Acht SNF Starting Grants für ETH-Forschende

Vier Frauen und vier Männer haben sich über die ETH Zürich erfolgreich um Starting Grants des Schweizerischen Nationalfonds beworben.

Ein Mikroskop in der linken Bildhälfte, in der rechten eine Hand, die Geldscheine nach links reicht.
Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) unterstützt Forschungsvorhaben an der ETH Zürich mit namhaften Beträgen. (Montage: Anouk Schuler, ETH Zürich / Bilder: Adobe Stock)

Die jüngste Ausschreibung der SNF Starting Grants ist für die ETH Zürich erfreulich verlaufen: Vier Frauen und vier Männer aus sechs Departementen erhalten je einen solchen Zuschuss des Schweizerischen Nationalfonds SNF in der Höhe von rund 1,7 Millionen Franken.

Insgesamt hatten sich 58 Forschende über die ETH um solche Fördermittel beworben. Die Erfolgsquote der ETH-Gesuche liegt bei 13,8 Prozent. Besonders erfolgreich waren diesmal die Frauen: 28,6 Prozent der von ihnen eingereichten Gesuche wurden bewilligt. Die durchschnittliche Erfolgsquote aller Schweizer Universitäten liegt bei 12,2 Prozent.

Die Projekte in Kürze:

Poträtfoto von Diana Aude Craik

Diana Aude Craik ist experimentelle Atomphysikerin. In ihrem Projekt will sie die Grenzen des sogenannten Standardmodells der Teilchenphysik ausloten. Mathematische Symmetrieprinzipien bilden ein wichtiges Gerüst dieses Modells. Es ist jedoch bekannt, dass einige dieser Symmetrien in der Realität gebrochen werden. Einen dieser bekannten Symmetriebrüche, die sogenannte Paritätsverletzung, will Aude Craik mit bisher unerreichter Genauigkeit messen. Sie wird dazu gefangene Barium-Ionen mit einer von ihr entwickelten hochpräzisen Messmethode untersuchen. Die Ergebnisse könnten Hinweise auf neue Teilchen oder neue fundamentale Kräfte der Physik geben und die quantenphysikalischen Messtechniken verbessern.

Porträtfoto von Mikaela Iacobelli

Ein Plasma ist ein dynamisches Gemisch frei beweglicher geladener Teilchen. Befinden sich diese Teilchen in einem Magnetfeld, kommt es zu komplexen Wechselwirkungen zwischen diesen Teilchen. Die Wechselwirkungen sind sowohl durch die Dynamik der Bewegung als auch durch die Ordnung durch das Magnetfeld gekennzeichnet. Ein ganzes Forschungsgebiet der Mathematik – die kinetische Theorie – beschäftigt sich mit der Beschreibung solcher Systeme. Mikaela Iacobelli ist Professorin am Departement Mathematik. In ihrem Projekt wird sie für diesen Forschungsbereich wichtige mathematische Grundlagen erarbeiten, primär dazu, wie in solchen Systemen Energie zwischen den Teilchen übertragen wird und wie die Systeme einen stabilen Gleichgewichtszustand erreichen. Diese Beiträge werden auch der Erforschung der Kernfusion und ihrer Anwendung zur Energiegewinnung zugutekommen.

Porträtfoto von Sarah Meissner

Sarah Meissner erforscht, wie der Aktivierungszustand des Gehirns reguliert wird und wie er mit dem psychischen Wohlbefinden zusammenhängt. In den letzten Jahren hat sie eine Biofeedback-Methode entwickelt, die die Pupillengrösse als Indikator für diesen Aktivierungszustand nutzt. In ihrem Starting-Grant-Projekt wird sie die Mechanismen dieser Methode genauer erforschen. Ausserdem wird sie untersuchen, ob sich die Methode als nicht-invasive und nicht-medikamentöse Intervention zur Veränderung von Angst- und schlafbezogenen Erregungszuständen eignet.

Porträtfot von Timothée Proix

Der Neurowissenschaftler Timothée Proix erforscht, wie unser Gehirn Sprache verarbeitet. In seinem Projekt will er die neuronalen Mechanismen ergründen, mit denen wir einzelne Laute zunächst zu Wörtern und dann zu komplexen Sätzen kombinieren. Diese Mechanismen will er mit mathematischen Prinzipien beschreiben. Diese sollen helfen, besser zu verstehen, wie unser Gehirn Sprache verarbeitet. Auch Störungen in diesen Prozessen können so besser verstanden werden. Dies soll neue Ansätze für die Behandlung von Sprachstörungen nach einem Schlaganfall ermöglichen. Schliesslich könnten diese Prinzipien genutzt werden, um neuartige Computer zu entwickeln, die Sprache ähnlich wie das menschliche Gehirn verarbeiten und viel energieeffizienter sind als unsere heutigen Computer.

Porträtfoto von Benedikt Soja

Benedikt Soja ist Professor für Weltraumgeodäsie, also für die Vermessung der Erde und ihrer Atmosphäre mithilfe von Satelliten. Mit seinem Starting Grant möchte er ein neues Konzept entwickeln, um basierend auf Signalen des GPS-Satellitensystems Wasserdampf in der Atmosphäre zu messen. Er wird dazu kostengünstige GPS-Empfänger entwickeln, die so empfindlich sind, dass sie auf Wasserdampf in der Atmosphäre reagieren. Um die Machbarkeit zu zeigen, wird er mithilfe von Citizen Science rund um Zürich ein System von 200 Stationen platzieren. Es soll lokal Wasserdampf messen und bessere Niederschlagsprognosen sowie ein Frühwarnsystem für extreme Wetterereignisse ermöglichen.

Porträfoto von Marie Schölmerich

Mikroorganismen spielen sowohl bei der Produktion als auch beim Abbau des stark klimawirksamen Treibhausgases Methan eine wichtige Rolle. Die molekularen Mechanismen des Methanstoffwechsels in diesen Mikroorganismen sind noch wenig erforscht. Marie Schölmerich ist Professorin für Umweltmikrobiologie. In ihrem Projekt wird sie untersuchen, wie bestimmte genetische Elemente den Methanstoffwechsel in diesen Organismen regulieren. Ausserdem wird sie die Wiedervernässung von Mooren untersuchen, die derzeit aus Klimaschutzgründen praktiziert wird. Sie interessiert sich für die Auswirkungen dieser Praxis auf die Populationen der in den Mooren lebenden Mikroorganismen sowie deren Genetik. Ihre Ergebnisse werden die Klimawirksamkeit von Moorrenaturierungen unterstützen. Schliesslich könnten sie auch bei der Entwicklung von Impfstoffen gegen methanbildende Mikroorganismen im Magen von Kühen hilfreich sein.

Der Mathematiker Jeffrey Hicks von der Universität Edinburgh hat sich zusammen mit der ETH Zürich erfolgreich um einen SNF Starting Grant beworben. In seinem Projekt geht es um mathematische Anwendungen eines Aspekts der Stringtheorie in der Physik. Ob Hicks für sein Projekt an die ETH kommt, ist noch offen.

Franco Zunino ist am Departement Bau, Umwelt und Geomatik tätig. Er hat einen Starting Grant zugesprochen erhalten zur Reduktion des CO2-Fussabdrucks von Beton. Allerdings wird er das Projekt nicht an der ETH Zürich durchführen, sondern seine Forschung an der University of California in Berkeley fortführen, wo er zum Professor ernannt wurde.

Europa steht Schweizer Forschenden wieder offen

Die Ausschreibung SNF Starting Grants 2024 richtete sich an Wissenschafterinnen und Wissenschafter, die ein Forschungsprojekt in der Schweiz leiten möchten. Es handelte sich um die letzte Ausschreibung der SNF Starting Grants im Rahmen der Übergangsmassnahmen. Der Bund hat diese Massnahmen ergriffen, weil Forschende aus der Schweiz von europäischen Forschungsprogrammen weitgehend ausgeschlossen wurden. Seit diesem Jahr können Forschende, die ihre Forschung an einer Schweizer Hochschule durchführen möchten, wieder an den Ausschreibungen des Europäischen Forschungsrats ERC teilnehmen. Zusätzlich hat der Schweizerische Nationalfonds am 15. Oktober 2024 Karrierefördermittel lanciert, die es schon früher einmal gab. Er benutzt dafür neu den mittlerweile bekannten Namen SNF Starting Grants.

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