Wie geht es den Studierenden an der ETH?
Ein umfassendes Bild von der Situation der ETH-Studierenden erhalten: Das will der Studierendenverband VSETH mittels einer breit angelegten Umfrage. Das Rektorat unterstützt die Initiative und wird die Ergebnisse zusammen mit dem VSETH auswerten.
Letzte Woche hat die ETH Zürich Massnahmen vorgestellt, mit denen sie die Betreuung von Doktorierenden verbessern will. Nun startet der Studierendenverband VSETH eine Umfrage bei allen Studierenden. Ein Zufall? «Absolut», sagt VSETH-Präsident Lewin Könemann und erklärt: «Die Umfrage geht auf den Mitgliederrat unseres Verbandes im Herbst 2017 zurück, als eine Gruppe von Delegierten die Gründung einer Arbeitsgruppe anregte, die sich mit Fragen rund um Diskriminierung und Ungleichheit beschäftigen sollte.»
Der heutige VSETH-Präsident und die heutige Vizepräsidentin Joy Schuurmans Stekhoven arbeiteten sich ins Thema ein und merkten bald, dass ihnen die Grundlagen fehlten, um irgendwelche Massnahmen in die Wege zu leiten. «Wir hören immer mal wieder von respektlosem oder als diskriminierend empfundenen Verhalten, und wir wissen auch, dass es Studierende gibt, die mit seelischen Problemen zu kämpfen haben», sagt Schuurmans Stekhoven. Doch aus diesen anekdotischen Eindrücken liessen sich keine Massnahmen ableiten, um die Situation von Studierenden zu verbessern.
Fundierte Erhebung
Je tiefer sich die beiden ins Thema einarbeiteten, desto umfassender wurden die Fragestellungen und desto komplexer das Unterfangen. Denn viele dieser Fragen spielen sich vor dem Hintergrund ab, dass ein Studium an der ETH inhaltlich anspruchsvoll ist und für die meisten Studierenden eine Art Belastung darstellt. «Wir haben uns bei Soziologinnen, Psychologen und Psychiaterinnen Rat geholt, um einen fundierten Fragebogen zu erarbeiten», erzählt Könemann. Daneben ist Know-how aus verschiedenen ETH-Einheiten wie der Stelle für Chancengleicheit «Equal!» oder Human Resources in das Projekt eingeflossen.
Entstanden ist ein Fragebogen, mit dem einerseits die allgemeine Befindlichkeit unter den Studierenden erhoben wird, der aber auch Fragen stellt, ob jemand an der ETH Diskriminierung erlebt hat – zum Beispiel aufgrund der Herkunft, des Geschlechts oder der sexuellen Orientierung. Aber auch sonstige Erfahrungen von unangebrachtem Verhalten werden erfragt. Um die Professionalität sicherzustellen und den Teilnehmenden die Anonymität zu gewähren, hat der VSETH entschieden, das Marktforschungsinstitut GFS Zürich mit der Umfrage zu betrauen.
Zusammenarbeit mit dem Rektorat
Von Beginn weg unterstützt wurde das ambitionierte Projekt vom Rektorat. «Das Wohlbefinden unserer Studierenden ist uns ein grosses Anliegen», erklärt Rektorin Sarah Springman und erinnert an die Respektkampagne, mit der die ETH vor zwei Jahren ihren Verhaltenskodex breit bekannt machte. Während die Kampagne deutlich postulierte, dass die Hochschule Respektlosigkeit nicht toleriert, wird die VSETH-Umfrage nun zeigen, wie die reale Situation bei den Studierenden aussieht. Entsprechend interessiert ist die Rektorin an den Resultaten. «Wir werden die Ergebnisse der Umfrage gemeinsam mit dem VSETH auswerten und – falls notwendig – Massnahmen ableiten.» Erst aber ruft sie gemeinsam mit dem VSETH alle Studierenden auf, sich an der Umfrage zu beteiligen, damit sich ein möglichst repräsentatives Bild ergibt.