ETH-Hauptgebäude bekommt einen neuen Vorplatz
Eine stärkere Abgrenzung zur Strasse hin und verkehrsberuhigte Lichthöfe: Das Hauptgebäude der ETH Zürich erhält einen neuen Vorplatz. Von 2018 bis 2019 plant die Hochschule eine Sanierung unter laufendem Betrieb.
Der neu gestaltete Rämihof, der Vorplatz der ETH Zürich zur Rämistrasse hin, soll künftig einen angenehmeren Aufenthalt ermöglichen und repräsentativer werden. Um das zu erreichen, werden die Kolonnaden – auch Portiken genannt – an den seitlichen Eingängen verlängert, so dass der Hof stärker von der Strasse getrennt wird. Mit dieser Idee hat das Projekt «Kameliendame» des Zürcher Büros Boltshauser Architekten die Jury des Architekturwettbewerbs überzeugt. Die eine Etage tiefer liegenden Lichthöfe auf beiden Seiten des Haupteingangs, die heute als Ein- und Ausfahrt zur Parkgarage sowie als Parkplatz dienen, werden zudem verkehrsberuhigt und damit aufgewertet.
Die Aufgabenstellung des im März 2015 ausgeschriebenen Wettbewerbs war klar formuliert: Die Eingangssituation des Hauptgebäudes soll als Hauptadresse der Hochschule diesem Anspruch auch gerecht werden. Da die darunterliegende Rämihof-Garage saniert werden muss, soll auch der Eingangshof neu gestaltet und angemessen aufgewertet werden – dies natürlich im Einklang mit der prägenden Architektur des Hauptgebäudes. Zudem legte man im Wettbewerbsprogramm Wert auf die schwellenlose Zugänglichkeit und eine repräsentative Vorfahrt.
«Nächstes Jahr veranstaltet die ETH Zürich den Cybathlon, bei dem Menschen mit Behinderung im Zentrum stehen. Ein solches Projekt sensibilisiert zusätzlich – zum Beispiel für die Bedürfnisse von Menschen im Rollstuhl. Die ETH achtet auch bei historischen Bauten auf die bestmögliche Zugänglichkeit», sagt Roman Boutellier, Vizepräsident für Personal und Ressourcen und Vorsitzender der Jury.
Eindrücklicher Eingangshof
Insgesamt sieben Teams wurden nach der Präqualifikation eingeladen, einen Wettbewerbsbeitrag einzureichen. Das Projekt «Kameliendame» ging als Sieger hervor: «Überzeugend ist neben der Aufwertung der Lichthöfe vor allem die Neugestaltung des Übergangs zur Rämistrasse mit einem eindrücklichen Eingangshof und einem der Institution ETH würdigen Zugang zum Hauptgebäude», heisst es im Bericht der neunköpfigen Jury. «Nur wenige Teams hatten den Mut, den Vorplatz grundsätzlich zu verändern», sagt Boutellier. «Das Projekt wurde nach intensiven Diskussionen einstimmig ausgewählt.»
Ursprüngliche Ideen von Gustav Gull
Positiv bewertet hat die Jury auch die Wiederaufnahme und Neuinterpretation zweier ursprünglicher Ideen des Architekten Gustav Gull: die Verlängerung der seitlichen Portiken, um den «Ehrenhof» räumlich zu definieren, sowie die Installation von zwei Brunnenanlagen. Gull hatte zwischen 1914 und 1925 das von Gottfried Semper erbaute Hauptgebäude unter anderem durch die Kuppel und die seitlichen Flügel erweitert.
Ab 2016 startet der Infrastrukturbereich Immobilien der ETH Zürich mit der Projektierung. Die Sanierung ist von 2018 bis 2019 unter laufendem Betrieb geplant.
Neugestaltung des Rämihofs



Kommentare
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Das Projekt „Kameliendame“ finde ich grundsätzlich eine sehr schöne Idee. Es macht einen gefälligen Abschluss zur Strasse hin. Reizvoll finde ich auch die Oberlichter, die dem Dach ein wenig Lockerheit verleihen. Schade ist jedoch, dass die runden Bogen der Portiken in den Verlängerungen nicht aufgenommen werden, dadurch wirken die Verlängerungen meiner Ansicht nach wie angesetzt und nicht organisch mit den bestehenden Gebäudeteilen verbunden.
Freue mich schon darauf!
Schönes Projekt. Nur schade, dass Ernst Gisels Vorschlag einer verglasten Kuppel mit Sonnenkollektoren vom damaligen Denkmalpfleger Nievergelt (ein Studienkollege im '69!) totgeschlagen worden ist...
Ja dann: Sonnenkellektoren auf die "Kameliendame", da sie Elephantiasis zu haben scheint hält sie das Gewicht sicher trotzdem gut aus. Aber nicht dass dadurch noch ein Laborplatz weniger finanziert wird. Dann besser vielleicht eine Minikunsteisbahn à la Minigolf obendrauf. Das soll unterhaltend sein, was durch Konrad Adenauer seelig populär dokumentiert ist.
Das klingt nach einer interessanten, mir unbekannten Geschichte zum Hauptgebäude. Wir würden uns über einen Artikel oder Quellen für einen Artikel in unserer Fachzeitschrift Blitz (vom Akademischen Maschinen- und Elektro-Ingenieur Verein AMIV) freuen.
Die Idee mit den verlängerten Portiken gefällt mir sehr gut. Ich bedaure aber, dass heute bei Renovationen von historischen Bauten immer mit minimalistischer Architektur kontrastiert werden muss. Warum kann nicht der Stil der historischen Portiken weitergeführt werden?
Das Projekt "Kameliendame" gefällt mir sehr gut. Es ist sehr ansprechend, modern und passt zum historischen Teil der ETH. So wird ETH Hauptgebäude einen würdevollen Vorplatz erhalten,der die Bedeutung der ETH unterstreicht. Ich freue mich für das Architektenteam Boltshauser.