Spitälern gezielt unter die Arme greifen

Der erwartete Ansturm von Corona-Patienten bringt Spitäler an die Kapazitätsgrenzen. Benötigt werden Geräte, Verbrauchsmaterialien und Ressourcen. Forschende aus der ganzen Schweiz können mit ihren Ressourcen wertvolle Unterstützung bieten. Dazu entstand im ETH-Bereich die Plattform «Academic Resources for COVID».

Die Schweizer Forschung reagiert auf den Hilferuf des Gesundheitswesens. (Themenbild: Colourbox)
Die Schweizer Forschung reagiert auf den Hilferuf des Gesundheitswesens. (Themenbild: Colourbox)

Aufgrund der rasanten Ausbreitung des Corona-Virus erwarten Expertinnen und Experten in den nächsten Wochen eine sprunghafte Zunahme von Patienten, die hospitalisiert werden müssen. Dadurch dürften die Kapazitäten der Schweizer Spitäler bis ans Limit strapaziert werden.

Nachfrage mit Angebot verknüpfen

In den Laboren von Schweizer Hochschulen und Forschungsinstitutionen gibt es Geräte und Verbrauchsmittel, die aufgrund der Reduktion der Laborforschung auf ein Minimum derzeit kaum genutzt werden, jedoch in Spitälern hoch willkommen sind.

Forschende aus dem ETH-Bereich, die ihre Kräfte ad hoc zur Bewältigung der Corona-Krise gebündelt haben, riefen deshalb mit Hochdruck eine Plattform ins Leben, welche die Nachfrage des Medizinsektors mit den Ressourcen der Schweizer Forschung zusammenbringt. Zugriff haben alle Angehörigen von Institutionen der erweiterten Switch-Community, also aller Schweizer Hochschulen und hochschulnahen Organisationen.

So können seit dem 22. März Forscherinnen und Forscher auf der Sharepoint-Seite «Academic Resources for COVID» ihre Geräte, Verbrauchsmaterialien und Ressourcen anbieten, aber auch Fachpersonal zur Verfügung stellen. Dazu finden sie auf der Seite eine aktuelle Liste mit den Anfragen der Gesundheitsinstitutionen, die aufzeigt, was wo benötigt wird. Koordiniert wird die Plattform von Roman Stocker, ETH-Professor am Institut für Umweltingenieurwissenschaften. Sie ist eine der Initiativen der externe Seite Taskforce COVID-19 des ETH-Bereichs, die von ETH-Professor Martin Ackermann geführt wird. Er leitet am Wasserforschungsinstitut Eawag die Abteilung Umweltmikrobiologie.

Tempo ist entscheidend

«Allen ist klar: In dieser Krise ist es essenziell, die richtigen Ressourcen sehr rasch dort einzusetzen, wo sie benötigt werden», sagt Roman Stocker. «Wir sind deshalb froh, dass wir diese Plattform für den gesamten Forschungssektor aus dem Stand erstellen und zum Funktionieren bringen konnten.»

Die Spitäler sind aufgerufen, ihre Anfragen an den Koordinierten (KSD) zu richten. Für deren Bündelung sorgt dann das Labor Spiez, ebenfalls ein Institut des Bundes, welches auf ABC-Schutz spezialisiert ist. Von dort werden sie an die Plattform weitergeleitet und sofort behandelt – und zwar von einem Team von ETH-Doktorierenden und -Postdocs, die dafür an sieben Tagen pro Woche ein intensives Engagement an den Tag legen.

Ermutigendes Echo

Die ersten Erfahrungen sind vielversprechend. «Das Echo sowohl aus dem Gesundheits- als auch aus dem Forschungssektor ist positiv; die Plattform erfüllt ein wichtiges Bedürfnis. Bereits konnten wir mehrere Ressourcentransfers vermitteln», sagt Sebastian Bonhoeffer, ETH-Professor für Theoretische Biologie, der diese Plattform mit ins Leben gerufen hat.

Zu betonen ist: Die Nachfrage betrifft keineswegs nur spezialisierte Ausrüstung, wie sich gezeigt hat. Spitäler sind derzeit auch froh um einfaches Verbrauchsmaterial, etwa Zentrifugenröhrchen. «Dies ist ein Weg, wie wir als Forschende sofort und direkt etwas bewirken können», sagt Bonhoeffer. «Wir ermuntern deshalb alle Forschenden und Leitungspersonen der Labors in der Schweiz zu überlegen, was sie beitragen können – und die Plattform in den kommenden Wochen möglichst intensiv zu nutzen.»

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