Neun neue Professuren
Der ETH-Rat hat – erstmals auf Antrag des neuen ETH-Präsidenten Joël Mesot– neun neue ETH-Professorinnen und -Professoren ernannt, respektive befördert. Sechs dieser Professuren sind in der Biologie und Biomedizin angesiedelt. Der Frauenanteil ist erneut hoch: über 40 Prozent.
Mit der aktuellen Runde von Ernennungen erweitert die ETH ihre Forschungs- und Lehrkompetenz in den Gesundheitswissenschaften, der Bioinformatik und der Biomedizin. Sechs der neun Berufenen, beziehungsweise Beförderten arbeiten in diesen Gebieten. In der Mathematik wird das Gebiet der Geometrie gestärkt, in der Physik der Bereich Sonnenphysik. Mit einer weiteren Berufung baut die ETH Zürich die bereits bestehende Spitzenposition in der Erforschung von Grenz- und Oberflächen aus. Vier der neun ernannten Professorinnen und Professoren sind Frauen.
Der ETH-Rat hat an seiner aktuellen Sitzung ausserdem zwei ETH-Professorentitel verliehen und den Rücktritt von einer Professorin und acht Professoren der ETH zur Kenntnis genommen. Die Ernennungen in Kürze:
Prof. Dr. Niko Beerenwinkel (*1973), zurzeit ausserordentlicher Professor an der ETH Zürich, zum ordentlichen Professor für Rechnergestützte Biologie. Niko Beerenwinkel ist ein führender Forscher im Bereich der bioinformatischen und biomathematischen Krebsforschung. Seine Arbeiten haben zu einem tieferen Verständnis der Heterogenität und Evolution von Mutationen innerhalb einzelner Tumoren geführt, was wertvolle Information für die zukünftige Entwicklung neuer Krebstherapien liefert. Niko Beerenwinkel engagiert sich auch stark in der Ausbildung in der klinischen Bioinformatik. Zudem setzt er sich auf vielfältige Weise für die ETH Zürich ein, unter anderem als Mitbegründer des Kompetenzzentrums für Personalisierte Medizin und seit Februar 2019 als Departementsvorsteher.
Dr. Valentina Boeva (*1981), zurzeit Gruppenleiterin an der Université Paris Descartes, Frankreich, zur Tenure-Track-Assistenzprofessorin für Biomedizininformatik. Valentina Boeva entwickelt Analysealgorithmen, mit denen Veränderungen in der Erbinformation und der epigenetischen Prägung in Tumoren untersucht werden und die zu einem vertieften Verständnis der Krankheit beitragen. Dabei kombiniert sie Methoden des Maschinellen Lernens, der Statistik und der Molekularbiologie, um die Rolle der epigenetischen Modifikationen in der Krebsentstehung und -entwicklung zu entschlüsseln. Mit ihrem Wissen im hochaktuellen Forschungsgebiet der Krebsepigenetik verstärkt Valentina Boeva den Schwerpunkt Medizininformatik im Departement Informatik massgeblich.
Dr. Peter Feller (*1986), zurzeit Postdoktorand an der ETH Zürich, zum Assistenzprofessor für Mathematik. Peter Feller konzentriert sich auf die Gebiete Geometrie und Topologie. Er erforscht unter anderem topologische Oberflächen, die im vierdimensionalen Raum eingebettet sind, sowie Singularitäten komplexer algebraischer Kurven und die damit verbundene Knoten-Theorie. Dabei überzeugt er nicht nur als innovativer Forscher, sondern auch mit seiner Lehrtätigkeit. Mit der Berufung von Peter Feller verstärkt und erweitert das Departement Mathematik die Position auf dem Gebiet der Geometrie. Die Assistenzprofessur wird über die von ihm beim Schweizerischen Nationalfonds eingeworbenen Mittel für eine SNSF Eccellenza Professorial Fellowship finanziert.
Prof. Dr. Louise Harra (*1969), zurzeit Professorin am University College London, Grossbritannien, und designierte Direktorin des Physikalisch-Meteorologischen Observatoriums Davos/Weltstrahlungszentrums (PMOD/WRC) zur affiliierten Professorin für Solare Astrophysik. Louise Harra ist eine internationale Koryphäe auf dem Gebiet der Sonnenphysik. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf der Auslösung von Sonneneruptionen und koronalen Massenauswürfen. Sie setzt zudem starke Akzente im Gerätebau, insbesondere der Raumfahrt. Derzeit ist Louise Harra Hauptforschungsleiterin des Hinode EUV Imaging Spectrometer sowie Co-Forschungsleiterin des EUV Imagers im Zusammenhang der zukünftigen ESA Solar Orbiter Mission 2020. Mit ihrer Ernennung als affiliierte Professorin verstärkt das Departement Physik den Bereich der Astrophysik, und durch die intensivierte Zusammenarbeit mit dem PMOD/WRC eröffnen sich neue Potentiale bei Raumfahrtmissionen.
Dr. Inge Katrin Herrmann (*1985), zurzeit Gruppenleiterin an der Empa, zur Assistenzprofessorin für Nanopartikuläre Systeme. Inge Katrin Herrmann forscht auf dem Gebiet der Synthese, Charakterisierung und Funktionalisierung von Nanopartikeln, der Mikroskopie und Spektroskopie sowie der Translationalen Nanomedizin. Zusammen mit klinischen und akademischen Partnern entwickelt sie partikelbasierte Lösungen in den Bereichen Krankheitsätiologie, Diagnostik und Wirkstofffreisetzung. Mit der Berufung von Inge Katrin Herrmann erweitert das Departement Maschinenbau und Verfahrenstechnik sein Forschungsportfolio. Die Assistenzprofessur wird vollumfänglich über die von ihr beim Schweizerischen Nationalfonds eingeworbenen Mittel für eine SNSF Eccellenza Professorial Fellowship finanziert.
Prof. Dr. Lucio Isa (*1979), zurzeit Assistenzprofessor an der ETH Zürich, zum ausserordentlichen Professor für Weiche Materialien und Grenzflächen. Lucio Isa erforscht die Eigenschaften von flüssig-flüssigen und flüssig-festen Grenzflächen, vor allem das Verhalten von Nanopartikeln an der flüssig-flüssigen Grenzfläche. Ein Durchbruch seiner innovativen Forschung an «himbeerartigen» Kolloiden stellt die Stabilisierung von Wasser-Öl- und Öl-Wasser-Emulsionen dar. Diese Systeme werden als Werkzeuge verwendet, um spezielle Nanopartikel-Strukturen herzustellen, die vielfältig anwendbar sind und bereits zu wegweisenden Patenten geführt haben. Mit der Berufung von Lucio Isa baut die ETH Zürich die weltweite Spitzenposition in der Erforschung von Grenz- und Oberflächen weiter aus.
Dr. Madhav Jagannathan (*1985), zurzeit Postdoktorand an der University of Michigan, USA, zum Assistenzprofessor für Zelluläre Dynamik. Madhav Jagannathan erforscht die Rolle von nicht kodierender, hochrepetitiver DNA, der sogenannten Satelliten-DNA, die sich in der Umgebung von speziellen Chromosomenbereichen befindet. Seine Arbeit verspricht wichtige neue Erkenntnisse zur Funktion der Genomorganisation für die genetische Stabilität sowie zu den Ursachen von genetischen Konflikten zwischen verwandten Arten. Mit der Ernennung von Madhav Jagannathan verstärkt das Departement Biologie die Erforschung von molekularen Mechanismen der zellulären Organisation und Funktion und erweitert den Fokus auf die Biologie des Zellkerns mit evolutionären Fragen.
Dr. Thomas Van Boeckel (*1985), zurzeit Postdoktorand an der ETH Zürich, zum Assistenzprofessor für Gesundheitsgeographie und Politik. Thomas Van Boeckel beschäftigt sich mit der Anwendung und Entwicklung statistischer Verfahren, um die räumliche Variation von Infektionskrankheiten zu erfassen. Einer seiner Schwerpunkte liegt auf der räumlichen Verteilung der Antibiotikanutzung in der Human-medizin und in der Tierhaltung. Dazu kartiert er Antibiotikaresistenzen in Ländern mit niedrigem oder mittlerem Einkommen, wo kaum Daten über die Prävalenz von Antibiotikaresistenzen erhoben werden. Mit der Berufung von Thomas Van Boeckel verstärkt sich die ETH Zürich in einem gesundheitspolitisch hochrelevanten Bereich. Die Assistenzprofessur wird über die von ihm beim Schweizerischen Nationalfonds eingeworbenen Mittel für eine SNSF Eccellenza Professorial Fellowship finanziert.
Prof. Dr. Julia Vogt (*1982), zurzeit Assistenzprofessorin an der Universität Basel, zur Tenure-Track-Assistenzprofessorin für Medizinische Datenwissenschaft. Julia Vogts Forschungsschwerpunkte liegen bei Methoden des Maschinellen Lernens im Bereich der Life Sciences und der Algorithmik für biomedizinische Datenanalyse. Diese modernen Informatikverfahren verbessern die medizinische Datenanalyse und tragen zu einem besseren Verständnis von Krankheiten bei. Julia Vogt verfügt über wertvolle Erfahrungen in der Lehre und unterrichtete verschiedene Seminare im Bereich des Maschinellen Lernens. Mit ihrer Berufung gelingt es der ETH Zürich, den für die Datenwissenschaften so wichtigen Brückenschlag zwischen Informatik, Biowissenschaften und Medizin weiter zu stärken.
Verleihung des Titels «Professor»
Prof. Dr. Mikaela Iacobelli (*1987), zurzeit tenured Assistenzprofessorin an der Durham University, Grossbritannien, und Gastprofessorin an der ETH Zürich, zur Titularprofessorin der ETH Zürich. Mikaela Iacobelli ist eine international anerkannte Forscherin auf dem Gebiet der statistischen Mechanik. Sie analysiert partielle Differentialgleichungen in der kinetischen Theorie und beschäftigt sich mit Problemen der Quantifizierung von Messungen. Ab April 2019 wird sie als Leitende Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der ETH Zürich tätig sein.
Dr. André S.H. Prévôt (*1965), zurzeit Gruppenleiter am PSI, zum Titularprofessor der ETH Zürich. André Prévôt erforscht die physikalisch-chemischen Prozesse in der verunreinigten atmosphärischen Grenzschicht. Mit seiner Arbeit hat er höchst relevante Ergebnisse zur Quellenzuordnung und Charakterisierung von troposphärischen Schadstoffen und organischen Aerosolen geschaffen.
Verabschiedungen ETH Zürich
Prof. Dr. Mario Fontana (*1954), zurzeit ordentlicher Professor für Baustatik und Konstruktion, wird per Ende Juli 2019 in den Ruhestand treten. Mario Fontana kam 1992 an die ETH Zürich und wurde 1995 auf seine heutige Stelle berufen. Er hat seine Forschung von Anfang an auf den Stahl-, Holz- und Verbundbau konzentriert. Durch seine Arbeiten zum Brandverhalten und Brandschutz gelang es ihm, entsprechende Bauweisen zu fördern. Während seiner Amtszeit betätigte sich Mario Fontana zudem in vielen nationalen und internationalen Kommissionen, darunter der Schweizerische Ingenieur- und Architekten-Verein, die Technische Kommission Brandschutz der Vereinigung Kantonaler Feuerversicherungen oder die International Association for Bridges and Structural Engineering.
Prof. Dr. Thomas Gross (*1954), zurzeit ordentlicher Professor für Informatik, wird Ende Juli 2019 in den Ruhestand treten. Thomas Gross wurde 1994 an die ETH Zürich und 1998 auf seine heutige Stelle berufen. Sein Forschungsinteresse gilt der Software-Konstruktion und er hat verschiedene Werkzeuge zur Analyse und Leistungsmessung von parallelen Programmen entwickelt. Dabei geht er der Frage nach, wie weit Software auf modernen Prozessoren komplizierte Hardware ersetzen kann. Er setzte sich für die Lehre ein und wurde 2016 mit der «Goldene Eule» für hervorragende Lehrleistung ausgezeichnet. Thomas Gross amtete zudem viele Jahre als Vorsteher des Instituts für Computersysteme und war Delegierter des damaligen Rektors für das Network for Educational Technology.
Prof. Dr. Johan Lilliestam (*1980), zurzeit Assistenzprofessor für Politik der Erneuerbaren Energien, wird Ende März 2019 die ETH Zürich verlassen, um eine Professur an der Universität Potsdam, Deutschland, anzutreten. Johan Lilliestam untersucht die gesellschaftlichen und ökologischen Folgen eines Übergangs zu nachhaltigen Energiesystemen. Dabei versucht er, wichtige Faktoren zu identifizieren, die einen solchen Übergang verhindern beziehungsweise die Attraktivität nachhaltiger Energiesysteme beeinflussen können.
Prof. Dr. Massimo Morbidelli (*1954), zurzeit ordentlicher Professor für Chemische Reaktionstechnik, wird Ende Juli 2019 in den Ruhestand treten. Massimo Morbidelli wurde 1995 auf seine heutige Stelle berufen. Sein Forschungsschwerpunkt liegt derzeit auf dem Gebiet der Reaktions- und Trennungstechnik mit einem besonderen Schwerpunkt auf Kolloiden, Polymerreaktionen und Prozessen. Er war mehrere Jahre Vorsteher des Departements für Chemie und Angewandte Biowissenschaften und fast 20 Jahre Studiendirektor für Chemieingenieurwesen. Als enthusiastischer und motivierender Hochschullehrer wurde er mit der «Goldenen Eule» für hervorragende Lehrleistung ausgezeichnet. Massimo Morbidelli ist zudem Mitbegründer von zwei Spin-offs der ETH Zürich.
Prof. Dr. Renato Paro (*1954), zurzeit ordentlicher Professor für Biosysteme der ETH Zürich und Doppelprofessor der Universität Basel, wird Ende Juli 2019 in den Ruhestand treten. Nach einer erfolgreichen internationalen Karriere wirkt Renato Paro seit 2006 in der heutigen Funktion. Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der Analyse von Mechanismen der Epigenetik, wobei er untersucht, wie epigenetische Mechanismen Zellidentitäten aufrechterhalten und dadurch zur Entwicklung von komplexen Organen und Geweben beitragen. Renato Paro war Gründungsdirektor des Center of Biosystems Science and Engineering und ab 2007 erster Vorsteher des daraus entstandenen Departements Biosysteme der ETH Zürich in Basel. Unter seiner Mitwirkung hat sich das Departement zu einem führenden Forschungszentrum für Systembiologie und Synthetische Biologie entwickelt.
Prof. Dr. Lesya Shchutska (*1985), zurzeit Assistenzprofessorin für Experimentelle Teilchenphysik, wird die ETH Zürich Ende März 2019 verlassen, um an der EPFL eine Tenure-Track-Assistenzprofessur anzutreten. Lesya Shchutska war ab 2013 als Oberassistentin an der ETH Zürich tätig und wurde 2018 aufgrund eines ERC Starting Grant zur Assistenzprofessorin ernannt. Sie gilt als international anerkannte Expertin bei der Suche nach sogenannten supersymmetrischen Teilchen. Ihre aktuelle Forschung konzentriert sich auf die Suche nach physikalischen Phänomenen jenseits des Standardmodells der Teilchenphysik.
Prof. Dr. Halil Mete Soner (*1958), zurzeit ordentlicher Professor für Finanzmathematik, wird Ende Oktober 2019 frühzeitig in den Ruhestand treten. Mete Soner war 2009 an die ETH Zürich berufen worden. Er gilt als führender Mathematiker in der Theorie partieller Differentialgleichungen, in stochastischer Kontrolltheorie und auf dem Gebiet der Finanzmathematik. Durch sein Wirken konnte die weltweit herausragende Rolle der ETH Zürich im Bereich Finanzmathematik weiter ausgebaut werden. Mete Soner war zudem sehr aktiv in der Lehre und der Betreuung von Doktorierenden und Postdoktoranden. Von August 2017 bis Ende Januar 2019 war er ausserdem Vorsteher des Departements Mathematik.
Prof. Dr. Matthias Troyer (*1968), zurzeit ordentlicher Professor für Computational Physics, wird die ETH Zürich Ende Juni 2019 verlassen, um in den USA bei Microsoft zu arbeiten. Matthias Troyer wurde 2005 auf seine heutige Stelle berufen. Er erforscht die Entwicklung neuer Simulationsalgorithmen für Quantensysteme und die numerische Simulation von Quantenphasenübergängen, stark korrelierter fermionischer Systeme, ultrakalter atomarer Gase und Quantencomputer. In der Lehre hat er das Feld der Computational Physics im Masterprogramm etabliert.