Biomaterialien für Knochenmodelle
Stellen Sie sich eine Zukunft vor, in der Knochenkrankheiten wie Osteoporose untersucht und behandelt werden können, ohne auf Tiermodelle angewiesen zu sein. Am ETH Industry Day vom 21. November stellt Prof. Xiao-Hua Qin bahnbrechende Biomaterialien vor, mit denen im Labor gezüchtete Knochengewebe echte menschliche Knochen imitieren können.
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Im folgenden Interview spricht Prof. Xiao-Hua Qin über mögliche Anwendungen der Technologie und was für Industriepartner er sucht.
Xiao-Hua Qin, bitte beschreiben Sie Ihre Forschung in ein paar Sätzen.
Wir entwerfen, entwickeln und synthetisieren Biomaterialien für die 3-dimensionale (3D) Organoidkultur und den Gewebedruck.
Die Organoidkultur ist eine Technik, mit der miniaturisierte, vereinfachte Versionen von Organen oder Geweben im Labor gezüchtet werden. Organoide sind winzige, aus Stammzellen gewonnene Strukturen, die wir so züchten wollen, dass sie die Struktur und Funktion echter Organe nachahmen. Sie benötigen die richtigen Wachstumsfaktoren und Nährstoffe, müssen sich aber auch selbst in Schichten und Formen organisieren, die einen Teil eines Organs nachbilden. Ihre Form und Funktionalität hängen weitgehend von der Matrix ab, d. h. von der Umgebung oder dem Netzwerk, in dem sie wachsen, und damit befassen wir uns. Wir verwenden neuartige Matrixmaterialien und synthetische Strategien, um die Eigenschaften der entstehenden Organoidmodelle besser zu kontrollieren.
Bislang konzentrieren wir uns auf Organoide für menschliche Knochen. In diesem Zusammenhang haben wir ein neuartiges Hydrogel mit Mikroporen entwickelt, die genau die richtige Grösse haben (5 bis 20 Mikrometer), damit Knochenzellen schnell ein 3D-Netzwerk bilden können. Frühere Biomaterialien hatten Porengrössen, die entweder zu klein oder zu gross für ein optimales Wachstum der Knochenzellen und andere nachteilige Eigenschaften waren. Es ist uns gelungen, diese Probleme zu überwinden und ein besseres, im Labor gezüchtetes Knochenmodell zu schaffen.
Was sind die wichtigsten Anwendungen Ihrer Forschung?
Unsere Forschung hat drei Hauptanwendungen, eine davon ist die Modellierung von Krankheiten. Organoide bieten eine fortschrittlichere Alternative zu Zellkulturen, aber ohne die Notwendigkeit von Tiermodellen. Sie dienen als Mittelweg zwischen einfachen Zellkulturen und Tiermodellen und können letztere in vielen Fällen ersetzen. In diesem Zusammenhang beteiligen wir uns an einem schweizweiten Forschungsprojekt zum Ersatz von Tierversuchen, dem Programm externe Seite Advancing 3R.
Damit kommen wir zur zweiten wichtigen Anwendung: Die von uns entwickelten Miniatur-Krankheitsmodelle ermöglichen schnelle und relativ einfache Medikamententests, in unserem Fall für Knochenerkrankungen, da sie eine Alternative zu Tiermodellen darstellen. Die Erprobung von Arzneimitteln im Tierversuch ist im Allgemeinen langwierig und teuer und wirft ethische Bedenken hinsichtlich der Schädigung von Tieren und der Frage auf, ob solche Versuche gerechtfertigt sind.
Vor kurzem haben wir ein Krankheitsmodell für die seltene Glasknochenkrankheit entwickelt, das die dritte wichtige Anwendung von Organoiden verdeutlicht: die Förderung der personalisierten Medizin. Organoide können aus patienteneigenen Zellen gezüchtet werden, um zu testen, wie der Körper eines Patienten auf verschiedene Behandlungen reagieren könnte. Derzeit arbeiten wir mit dem Kinderspital Zürich zusammen, um unser Modell der Glasknochenkrankheit mit Zellen von jungen Patienten mit dieser Krankheit zu testen.
Das Modell wird generell Studien über die Osteogenese oder die frühe Knochenentwicklung erleichtern, ein Prozess, der bisher nur wenig verstanden ist, aber bei vielen Knochenerkrankungen eine entscheidende Rolle spielt. Wir glauben, dass unser Modell weiter verfeinert werden kann, um häufigere Knochenerkrankungen wie Osteoporose zu untersuchen.
Welche Art von industriellen oder institutionellen Partnern suchen Sie?
Für Patientenstudien sind Spitäler ein wertvoller und willkommener potenzieller Partner.
Pharmaunternehmen sind ebenfalls vielversprechende potenzielle Partner für uns, zumal sie in der Schweiz gut vertreten sind. Auch Unternehmen, die sich auf 3D-Druck mit Zellen und Organ-on-a-Chip-Techniken spezialisiert haben, könnten für eine Zusammenarbeit in Frage kommen.
Welche Art von Projekten können Sie sich mit Partnern wie Krankenhäusern oder Pharmaunternehmen vorstellen?
Mögliche gemeinsame Projekte mit Pharmaunternehmen könnten die gezielte Entwicklung von Medikamenten beinhalten - von den Pharmaunternehmen entwickelte Medikamentenkandidaten könnten an den Knochenmodellen getestet werden.
Ausserdem haben wir eine spezielle Art von Hydrogel auf Cumarinbasis entwickelt, das mit einem Laser schnell in 3D gedruckt werden kann, auch wenn Zellen vorhanden sind. Wir glauben, dass diese Technologie das Potenzial hat, interessante neue Anwendungen zu ermöglichen, z. B. die gezielte Abgabe von Medikamenten oder die Verwendung von Licht zur Steuerung des Wachstums von Organoiden.
Alle Unternehmen, die sich mit der Entwicklung von Organoidmodellen, der Entwicklung von Medikamenten für Knochenkrankheiten, der Erforschung von Knochenregeneration und muskuloskelettalen Geweben oder dem Drucken von Geweben beschäftigen, könnten sich mit unseren Forschungsinteressen überschneiden und wir sind daran interessiert, mit ihnen in Kontakt zu treten. Neben meinem Vortrag am ETH Industry Day 2024 werden ich und Mitglieder meiner Forschungsgruppe auch den ganzen Tag am 21. November in der begleitenden Ausstellung der Veranstaltung präsent sein - wir freuen uns darauf, Sie dort zu treffen und eine mögliche Zusammenarbeit zu diskutieren.
Wie wichtig sind neben der wissenschaftlichen Expertise auch persönliche Aspekte bei der Zusammenarbeit mit einem Partner? Wie sind Ihre Erfahrungen im Rahmen des laufenden gemeinsamen Forschungsprojekts mit dem Kinderspital Zürich?
Es läuft sehr gut, wir schätzen die Möglichkeit, mit den Kollegen vom Kinderspital zusammenzuarbeiten. Dinge wie gegenseitiges Vertrauen, Verlässlichkeit und Offenheit gegenüber den Ideen einer Partei sind der Schlüssel, wenn man eine Zusammenarbeit beginnt - aber ich denke, mein Fokus liegt auf der Wissenschaft und in diesem Fall auch auf dem unserer Partner, vor allem, weil sich dadurch eine Chance eröffnet, diesen jungen Patienten zu helfen.
Kontakt/Links:
Laboratory for Bone Biomechanics, Prof. Xiao-Hua Qin
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