Gibt es eigentlich spezielle Herausforderungen, wenn man Graphiken digitalisiert?
Bei uns haben Männer wie Frauen, die mit den Werken arbeiten, ein absolutes Nagellackverbot, um die Kunstwerke zu schützen (lacht). Nein im Ernst, die Kunstwerke sollten möglichst wenig bewegt und dem Licht ausgesetzt werden. Da es sich um wertvolle Objekte handelt, ist es für uns zudem wichtig, dass der Digitalisierungsprozess vor Ort stattfindet. Aber das ist eigentlich gar nicht der aufwändigste Teil...
Sondern?
Das Bestimmen und Erfassen der Metadaten. Von der Grösse und Technik bis zu allfälligen Bezeichnungen oder Stempeln – alles muss exakt erfasst und nochmals kontrolliert werden. Auf eine Person, die das Werk digitalisiert, kommen weitere vier, welche die ganzen Daten erheben. Aber der grosse Aufwand lohnt sich für das Museum, denn durch die Digitalisierung wird das Sammlungsmanagement ebenfalls deutlich einfacher.
Kunst zu digitalisieren, ist ein aufwändiger Prozess und deshalb mit hohen Kosten verbunden. Wer finanziert das bei der Graphischen Sammlung?
Die ETH-Bibliothek finanziert die Hälfte des Projekts, für die andere Hälfte wurden wir zusammen mit der ETH Foundation glücklicherweise bei der Ernst Göhner Stiftung und der Georg und Bertha Schwyzer-Winiker-Stiftung fündig. Es ist nicht einfach, Donator:innen zu finden, die Digitalisierungsprojekte unterstützen, obwohl es ein wichtiger Teil heutiger Museumsarbeit ist.
50'000 ist eine enorme hohe Zahl. Die Graphische Sammlung verfügt aber noch über einen riesigen Bestand – wie geht es weiter?
Rund ein Drittel unseres Bestands ist inzwischen erfasst. Das ist im Vergleich zu anderen Museen sowohl anteilsmässig wie auch in absoluten Zahlen eine sehr hohe Zahl. Jetzt auf halbem Weg stehen zu bleiben, ist für mich keine Option. Deshalb suchen wir für das mehrjährige Projekt zusätzliche Partner:innen und Gönner:innen. Wenn wir im Jahr wie geplant ungefähr 12'000 Werke erfassen und online stellen, dann haben wir zirka 2031 die ganze Sammlung digitalisiert. Das ist wichtig, denn ich bin davon überzeugt, dass die museale Zukunft auch eine digitale ist.