«Hoselupf» auf der Polyterrasse
Der Schwinget @ Polyterrasse war ein Erfolg. Zum 75-Jahr-Jubiläum des ASVZ stiegen Studenten in die Zwilchhosen und massen sich im Schweizer Traditionssport. Höhepunkt war der Besuch der «Bösen».
Das Sägemehl ist überall: In den Haaren, den Ohren, den Kleidern. Nach jedem Gang wischen sich die Schwinger die braunen Späne vom Leib, einige waschen sich im bereitgestellten schwarzen Zuber das Gesicht. Hie und da kommt eine Gelenksalbe zum Einsatz. Rund 20 Studenten, darunter eine einzige Frau, haben sich für das Studi-Schwingen auf der Polyterrasse eingeschrieben.
An zwei Trainingstagen hat ein Mitglied des Zürcher Schwingklubs in der vergangenen Woche mit den Neulingen Schwünge wie den «Übersprung», «Hüfter» oder den «Buur» geübt. Am vergangenen Freitag aber gilt es ernst: Gang um Gang steigen die Amateure für jeweils vier Minuten in den mit Sägemehl ausgepolsterten Kreis und versuchen, sich mit Kraft und Technik gegenseitig auf den Boden zu schwingen.
Damit ein Sieg anerkannt wird, muss der Unterlegene vom Sieger mit mindestens einer Hand an den Schwingerhosen festgehalten werden und den Boden mit beiden Schulterblättern oder mindestens zwei Dritteln des Rückens berühren. Nach Ende des Kampfes hat der Sieger dem Verlierer die Sägemehlspäne vom Rücken zu wischen – so verlangt es die Tradition.
«Der Geruch meiner Kindheit»
«Ich mache aus Neugierde mit», sagt die 30-jährige Susanna Sluka, Biologie-Doktorandin an der Universität Zürich. Sie hat sich als einzige Frau dem Kampf gegen die Männer gestellt. «Ich mache Judo, dort hat es auch meistens mehr Männer. Ich bin das also gewohnt», sagt sie. In vier Runden schafft sie jedoch nur einmal ein Unentschieden. «Weil ich gegen einen Mann gekämpft habe, ist das schon ein Erfolg.»
Ein weiterer Teilnehmer ist der 23-jährige Psychologiestudent Samuel Studer. Er hat schon als Kind am Bubenschwingen teilgenommen und möchte das Erlebnis einmalig wiederholen. «Die Atmosphäre hier ist lässig», sagt er. «Der Geruch von Sägemehl erinnert mich an meine Kindheit.»
Studer ist zwar Anwärter auf den Schlussgang, den Wettkampf für sich entscheidet aber schliesslich Josias Wittwer im Zweikampf gegen Simon Brunner. Obwohl er Judo macht, hat es Brunner gegen den grösseren und rund 40 Kilo schwereren Wittwer aber nicht leicht. Kein Wunder: Der 20 Jahre alte Wittwer, der an der ETH Bauingenierwissenschaften studiert, schwingt schon seit 12 Jahren. Dennoch habe er aber kein leichtes Spiel gehabt, sagt er: «Weil die anderen Amateure sind, waren die Überraschungsmomente höher. Ein paar hatten eine ganz unkonventionelle Technik.»
Als Preis erhält Wittwer ein Kuhglocke. «Wir wollten ja einen Muni spenden, haben uns dann aber doch für die Glocke entschieden», so Moderator Renato Maggi vom ASVZ augenzwinkernd.
Schauschwingen der «Bösen»
Neben den Studenten im Sägemehl sorgten auch die Alphornbläser-Vereinigung Zürich-Stadt, der Trachtenchor Wiedikon und die Fahnenschwinger-Vereinigung Zürich für eine Schwinget-Atmosphäre, vor der einige überraschte Touristen freudig posierten.
Für einen Höhepunkt zum Abschluss sorgte das Schauschwingen der vier «Bösen» (so nennt man die Besten dieses Sports): Nöldi Forrer, Adi Laimbacher, Urban Götte und Christoph Bieri. Die stämmigen Männer zeigten dem Publikum eine Reihe von spektakulären Schwüngen. Auch Passanten und Studenten durften sich mit ihnen messen – doch keine Sorge: Mit diesen gingen die «Bösen» bedeutend sanfter um.
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