Neue Sicht auf die Welt
Der «Schweizer Weltatlas» ist in einer vollständig überarbeiteten Neuauflage erschienen. Neben den typischen topografischen Reliefkarten findet man darin auch Karten zu aktuellen globalen Themen wie Umwelt, Energie und Konflikte.
Der «Schweizer Weltatlas» begleitet seit 1910 Generationen von Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe durch den Geografieunterricht. Dabei vermittelt er nicht nur ein umfassendes Bild der Erde, sondern zeigt auch die spezifische Geografie der Schweiz. Jetzt ist das beliebte Lehrmittel in einer vollständig überarbeiteten Neuauflage erschienen. Die Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), welche den Atlas herausgibt, hat die Neuauflage heute erstmals der Öffentlichkeit präsentiert.
Lorenz Hurni, Professor am Institut für Kartografie und Geoinformation der ETH Zürich, hat gemeinsam mit seiner Forschungsgruppe den «Schweizer Weltatlas» redaktionell betreut. Im vollkommen neu konzipierten Einführungsteil geben die Forschenden Einblick in ihr Handwerk und erläutern erstmals, wie sie raumbezogene Daten erheben, redigieren und zu anschaulichen Karten verarbeiten. So sollen die Schülerinnen und Schüler auch lernen, wie eine Karte entsteht und wie man sie liest und nutzt.
Neue Karten dank neuen Daten
«Wir haben grosse technologische Fortschritte gemacht, wenn es darum geht, Daten zu erheben und aufzubereiten. Dies ermöglicht es uns, ganz neue Arten von Karten zu entwickeln», erklärt Hurni. Beispiele für solch neu konzipierte Karten gibt es im Altas eine ganze Reihe: So haben Hurni und sein Team weltweit die Wirtschaftskraft städtischer Zentren berechnet und in neu gestalteten Wirtschaftskarten dargestellt. Weiter werden die wichtigsten Rohstoffabbaugebiete der Welt und die Intensität der landwirtschaftlichen Nutzung mit den Anteilen von Acker- und Weidewirtschaft gezeigt. Die Wirtschaftskarte der Schweiz enthält zudem eine detaillierte Aufschlüsselung nach einzelnen Branchen. Die Pharmaindustrie ist – nicht weiter verwunderlich – in Basel besonders häufig anzutreffen, die Finanzdienstleistungen konzentrieren sich hingegen in Genf, Lugano und Zürich.
Auch aktuelle Themen wie Umwelt, Energie, Naturgefahren oder Konflikte bildet der Schweizer Weltatlas teilweise erstmals in thematischen Karten ab. Zudem ergänzen hochaufgelöste Satellitenbilder von charakteristischen Landschaftsformen die klassischen Reliefkarten von Europa und Asien. Eine Weltneuheit ist die Karte vom Mount-Everest-Gebiet: Sie enthält eine aus einem digitalen Geländemodell vollkommen automatisch erzeugte Felsdarstellung im Stil der Schweizer Landeskarten. Roman Geisthövel entwickelte diese neuartige Rendering-Methode im Rahmen seiner Doktorarbeit in der Gruppe von Lorenz Hurni.
Online ergänzt Print
Der gedruckte Atlas wird komplettiert durch eine Website mit zusätzlichen Materialien und Kommentaren. Interaktive Programm-Tools ergänzen die Karten und Infografiken und erlauben einen dynamischen, teilweise sogar dreidimensionalen Zugang zu spezifischen Themen wie der Form der Erde, den Kartenprojektionen oder der scheinbaren Bewegung der Sonne am Himmel. Dies ist insbesondere auch für Lehrkräfte, die den Atlas im Unterricht spielerisch einsetzen möchten, ein grosser Zusatznutzen. Der Schweizer Weltatlas ist eines der ersten Geografielehrmittel, welches auf den neuen Lehrplan 21 abgestimmt ist.