Hühnerfutter mit Benefits für Tier und Natur

Insekten bereichern den Speiseplan von Legehennen und bringen Spass auf den Hühnerhof. ETH Spin-off SmartBreed hat eine Technologie entwickelt, die Insektenzucht direkt auf dem Hof ermöglicht und weit mehr liefert als blosse Proteinhäppchen.

Insekten werden aufgrund ihres hohen Proteingehalts in vielen Ländern als Tierfutter eingesetzt. Die Grillen, Fliegen und Mehlwürmer werden zentral gezüchtet und tot verfüttert. In der Schweiz ist es allerdings derzeit nicht erlaubt, den Hühnern tote Insekten zu verfüttern. Deshalb steht meist wenig nachhaltiges Soja auf dem Speiseplan der Legehennen. Wie finden also lebendige Heuschrecken den Weg in den Hühnerstall?

woman in henhouse feeding crickets to the hens
Hühnerstall (Quelle: Jemina Küenzli)

   

Der neue Ansatz von SmartBreed ermöglicht eine dezentrale Züchtung. Die Zucht von Heuschrecken und Grillen erfolgt in den vollautomatischen SmartBreed Boxen, bestehend aus dem Gefäss, Sensoren sowie ausgeklügelter Software. Das in der Box herrschende Mikroklima schafft optimale Verhältnisse für die Aufzucht von Heuschrecken und Grillen. Die Box reguliert sich selbst, indem Feuchtigkeit, Temperatur und CO2 im Sekundentakt ermittelt und bei drohendem Ungleichgewicht sofort ausgeglichen werden. Das kann passieren, wenn die Landwirte beispielsweise Salatblätter verfüttern, was die Feuchtigkeit in der Box erhöht.

Die Futterzuführung für die Insekten erfolgt automatisch über einen Trichter. «Wir liefern den Betrieben das Futter, welches wir aus regionalen Agrarnebenprodukten wie Gemüsetrester und Kleie herstellen», sagt Christoph Bertschi, CEO von SmartBreed. Eine Trichterfüllung reicht für einen Zyklus von ca. einem Monat, bis die ausgewachsenen Insekten den Hühnern lebend verfüttert werden. Alle 4-5 Tage müssen die Landwirte die Boxen säubern und frisches Wasser zuführen.

Zuchtbox
SmartBreed Zuchtbox für Grillen und Heuschrecken (Quelle: SmartBreed)

Im Idealfall stehen die SmartBreed Boxen in einer Scheune bei Raumtemperatur. Sie können problemlos gestapelt werden, brauchen einen 12V Stromanschluss sowie eine Internetverbindung. Überwacht werden sie zentral durch das SmartBreed Team. Der Aufwand für die Zucht ist also gering. Für einen Legebetrieb mit 2000 Hühnern braucht es ca. 15 Boxen mit je 2000 Grillen, wobei täglich eine halbe Box verfüttert wird.

«Hühner lieben Heuschrecken und es macht ihnen Spass, sie einzufangen.»Christoph Bertschi - CEO von SmartBreed

«Hühner lieben Heuschrecken», sagt Bertschi, «und es macht ihnen Spass, sie einzufangen». Es ist nämlich so, dass viele Hühner in Legebetrieben schreckliche Langeweile haben und deshalb Marotten wie Füsse- und Federnpicken entwickeln, was zuweilen zu grossen Problemen führen kann. «Legt man ihnen jedoch täglich lebende Grillen vor, jagen sie diese instinktiv, werden aktiver und haben weniger Langeweile», so Christoph Bertschi. Dieser Aspekt und die Eiqualität wird zurzeit in einem durch die Innosuisse finanzierten Projekt genauer untersucht.

«Das System der SmartBreed Box mit Hardware, Software, Sensoren und lebenden Tieren ist sehr komplex.»Christoph Bertschi

Bei der Entwicklung und Verbesserung der SmartBreed Boxen arbeitete das Team von Christoph Bertschi eng mit dem Zoo Basel zusammen. «Zoos züchten bereits ihre eigenen Insekten, da sie bei vielen Tieren auf dem Speiseplan stehen», erklärt Bertschi und fügt an: «Das System der SmartBreed Box mit Hardware, Software, Sensoren und lebenden Tieren ist sehr komplex. Wir sind stolz, dass der Zoo Basel nun auf unsere Technologie umstellt». Für Zoos ist die Zucht von eigenen Insekten besonders interessant, weil sie unterschiedliche Insekten in grosser Anzahl brauchen und der Zukauf von lebenden Insekten sehr teuer ist.

Derzeit arbeitet SmartBreed nebst dem Zoo Basel mit sechs Legehühnerbetrieben in unterschiedlicher Grösse zusammen. Diese können mit den selbst gezüchteten Insekten einen Teil der umweltschädlichen Soja ersetzen. Die Hühner mit lebenden Insekten zu füttern ist infolge des tiefen Preises für Soja noch teurer, dafür wesentlich nachhaltiger und dient dem Tierwohl.

In absehbarer Zeit wird wohl auch in der Schweiz das Füttern mit toten Insekten zugelassen. Solche Insekten und Mehlwürmer sind einfacher zu kultivieren und daher auch preislich attraktiv. Somit könnte Soja vollständig durch Insekten ersetzt werden, was ökologisch sinnvoll wäre. Bertschi erklärt: «Ein neuer Markt öffnet sich. Zurzeit sind sehr grosse Zuchten im Aufbau, obwohl noch vieles unklar ist. Bei SmartBreed testen wir das Züchten von Mehlwürmern und Soldatenfliegen, setzen jedoch weiterhin auf Produktion vor Ort. Dies wird uns von Grossproduzenten unterscheiden.»

SmartBreed haben inzwischen die Seed-Finanzierung abgeschlossen, sind jedoch offen für Partner aus der Industrie. Sie legen den Fokus auf mittlere Legebetriebe mit rund 2000 Hühnern.

Teambild SmartBreed
Team SmartBreed v.l.n.r.: Christoph Bertschi, Patrik Bertschi, Raphael Floeder, Adrian Bertschi, Nicole Barth

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