Neue Professuren: vernetzt forschen und lehren
Auf Antrag von ETH-Präsident Joël Mesot hat der ETH-Rat an seiner Sitzung vom 22. und 23. Mai 2019 neue ETH-Professorinnen und -Professoren ernannt sowie Professorentitel verliehen. Sie alle verbinden die Expertise ihres Fachgebiets bewusst auch mit anderen Disziplinen.
Ein Mathematiker, der Optimierung, Informationstheorie und Datenwissenschaften verbindet; ein Experte für NMR-Spektroskopie, der in diverse ETH-Departemente und Fachbereiche ausstrahlt; ein Immunforscher, der Zellanalysen für die personalisierte Medizin entwickelt; eine Geobiologin, die mit Methoden aus der Genomik und Phylogenetik Umweltveränderungen in Mikroorganismen aufspürt: Die frisch ernannten Professorinnen und Professoren sind fachlich breit aufgestellt. «Ich freue mich sehr und bin gespannt auf die Impulse der neuen Kolleginnen und Kollegen», sagt ETH-Präsident Joël Mesot. «Die wichtigsten Entwicklungen und Durchbrüche erfolgen heute an den Schnittstellen der Disziplinen. Dem werden wir unter anderem auch mit der Initiative ETH+ gerecht. Die neuen Kolleginnen und Kollegen helfen uns, diesen Weg konsequent weiter zu verfolgen.»
Neben den neun neuen Professuren hat der ETH-Rat eine weitere Forscherin und einen Forscher der ETH Zürich zu Titularprofessoren ernannt.
Die Ernennungen in Kürze:
Prof. Dr. Afonso Bandeira (*1988), zurzeit ausserordentlicher Professor an der New York University, USA, zum ordentlichen Professor für Mathematik im gleichnamigen Departement. Afonso Bandeiras Forschung hat grosse internationale Ausstrahlungskraft und konzentriert sich auf die Schnittstellen von Optimierung, Informationstheorie und Data Science. Seine Interessen sind sehr breit und umfassen Phase Retrieval in der Signalverarbeitung, Community Detection in Netzwerken sowie statistische Eigenschaften von Matrix- und Tensor-Zerlegungen. Mit der Berufung von Afonso Bandeira verstärkt das Departement Mathematik die intra-departementalen Verbindungen zwischen den Forschungsbereichen Statistik, Optimierung und Numerische Mathematik.
Prof. Dr. Alexander Barnes (*1981), zurzeit ausserordentlicher Professor an der Washington University, St. Louis, USA, zum ordentlichen Professor für Festkörper-NMR-Spektroskopie im Departement Chemie und Angewandte Biowissenschaften. Die Forschung von Alexander Barnes konzentriert sich auf Festkörper-Kernspinresonanz-Spektroskopie (NMR – nuclear magnetic resonance spectroscopy). NMR ist eine sehr vielseitige Methode, die es erlaubt, sowohl die chemische Zusammensetzung kleiner Moleküle als auch die 3D-Struktur und Dynamik von Eiweissen mit atomarer Auflösung zu bestimmen. Das spezielle Interesse von Alexander Barnes gilt der Steigerung des schwachen NMR-Signals mit dynamischer Kernspinpolarisation. Seine Berufung hat grosses Potenzial für die Zusammenarbeit zwischen verschiedensten Departementen und Fachbereichen an der ETH Zürich.
Dr. Klaus Eyer (*1985), zurzeit Gruppenleiter am ESPCI und assoziierter Forscher am Institut Pasteur, beide in Paris, Frankreich, zum Assistenzprofessor für Funktionelle Immunrepertoireanalyse im Departement Chemie und Angewandte Biowissenschaften. Klaus Eyer ist ein vielversprechender Nachwuchswissenschaftler. Seine Leistungen wurden bereits mit einem Branco-Weiss-Stipendium und 2018 mit einem ERC Starting Grant gewürdigt. Seine Forschung konzentriert sich auf die Entwicklung, Charakterisierung und Integration bioanalytischer Methoden zur Funktionsanalyse einzelner Zellen. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf der Quantifizierung der humoralen Immunantwort. Mit der Berufung von Klaus Eyer stärkt die ETH Zürich die Entwicklung neuer Verfahren, Impfstoffe und Diagnoseansätze insbesondere im Gebiet der personalisierten Medizin.
Dr. Cara Magnabosco (*1989), zurzeit Postdoktorandin am Flatiron Institute der Simons Foundation, New York, USA, zur Tenure-Track-Assistenzprofessorin für Geobiologie im Departement Erdwissenschaften. Die Forschung von Cara Magnabosco fokussiert auf die Entwicklung von Berechnungsmethoden zur Untersuchung der Koevolution von Leben und Erde. Sie nutzt Ideen aus der Genomik und Phylogenetik, um Signaturen von ökologischen Veränderungen und Veränderungen der Umwelt aufzudecken, die in den Genomen moderner Mikroorganismen erhalten sind. Mit der Berufung von Cara Magnabosco initiiert das Departement Erdwissenschaften ein Forschungs- und Lehrprogramm, das die Beziehungen zu anderen Einheiten an der ETH Zürich und innerhalb des ETH-Bereichs, beispielsweise zur Eawag, weiter stärkt.
Prof. Dr. Martin Pilhofer (*1980), zurzeit Assistenzprofessor an der ETH Zürich, zum ausserordentlichen Professor für Kryo-Elektronenmikroskopie im Departement Biologie. Martin Pilhofer ist ein äusserst engagierter Wissenschaftler auf dem Gebiet der zellulären Strukturbiologie von Mikroorganismen. 2016 erhielt er einen ERC Starting Grant. Sein Forschungsgebiet wird immer wichtiger, um die Struktur von grösseren Protein-komplexen aufzuklären und sichtbar zu machen. Mit der Ernennung von Martin Pilhofer kann die ETH Zürich einem der wenigen international anerkannten Experten auf dem Zukunftsgebiet der Kryo-Elektronenmikroskopie eine langfristige Forschungsperspektive bieten und damit die weltweit führende Stellung der Hochschule in der molekularen Strukturbiologie weiter ausbauen.
Dr. Sascha Patrick Quanz (*1979), zurzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter an der ETH Zürich, zum ausserordentlichen Professor für Exoplaneten und Habitabiliät im Departement Physik. Sascha Quanz ist ein international gut vernetzter Wissenschaftler. Er untersucht die Entstehung von neuen Planetensystemen sowie die physikalischen und atmosphärischen Eigenschaften von extrasolaren Planeten, vornehmlich mit Hilfe des Direct-Imaging-Verfahrens bei optischen und nahinfraroten Wellenlängen. Er war führend an der Entwicklung von neuen Analysemethoden beteiligt, die das Detektieren vom Planeten und zirkumstellaren Scheiben robuster und schneller machen. Mit der Berufung von Sascha Quanz besetzt das Departement Physik eines der dynamischsten Forschungsfelder der modernen Astrophysik.
Prof. Dr. Roger Schibli (*1968), zurzeit ausserordentlicher Professor an der ETH Zürich und Laborleiter am PSI, zum ordentlichen Professor für Radiopharmazie im Departement Chemie und Angewandte Biowissenschaften. Roger Schibli ist einer der weltweit führenden Forscher im Bereich der radiopharmazeutischen Chemie und gilt als Spezialist für die Entwicklung von Radiodiagnostika und Radiotherapeutika. Sein Forschungsschwerpunkt an der ETH Zürich liegt auf der Entwicklung neuer chemischer und enzymatischer Strategien zur Funktionalisierung von Biomolekülen zur späteren Markierung mit diagnostischen und therapeutischen Radionukliden. Am Zentrum für Radiopharmazeutische Wissenschaften des PSI entwickelt die Gruppe von Roger Schibli neue Radiotracer basierend auf kleinen Molekülen, insbesondere Folsäure und Nukleosiden.
Dr. Benjamin David Stocker (*1982), zurzeit Research Fellow am Ecological and Forestry Applications Research Centre (CREAF) in Barcelona, Spanien, zum Assistenzprofessor für Computergestützte Ökosystemwissenschaft im Departement Umweltsystemwissenschaften. Benjamin Stocker forscht zum Funktionieren von Ökosystemen und zu den Klimafeedbacks der terrestrischen Biosphäre auf die Atmosphäre. Er nutzt dynamische globale Vegetations- und Erdsystemmodelle, um den Einfluss der Biosphäre auf den Kohlenstoff-Haushalt der Erde zu quantifizieren. Mit der Berufung von Benjamin Stocker verstärkt die ETH Zürich die Forschung zum Einfluss des Klimawandels auf die Biosphäre und zu terrestrischen Ökosystemen. Dabei werden sich wichtige Synergien, unter anderem mit der WSL, ergeben.
Prof. Dr. Jeroen van Bokhoven (*1971), zurzeit ausserordentlicher Professor an der ETH Zürich und Laborleiter am PSI, zum ordentlichen Professor für Heterogene Katalyse im Departement Chemie und Angewandte Biowissenschaften. Jeroen van Bokhoven strebt in seinen Forschungsarbeiten ein fundamentales Verständnis für die Funktionen von heterogenen Katalysatoren an und will auf dieser Basis neue heterogene Katalysatoren entwickeln. Im Zentrum seiner Interessen stehen die Oxidationsaktivität von trägergestützten Edelmetallkatalysatoren und die Natur der aktiven Bereiche in Zeolith-Katalysatoren. Die Ernennung von Jeroen van Bokhoven zum ordentlichen Professor stärkt die Bindungen zwischen der ETH Zürich und dem PSI, wo er mit seinem Labor Forschung und instrumentelle Entwicklung an einigen Strahllinien der Synchrotron-Lichtquelle Schweiz betreibt sowie den Nutzerbetrieb unterstützt.
Verleihung des Titels «Professor»
PD Dr. Susan Ivy-Ochs (*1958), zurzeit wissenschaftliche Mitarbeiterin am Departement Physik und Privatdozentin im Departement Erdwissenschaften, zur Titularprofessorin der ETH Zürich. Susan Ivy-Ochs leitet seit vielen Jahren ein unabhängiges Forschungsprogramm. Ihr besonderes Spezialgebiet ist die Anwendung kosmogener Nuklide in der Geomorphologie, insbesondere in Bezug auf glaziale Prozesse und Erdrutsche. Zu diesem Thema ist sie auch in der Lehre aktiv.
Dr. Carsten Schubert (*1966), zurzeit Abteilungsleiter an der Eawag und Lehrbeauftragter im Departement Umweltsystemwissenschaften, zum Titularprofessor der ETH Zürich. Carsten Schubert hat mit seiner Grundlagenforschung über biogeochemische Prozesse in Seen und marinen Systemen höchst relevante Erkenntnisse geschaffen zu den biologischen, physikalischen und chemischen Prozessen, die dem Kreislauf der Elemente in aquatischen Systemen zugrunde liegen.