Die Eidgenoss:innen im Norden lieben das Tessin. Gerade in diesen Tagen erlebt das Land schmerzlich, wie es ist, wenn eine der Hauptverkehrsachsen in den italienischsprachigen Kanton gekappt wird. Mit dem Tessin verbindet man romantische Vorstellungen über Natur, Grottos und Landsleuten, die deutlich fröhlicher sind als nördlich der Alpen – kurz «Italianità» in einer Schweizer Ausprägung. Kein Wunder zieht der Kanton seit Jahrhunderten auch immer wieder Kunstschaffende in seinen Bann. Auf der anderen Seite sind die Tessiner:innen dafür bekannt, dass sie sich enorm für ganz unterschiedliche Kunstformen interessieren. Es ist deshalb eine ausserordentliche Gelegenheit zu zeigen, was die ETH Zürich, die seit 1867 Druckgraphiken und Zeichnungen auch für Studien- und Lehrzwecke sammelt, im Lauf der Zeit für Schätze erworben hat. Genau diesem Umstand trägt die Graphische Sammlung nun gleich mit zwei sehr unterschiedlichen Ausstellungen Rechnung.
Das Tessin zu Gast an der ETH…
Die Graphische Sammlung zeigt im ETH-Hauptgebäude eine Auswahl von Werken aus ihrem Bestand in und um den Kanton Tessin vom 17. Jahrhundert bis heute. Das Tessin ist dabei einerseits Motiv, zum Beispiel in Landschaftsdarstellungen, andererseits wird das Tessin als Kulturraum begriffen – voll und ganz zur Schweiz gehörend, aber doch ein bisschen anders als der Rest der Schweiz. So zeigt Giovanni Bianconis Der Witz eine äusserst heitere Wirtshaus-Stimmung. Nebst den Werken von bekannten Namen wie Mario Botta (*1943) sind an der Ausstellung auch diejenigen von diesseits der Alpen weniger bekannten Tessiner Künstlerinnen wie Mariarosa Mutti (*1952) oder Anita Spinelli (1908–2010) zu entdecken. Diese Ausstellung ist bereits ab 23. August geöffnet und auch während der «Scientifica» und der «Langen Nacht der Zürcher Museen» vom 2. September 2023 frei zugänglich.