Roland Siegwart verlässt die Schulleitung als Fan der ETH

Fünf Jahre lang war der Robotiker Roland Siegwart in der Schulleitung für die Forschung und die Wirtschaftsbeziehungen verantwortlich. In diesen Tagen übergibt er das Vizepräsidium seinem Nachfolger Detlef Günther – als Fan der ETH Zürich.

Vergrösserte Ansicht: Roland Siegwart
«Ich war schon beim Eintritt in die Schulleitung ein Fan der ETH Zürich. Jetzt bin ich es überzeugter denn je», sagt Roland Siegwart. (Bild: Tom Kawara / ETH Zürich)

Die ETH Zürich begeistert Roland Siegwart heute noch mehr als 2010. Damals trat er als Vizepräsident für Forschung und Wirtschaftsbeziehungen die Nachfolge von Peter Chen an. Ende Jahr gibt er das Vizepräsidium ab. «Die Zeit in der Schulleitung war für mich sehr bereichernd. Ich konnte viel bewegen», hält Siegwart fest. Besonders beeindruckt hat ihn, wie engagiert und kompetent sich Forschende und Mitarbeitende für die Zukunft der Hochschule einsetzen. «Ich war schon beim Eintritt in die Schulleitung ein Fan der ETH Zürich. Jetzt bin ich es überzeugter denn je», sagt er.

In seine Amtsdauer fallen einige schöne Erfolge der ETH-Forschung: In der Schweiz erhielt die ETH in den Jahren 2010 und 2014 sechsmal die Leitung oder Co-Leitung eines Nationalen Forschungsschwerpunkts (NFS) zugesprochen sowie 2013/14 dreimal die Leitung eines nationalen Energiekompetenzzentrums (SCCER). Weiter koordinierten ETH-Forschende zwischen 2007 und 2013 27 europäische Forschungsprojekte, und sie erhielten insgesamt 76 ERC Grants.

Als Roboterforscher und Professor am Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik (D-MAVT) erlebte Roland Siegwart mit, wie die Ingenieurwissenschaften, die Biologie und die Medizin näher zusammenrückten. Als Mitglied der Schulleitung gestaltete Roland Siegwart diese Zusammenarbeit mit: So wurde 2012 der Verbund «Hochschulmedizin Zürich» lanciert, dem heute die Universität Zürich, die ETH Zürich und die Zürcher Universitätsspitäler angehören.

Das 2014 eröffnete Kompetenzzentrum «Personalisierte Medizin» vernetzt Forschungsgruppen an der Schnittstelle von Naturwissenschaften, Medizin und Technik. Auch der NFS «RNA und Krankheit», den die ETH co-leitet, verbindet sie mit medizinischen Fakultäten und der Industrie. Das neue Wyss Translational Center Zurich – kurz WTZ – passt ebenfalls in dieses Bild: Das am Freitag dank einer Donation gegründete Zentrum der ETH Zürich und der Universität Zürich will mit einem interdisziplinären Ansatz die Entwicklung und Anwendung innovativer medizinischer Therapien und Robotiksysteme beschleunigen.

Forschungsnetzwerke etabliert

Das Beispiel des Kompetenzzentrums «Personalisierte Medizin» verdeutlicht gut, wie sich Grundlagenforschung und technische Entwicklung gegenseitig verstärken: Die Anwendung computergestützter Verfahren zur Analyse des menschlichen Erbguts (sogenannte DNA-Sequenzierung) hat die biologische Forschung revolutioniert. Im Rahmen des Kompetenzzentrums wird diese Technik nun für die Medizin erschlossen und soll personalisierte Therapien ermöglichen.

Die zunehmende Bedeutung der Technologie für die Forschung zeigt sich auch darin, dass die ETH Zürich während Roland Siegwarts Amtsdauer verschiedene departementsübergreifende Technologieplattformen eingerichtet und weiterentwickelt hat (zum Beispiel das Binning und Rohrer Nanotechnologiezentrum in Rüschlikon oder das Zentrum für Licht- und Elektronen-Spektroskopie ScopeM). «Die Plattformen erleichtern besonders jungen Forschenden den Einstieg in die Laufbahn. Sie können ihre Forschung rasch anfangen, da sie die Infrastruktur nicht zuerst selber aufbauen müssen», sagt Roland Siegwart. Zudem stärken Plattformen die interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Lücke zur Unternehmensgründung schliessen

Um Studierende und Forschende auch auf dem Weg ins Unternehmertum zu unterstützen, hat die ETH unter Roland Siegwart ihre Instrumente zur Nachwuchsförderung mit den «Pioneer Fellowships», und dem «Innovation & Entrepreneurship Lab» ergänzt. «Indem wir Studierende und Doktorierende, die eine neue Idee entwickelt haben und Unternehmergeist zeigen, in ihren ersten Schritte Richtung Marktumsetzung unterstützen», erklärt Roland Siegwart, «verringern wir die Lücke, die noch zwischen der Forschungs- und der Unternehmungsgründung besteht.»

Ein grosses Anliegen war Roland Siegwart die Zusammenarbeit mit der Industrie: Mit dem Industry Day und den «Partnership Councils» für Welternährung, Risikomanagement, Energie, Fertigungstechnik, Informationssicherheit und nachhaltiges Bauen führte die ETH neue Plattformen für den regelmässigen Austausch der Professuren mit der Wirtschaft ein. Dieser Austausch gibt beiden Seiten neue Impulse für weitere Forschung und Technologieentwicklung. Ein Highlight sind für Siegwart die Zürcher Wissenschaftstage Scientifica: «Den Dialog mit der Bevölkerung erlebe ich als sehr bereichernd.»

ETH-Fan aus Überzeugung

Die Stellung der Schulleitung in der ETH sieht Siegwart heute gestärkt: «Wir haben unsere Entscheidungen als Team gefällt und im Dialog mit den Departementen Vertrauen aufgebaut.» Nun freut er sich, nochmals ganz in die Robotikforschung eintauchen zu können. «Für die Forschung ist es optimal, wenn es nach fünf bis acht Jahren einen Wechsel in der Schulleitung gibt. Das macht den Weg frei für neue Impulse.»

Fünf Jahre war Roland Siegwart Mitglied der Schulleitung. In diesen Tagen übergibt er das Vizepräsidium seinem Nachfolger.

Eine Kurzfassung dieses Artikels erschien zuerst in Life, dem Magazin für die ETH-Community.

Lesen Sie den Artikel zum Abschied von ETH-Präsident Ralph Eichler sowie den Artikel zum Nachfolger von Roland Siegwart als Vizepräsident Forschung und Wirtschaftsbeziehungen, ETH-Professor Detlef Günther.

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