Beziehungspflege MIT und ETH
ETH-Rektor Lino Guzzella nutzte eine Reise in die USA zur Beziehungspflege mit dem MIT. Im Gepäck bringt er ein Abkommen zum Studierendenaustausch und einige Ideen für gemeinsame Energieforschungsprojekte zurück nach Zürich.
Erst Washington, dann Boston: Dies waren die zwei Destinationen der „Swiss Delegation“, die in den letzten Tagen auf Einladung von Bundesrätin Doris Leuthard die USA bereiste. Mit von der Partie waren auch ETH-Rektor Lino Guzzella und Vertreter des Energy Science Center (ESC). Sie nutzten die Gelegenheit, um die guten Beziehungen zum Massachusetts Institute of Technology (MIT) zu pflegen und auszubauen. Zur Renommier-Universität an der US-Ostküste unterhält die ETH mehr als 70 individuelle Forschungskontakte; so viele wie mit keiner anderen US-amerikanischen Universität. Unter den Professorinnen und Professoren der ETH haben neun vorher am MIT gelehrt und geforscht. Eine Verbindung gibt es auch über das Global University Leaders Forum (GULF), einer Plattform führender Universitäten, an der sowohl das MIT wie auch die ETH Zürich beteiligt sind.
Nun unterzeichneten Lino Guzzella und MIT-Vizepräsident Claude Canizares ein Abkommen für den Studierendenaustausch. Das Abkommen ist im Moment noch auf ETH-Studierende aus dem Departement Maschinenbau- und Verfahrenstechnik begrenzt, soll in Zukunft aber auch noch weitere Departemente umfassen. Sowohl für das MIT wie für die ETH Zürich ist die Energieforschung von zentraler Bedeutung. Von beiden Institutionen wird erwartet, dass sie Antworten auf den geplanten Umbau der Energiesysteme in ihren Ländern finden und Technologien entwickeln, die eine nachhaltige und klimaschonende Energiepolitik in den nächsten Jahrzehnten ermöglichen.
Energiefragen gemeinsam anpacken

Der Abstecher in Boston brachte auch Gespräche zwischen dem ESC und der Energy Initiative des MIT ins Rollen, welche die beiden Kompetenzzentren möglicherweise näherrücken lassen. Dazu Robert Stoner, Deputy Director des MITEI: «Unsere Arbeit versucht die zentralen Energiefragen mit einem interdisziplinären Ansatz anzugehen und wir suchen nun nach Wegen, mit der ETH enger zusammenzuarbeiten. Die Themenpalette möglicher Projekte reicht von Gebäude- und Speichertechnologien über den Abbau von Kernenergieanlagen bis hin zum Bau von intelligenten und leistungsfähigeren Stromnetzen.
Das Interesse an einer Zusammenarbeit ist auf beiden Seiten des Atlantiks vorhanden: «Die Zeit ist reif, um die Kompetenzen von ETH und MIT für gemeinsame Forschungsprojekte nutzbar zu machen», sagt Christian Schaffner, Executive Director des ESC, nach den explorativen Gesprächen mit den Kollegen des MIT. Beide Universitäten hätten auf eine lange ingenieurwissenschaftliche Tradition und könnten sich auf interdisziplinäre Netzwerke abstützen. Ein Anfang für eine Verstärkung der Achse MIT-ETH in Lehre und Forschung ist gemacht. Weitere Schritte müssen nun folgen, damit aus den guten Ideen konkrete Zusammenarbeitsprojekte werden.
Kommentare
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Ich begrüsse Initiativen und die Zusammenarbeit mit renommierten amerikanischen Universitäten sehr. Wissenschaftlicher Ideenaustausch kann nicht nur im engen Korsett der EU stattfinden, wo politische Einflüsse und Ideen oft dominant daherkommen, siehe Erasmus+ und Horizon-Projekt, wo sich nun immer mehr Wissenschaftler fragen, was mit diesem gigantischen und milliardenschwerden Programm eigentlich gemeint ist, wo ein zu bauender Giga-Computer das menschliche Gehirn imitieren soll: Das wäre sozusagen auf einen Streich die Darstellung des biologischen Urknalls. Die EU ist meines Erachtens grössenwahnsinnig. Es fängt beim pausenlosen Gelddrucken an und hört selbst in der Wissenschaft nicht auf. Mit Freude lese ich von Austauschprogrammen mit der USA, Japan und anderen Unis.
Frau Bussmann, Sie nehmen in Ihrem Leserbeitrag Bezug auf das Human Brain Project der EU unter Federführung der EPFL. Diese hatte zuvor unter Förderung der Schweiz und der EU das Blue Brain Project durchgeführt. US-Präsident Obama hat Anfang 2013 die Brain Initiative angekündigt. Das Human Brain Project in Europa wie Brain Initiative in den USA sind millardenschwere Projekte, deren Dimension in den Wissenschaftlergemeinden beiderseits des Atlantiks ihre jeweiligen Befürworter und Kritiker besitzen. Dass indes ausgezeichnete technische Hochschulen global die Zusammenarbeit untereinander stärken, ist auf jeden Fall erfreulich.