Tanz der Sterne
Astronomen der ETH Zürich haben gestochen scharfe Bilder einer turbulenten Sternenbeziehung im Doppelsternsystem R Aquarii geschossen, rund 650 Lichtjahre von der Erde entfernt.
Unter der Leitung von Hans Martin Schmid, Professor am Institut für Teilchen- und Astrophysik der ETH Zürich, hat eine internationale Forschergruppe spektakuläre Bilder von R Aquarii aufgenommen, einem Doppelsternsystem im Sternbild Aquarius, das nur 650 Lichtjahre von der Erde entfernt ist – astronomisch gesehen also ein enger Nachbar. Während sich die meisten Binärsterne an einem eleganten «Gravitationswalzer» beteiligen, gleicht der Tanz von R Aquarii eher einem Tango zwischen zwei leidenschaftlichen und eigenwilligen Liebhabern.
Das Bild zeigt in der Mitte links einen roten Riesen, eine Art pulsierender Stern, der als Mira-Variable bekannt ist. Rechts erkennt man seinen Tanzpartner, den weissen Zwerg, einen kleineren, heisseren und dichteren Stern, der dem roten Riesen ständig die Materie entzieht. Das eingefangene Gas windet sich dann in einer Art Scheibe zum weissen Zwerg, der wiederum senkrecht zur Scheibe zwei Gasstrahlen erzeugt, aus denen die Wolken entstehen.
Gelegentlich sammelt sich auf der Oberfläche des weissen Zwergs genügend Materie, um eine thermonukleare nova-ähnliche Explosion auszulösen, die große Mengen an Materie ausstösst. Die Überreste vergangener Nova-Ereignisse sind in der schwachen interstellaren Wolke aus Staub und Gas zu sehen, die R Aquarii umgibt.
Hans Martin Schmid beschreibt den Moment, als sie die Beobachtung festhielten: «Mein Team und ich haben unser Instrument am Teleskop getestet und kalibriert, als wir R Aquarii als Testziel gewählt haben. Zuerst dachten wir, dass sich etwas in unseren Instrumenten verschoben hatte. Aber dann stellten wir fest, dass das, was wir sahen, ganz real war, und dass das Zentrum zwei Sterne umfasste. Wir waren erfreut, dass unsere Instrumente nicht nur gut funktionierten, sondern dass das Zimpol-Sphere-System Pixelbilder mit der höchsten Auflösung liefert, die derzeit in der Astronomie verfügbar sind».
R Aquarii war für die Astronomen eine ideale Gelegenheit, die Fähigkeiten des Zürcher Bildpolarimeters (Zimpol) zu testen, einer Komponente an Bord des Planetensuchgerätes Sphere. Die Ergebnisse übertrafen die bisherigen Beobachtungen aus dem Weltraum.