Partnerschaften zum Schutz des Regenwaldes

Die Brände im Amazonas sind menschgemacht, und der Mensch kann sie auch stoppen – durch Kooperationen, Investitionen in Waldschutz und nachhaltige Landwirtschaft, meint Rachael Garrett.

Rachael Garrett

Die Bilder des brennenden Regenwaldes sind bedrückend. Verbrannte Erde und Rauch, wo einst üppiges Grün reich an Leben war. Die Nachrichten über die Geschehnisse in Amazonien lassen einen leicht die Hoffnung verlieren. Doch das wäre falsch.

Das Problem ist menschgemacht

Rauchschwaden im Regenwald
Wie lässt sich die bäuerliche Praxis der Brandrodung vermeiden? (Bild: Keystone)

Die Brände im Amazonas haben zweierlei Ursachen: Abholzung und Landwirtschaft. Die Grossbrände, die man aus dem Weltraum erkennen kann, sind höchstwahrscheinlich durch die Abholzung bedingt. Bodenspekulanten und Bauern roden den Wald und verbrennen, was am Boden übrig bleibt.

Es gibt aber auch zahlreiche kleine Brände, die unter dem Blätterdach des Regenwaldes schwelen. Sie werden von Kleinbauern im Amazonas-Urwald gelegt, um die stets nachwachsende Vegetation auf ihren Feldern zu verbrennen.1 Wenn sich solche Feuer über die Felder hinaus ausbreiten, tragen sie ebenfalls zur Degradation des Waldes bei.2 Derzeit wissen wir nicht, welcher Anteil der Amazonas-Brände auf welche Ursache zurückzuführen ist.

Technologische und strukturelle Gründe

Es ist wichtig zu verstehen, dass die weitaus meisten Feuer, die im Amazonas gelegt werden, nicht die Zerstörung des Waldes zum Ziel haben. Die Bauern bedienen sich des Feuers, weil es ihnen an Maschinen und Düngemitteln fehlt. Zudem ist für sie das Risiko3, in moderne Technologien zu investieren, oft zu hoch, weil sie selbst oft Opfer von Bränden werden, die von Nachbarfarmen ausgehen.

«Unternehmen müssen mit Lokalregierungen und Bauernvereinigungen zusammenarbeiten, um neben strengen Schutzvorschriften auch Mittel für moderne landwirtschaftliche Technologien durchzusetzen.»Rachael Garrett

Obwohl Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro die wirtschaftliche Entwicklung gegen den Schutz des Amazonas ausspielen will, profitieren die Bauern, wenn sie statt auf Abholzung und Brandrodung auf bessere landwirtschaftliche Praktiken und den Schutz der Wälder setzen. Das brasilianische Agrarforschungsinstitut Embrapa schlägt diesbezüglich zahlreiche geeignete Ansätze vor, darunter die Agroforstwirtschaft oder eine Kombination von Getreideanbau und Viehwirtschaft. Damit liessen sich Erträge und Gewinne der Bauern mehr als verdreifachen, während gleichzeitig weniger Treibhausgase entstünden.4 Unsere Forschung zeigt zudem, dass die Bauern solche Ansätze attraktiv finden5 und die Produktion intensivieren6, wenn strengere Waldschutzbestimmungen das verfügbare Land verknappen.

Zusammenarbeit ist zentral

Allerdings wäre es naiv zu glauben, dass eine Intensivierung der Landwirtschaft allein das Problem lösen wird. Tatsächlich können verbesserte Praktiken die Abholzung gar anheizen7, wenn sie lediglich auf Marktanreizen basieren. In Kombination mit einer strengeren Umweltpolitik, wie sie bis vor kurzem herrschte, kann eine intensivierte Produktion jedoch auch die Abholzung reduzieren.8

Um nun Fortschritte zu erzielen, müssen Unternehmen mit Lokalregierungen und Bauernvereinigungen zusammenarbeiten, um finanzielle Mittel für moderne landwirtschaftliche Praktiken sowie strenge Schutzvorschriften durchzusetzen – etwa gebietsbezogene Ansätze für den Marktausschluss oder eine von Schutzleistungen abhängige Finanzierung. Solche Massnahmen müssen effektiv und tiefreifend sein, damit sie das bestehende System verändern: Sie müssen es dem Gros der Bauern einer Region ermöglichen, auf Brandrodung zu verzichten und gleichzeitig nachhaltiger zu produzieren. Anders wird es nicht funktionieren.

Die Gelegenheit nutzen

Die Brände im Amazonas scheinen verheerend, doch das enorme Medieninteresse und der öffentliche Aufschrei bieten auch eine Chance, um den Schutz des Regenwaldes zu verstärken – auch wenn Brasiliens Regierung in dieser Hinsicht wenig Engagement zeigt. Die Wirtschaft hingegen will beweisen, dass sie Teil der Lösung sein kann.9 Auch die Zivilgesellschaft und andere Regierungen weltweit scheinen bereit, Mittel dafür aufzubringen.10

Doch statt einmaliger Zahlungen, die nur die derzeitigen Brände löschen, sollte man in die langfristige Kooperation mit Lokalregierungen investieren, um den Schutz der Wälder mit einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung in Einklang zu bringen.

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