Familiennachzug für Forschende und keine Kontingente für Studierende
Anfang Juli hat die Rektorenkonferenz CRUS das Konzept des Bundesrats zur künftigen Regelung der Zuwanderung besprochen. Die Rektoren vermissen ein klares Bekenntnis, dass Studierende nicht unter die Kontingente fallen.
Geht es nach dem Bundesrat sollen künftig für alle Personen aus dem Ausland, die sich ab einer Dauer von vier Monaten in der Schweiz aufhalten, jährlich Kontingente festgelegt werden. Das hat die Landesregierung am 20. Juni 2014 in ihrem Konzept zur Umsetzung des neuen Verfassungsartikels zur Zuwanderung vorgeschlagen. Sie hält darin fest, wie sie die Höchstzahlen und Kontingente festlegen will, mit denen die Zuwanderung in die Schweiz ab Februar 2017 gesteuert wird. Demnach will der Bundesrat den Verfassungsartikel, den die Schweizer Stimmberechtigten am 9. Februar 2014 angenommen haben, ab Februar 2017 strikt umsetzen.
Die Rektorenkonferenz der Schweizer Universitäten (CRUS) hat das Umsetzungskonzept des Bundesrats an ihrer jüngsten Plenarversammlung im Juli diskutiert. Die Universitätsrektoren sind sich laut Antonio Loprieno, Präsident der CRUS und Rektor der Universität Basel, der schwierigen Situation des Bundesrats bewusst.
«Aber um ehrlich zu sein: Wir sind zutiefst enttäuscht», sagt Loprieno im aktuellen Newsletter der CRUS. Im Frühling hatten die Rektoren und andere Vertreter von Bildung und Forschung ihre Anliegen dem Bundesamt für Migration mitgeteilt. Im Umsetzungskonzept wurden diese jedoch nicht aufgenommen.
Studierende nicht kontingentieren
«Meines Erachtens fehlen in diesem Konzept zwei zentrale Punkte», sagt Antonio Loprieno. Erstens äussert sich der Bundesrat nicht explizit dazu, ob auch ausländische Studierende kontingentiert werden sollen oder nicht. Laut dem CRUS-Präsidenten ist es für die Schweizer Universitäten selbstverständlich, dass Studierende nicht unter die Kontingente fallen dürfen: «Sie kommen nicht für eine lukrative Tätigkeit hierher und nehmen niemandem den Platz weg».
Zweitens unterscheidet der Bundesrat bei der Umsetzung nicht zwischen den einzelnen Branchen. Alle Fachkräfte kommen in einen Topf, wissenschaftliches Personal wird nicht differenziert. Für Loprieno ist aber klar, «dass Branchen mit hohen Innovationsgraden und hoher Wertschöpfung im Interesse des Landes bevorzugt behandelt werden sollten.»
Eichler: «Weiter für unsere Anliegen kämpfen»
Durch ausgezeichnete Rahmenbedingungen und langfristig angelegte Strategien konnten sich der Wissenschaftsstandort Schweiz und die ETH Zürich eine starke Position im internationalen Wettbewerb um die besten Forschenden erarbeiten. Zu den Voraussetzungen, damit das so bleibt, gehören - neben der Beteiligung an internationalen Netzwerken (Stichwort «Horizon 2020») und am internationalen Wettbewerb um prestigeträchtige Auszeichnungen wie den «ERC Grants» - auch gute Rahmenbedingungen für die Forschenden und ihre Familien.
ETH-Präsident Ralph Eichler begrüsst deshalb am Vorschlag des Bundesrates, dass der Familiennachzug für wissenschaftliche Mitarbeitende aus dem Ausland darin enthalten ist. «Nicht nur für Professorinnen und Professoren, auch für Doktorierende und Postdoktorierende ist der Familiennachzug sehr wichtig», sagt er und ergänzt, dass Studierende bis zum Master aus den Kontingenten ausgeschlossen sein sollten.
Die CRUS will nun in einem Brief an den Bundesrat ihren Argumenten noch einmal Gehör verschaffen. Das Konzept für die Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative wird in den nächsten Monaten in eine Botschaft an das Parlament übersetzt. «Wir werden dafür kämpfen, dass die Anliegen der Hochschulen darin besser berücksichtigt sind», ist Ralph Eichler entschlossen. «Denn letzten Endes kommen Bildung und Forschung der ganzen Gesellschaft zugute.»