode entwickelt, mit der Krankheitserreger, wie zum Beispiel Legionellen, in Wasser oder Nahrungsmitteln, mit Rekordgeschwindigkeit detektiert werden könne. Was früher bis zu drei Wochen dauerte, dauert mit der neuen Methode nur eine Stunde. Spitalabteilungen zum Beispiel müssten bei Verdacht auf Legionellen nicht mehr evakuiert und bis nach der Verfügbarkeit des Analyseresultats geschlossen werden.

Die ETH-Kollegen von Versantis schafften es mit ihrem universellen Mittel gegen Vergiftungen zwar nicht unter die besten fünf, waren mit dem Erreichten aber trotzdem zufrieden. «Vor dem Venture-Wettbewerb hatten wir eine gute Idee. Nun haben wir einen soliden Businessplan», sagte der Gründer Vincent Forster vom Institut für Pharmazeutische Wissenschaften. «Die vergangenen drei Monate waren intensiv und wir haben viel über Strategie, Planung und Organisation gelernt.» Dank der vielseitigen Wirksamkeit von Versantis neuartiger Behandlung, muss der Arzt bei einer Medikamentvergiftung oder Drogenüberdosis die ursächliche Substanz nicht mehr unbedingt kennen. Die dadurch eingesparte Zeit kann Leben retten.

Die vier Schlüssel zur Innovation

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Novartis-CEO Joseph Jimenez sprach über die Förderung von Innovation. (Bild: A. Della Bella / Venture)

Als Gastredner hatte Venture den Novartis-CEO Joseph Jimenez eingeladen. Jimenez gab den Jungunternehmern einen Einblick, wie bei Novartis Innovation gezielt gefördert wird. Jimenez ist überzeugt: «Innovation ist in unserem Blut». Es gelte sie nur mit den richtigen Rahmenbedingungen zu wecken. Dafür machte er vier Treiber aus: Ein Fokus auf Forschung mit entsprechend hohen Investitionen. So gingen 16 Prozent der Novartis-Verkäufe, also 9 Milliarden Dollar pro Jahr, wieder in die Forschung und Entwicklung. Wichtig sei zudem, dass Businessmodelle für den Verkauf der Produkte ständig weiterentwickelt und den veränderten Rahmenbedingungen angepasst würden. Weiter müssten die besten Leute für die Realisierung einer Ideen gefunden werden. Novartis wartet deshalb nicht bis Top-Forscher nach Basel kommen, sondern akquiriert diese in eigenen Forschungscampussen vor Ort, zum Beispiel in Massachusetts oder in Shanghai, wo ein solcher derzeit in Bau ist. Darüber hinaus gelte es die Kreativität der Mitarbeitenden durch die Gestaltung des Arbeitsplatzes zu stimulieren, so Jimenez. Genau dies ist die Idee hinter dem Campus in Basel, der von weltweit bekannten Architekten und Künstlern entworfen wurde.

Jimenez zeigte sich überzeugt: «In diesem Raum heute Abend gibt es Leute, die die Welt verändern werden.» Ihnen gab er basierend auf seinen Beobachtungen bei Novartis, einen Rat mit auf den Weg: «Das Problem von Entrepreneurs sind meist nicht zu hoch gesteckte Ziele, sondern Ziele, die zu einfach zu erreichen sind.»

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