«Begeisterung und Qualität werden belohnt »

Bei vier neuen Nationalen Forschungsschwerpunkten (NFS) hat die ETH Zürich die Gesamtleitung oder die Co-Leitung. Im Gespräch sagt ETH-Vizepräsident Roland Siegwart, was die NFS für die ETH bedeuten.

Vergrösserte Ansicht: ETH-Vizepräsident Roland Siegwart
«Die ETH Zürich wurde für ihre wissenschaftliche Qualität und Exzellenz belohnt», freut sich Roland Siegwart, ETH-Vizepräsident für Forschung und Wirtschaftsbeziehungen. (Bild: Giulia Marthaler/ETH Zürich)


Herr Siegwart, der Bundesrat hat die neuen Nationalen Forschungsschwerpunkte (NFS) lanciert. An vier von ihnen ist die ETH Zürich als Leading-House oder Co-Leading House beteiligt. Welches Fazit ziehen Sie als ETH-Vizepräsident für Forschung und Wirtschaftsbeziehungen?
Roland Siegwart:
Ich bin sehr glücklich. Das ist ein grosser Erfolg für die ETH Zürich. Unsere Forschenden haben enorm viel Energie und Begeisterung in ihre Anträge investiert. Umso mehr freut es mich, dass ihre Visionen und Träume nun wahr werden.

Was sind aus ihrer Sicht die Gründe für den Erfolg der ETH in dieser NFS-Serie?
Alle vier von der ETH unterstützten NFS, also «Digitale Fabrikation», «RNA und Erkrankung», «Mathematik der Physik» und «Molekulare System-Ingenieurwissenschaft», bauen auf überzeugenden wissenschaftlichen Visionen auf und haben das Potenzial, die Schweizer Forschungs- und Innovationslandschaft nachhaltig zu prägen. Da die Auswahl der NFS im Wettbewerb erfolgt, kann man gut und gerne sagen: Die wissenschaftliche Qualität und Exzellenz wurden belohnt. Massgeblich zum Erfolg beigetragen hat auch die gute Vernetzung der ETH mit ihren Partnern in den Bereichen, wo nachhaltig und sinnvoll wissenschaftliche Synergien ausgeschöpft werden können.

Welche Rolle spielt es, ob die ETH die Gesamtleitung hat oder die Co-Leitung?
Beides, Gesamtleitung und Co-Leitung sind für die ETH Zürich wichtige Auszeichnungen. Co-Leitungen bestehen aus gleichberechtigten Partnern, die gemeinsam und institutionenübergreifend den NFS führen. Auch als Co-Leader ist man Anwalt seiner Sache. Die Gesamtleitung eines NFS zu erhalten, gibt den betroffenen Forschenden und ihrer Heiminstitution einfach eine zusätzliche Motivation durch die erhöhte Sichtbarkeit. Die ETH hat bei der Vorbereitung alle vier gewählten NFS mit gleichem Engagement unterstützt, sowohl bei der finanziellen Eigenleistung als auch in Bezug auf langfristige Strukturmassnahmen wie zum Beispiel die Schaffung neuer Professuren.

Welche Bedeutung haben die NFS für die ETH Zürich?
Die NFS fördern Themen aus der Grundlagenforschung, die langfristig für die Schweiz wichtig sind. Für die ETH Zürich heisst das, dass sie bestimmte neue Forschungsbereiche viel schneller aufbauen kann. Dabei geben aber nicht die NFS der ETH die Strategie vor, sondern sie beschleunigen die Umsetzung einer Strategie, die wir selber festlegen und die sich sowohl in der Forschungsstrategie äussert als auch in der Professuren-Planung oder in Master- und Doktorats-Programmen.

Was hat sich bei den NFS bewährt, was haben sie bewirkt?
In den Forschungsbereichen, in denen die ETH Zürich die Gesamtleitung innehat, sehen wir, dass die NFS-Mittel die Umsetzung tatsächlich beschleunigt haben. Das stellen wir zum Beispiel in den laufenden NFS für die Quantenwissenschaft (QSIT) und für ultraschnelle, molekulare Prozesse (MUST) eindrücklich fest. Dieser Verstärkungseffekt ist typisch für die NFS, und er bewirkt im Gegenzug, dass die ETH noch mehr talentierte und innovative Forschende anzieht.

Wie äussert sich dieser Verstärkungseffekt konkret?
Nehmen wir als ein Beispiel den laufenden NFS Quantenwissenschaft und –technologie: Dank ausgezeichneter Berufungen und der Verstärkung durch das NFS ist die ETH heute ein Leuchtturm für Quantenwissenschaften und wird als eines der international führenden Zentren wahrgenommen.

Was ausser der Finanzierung gibt den Ausschlag, dass ein NFS wie QSIT Erfolg hat?
Ausschlaggebend ist, dass sich die ETH schon vor der Bewerbung für den NFS entschieden hat, in die Quantenwissenschaft zu investieren. Das Departement Physik und die Schulleitung haben daraufhin – und parallel zur Bewerbung beim Schweizerischen Nationalfonds – die Schaffung zusätzlicher Professuren und Forschungsplattformen vorbereitet, so dass wir, als wir den Zuschlag erhielten, unsere Strategie rasch in die Tat umzusetzen konnten. Aber wie gesagt, QSIT ist ein Beispiel, Vergleichbares stellen wir auch im NFS MUST bei den ultraschnellen, molekularen Prozessen fest – und so gehen wir auch bei den neuen NFS vor.

Worin unterscheiden sich NFS von anderen Kompetenzzentren?
NFS sind nationale Kompetenzzentren. Sie heben sich durch ihre Dauer und Grösse deutlich von anderen Kompetenzzentren ab, auch von den ETH-internen. Sie dauern zwölf Jahre und die Fördersummen umfassen Beiträge im Umfang von bis zu 40 Mio. Franken. In einem NFS werden nicht nur Aktivitäten koordiniert, sondern neue Kompetenzen und Strukturen aufgebaut. Für uns heisst das: Mit den NFS-Mitteln schafft die ETH zusätzliche Professuren und fördert auch gezielt Frauen und Nachwuchsforschende: Ein Grossteil der NFS-Mittel fliesst in die Löhne von Doktorierenden.

Wie profitieren Frauen und der wissenschaftliche Nachwuchs von den NFS?
In den NFS können junge Forschende, darunter viele Frauen, kleinere Forschungsprojekte in eigener Verantwortung übernehmen und sich so in ihrem Forschungsbereich etablieren.

Ein Schlusswort: Was ist das Erfolgsgeheimnis der NFS?
Wenn es eine Lehre aus den bisherigen NFS gibt, dann die: Je mehr es die Forschenden sind, die ein NFS mit Begeisterung tragen, umso erfolgreicher wird es. Ausserdem haben de NFS heute einen sehr guten Ruf: Für viele Forschende sind sie ein Ausdruck von Exzellenz – deshalb war ja auch die aktuelle Ausschreibung so kompetitiv wie keine zuvor.

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