Startschuss für Gründer-Netzwerk
Egal, wie die Geschäftsidee aussieht, Firmengründerinnen und Jungunternehmer teilen oft die gleiche Startschwierigkeit: Ein fehlendes Netzwerk im freien Markt. Die ETH Zürich startet nun eine Gründer-Community, um die bisher 350 ETH-Spin-offs besser miteinander zu vernetzen.
Was haben die Gründer eines IT-Startups und einer Biotech-Firma gemeinsam? Zwar benötigt der eine nur einen Computer, der andere eine teure Laborinfrastruktur und viele Genehmigungen, aber gerade Jungunternehmerinnen und Firmengründer stossen unabhängig von ihrer Geschäftsidee oft auf die gleichen Fragen. Vor allem wenn sie sich frisch von der Universität in den Dschungel des Unternehmertums stürzen. Wie analysiere ich das Marktpotenzial meines Produkts? Wer entwirft mir den Internetauftritt meines Unternehmens? Wer sind die besten freischaffenden Programmierer für Software-Lösungen?
«Jeder Einzelne bräuchte ewig, um alle Fragen zu beantworten. Aber gemeinsam brauchen wir nur Minuten», sagt Sunnie Tölle am Kick-off-Apéro der neuen ETH Founders Community. Tölle, selbst Firmengründerin des Unternehmens Inspire925, unterstützt im Auftrag des ETH Spin-offs externe Seite Beekeeper das «Innovation and Entrepreneurship Lab» (ieLab) der ETH Zürich beim Aufbau des Gründer-Netzwerks. Das Ziel: die Interaktion zwischen den Firmengründern zu fördern. Vorbilder für erfolgreiche Jungunternehmer-Netzwerke dieser Art finden sich in den USA, beispielsweise an der Yale University.
Die Idee möchte man nun auf die ETH übertragen, denn auch bei den ETH-Spin-off-Gründerinnen und ‑Gründern sei das Bedürfnis nach mehr Kontakt untereinander gross, sagt Christian Grossmann von Beekeeper. Tatsächlich ergab eine Umfrage unter den ETH-Spin-off-Gründern, dass sich über drei Viertel der Teilnehmenden mehr Interaktion mit ihresgleichen wünschen.
Netzwerk im freien Markt
«Die ETH hat zwar ein grosses Netzwerk mit anderen Universitäten weltweit, aber bisher keines im freien Markt, das unseren Spin-off-Gründern helfen könnte», erklärt Roland Siegwart, ETH-Vizepräsident für Forschung und Wirtschaftsbeziehungen. Dies soll sich nun dank der ETH Founders Community ändern. «Hier ist der perfekte Ort für wilde – aber durchdachte – Ideen», so Siegwart. Es gehe darum, junge Leute zu begeistern, ihre Ideen umzusetzen, und sie dabei individuell zu unterstützen. So könne die ETH der Gesellschaft etwas zurückzugeben und zur Innovationskraft der Schweiz beitragen.
Wie wichtig es sei, ein Netzwerk zu haben, zu wissen, wen man fragen und wem man vertrauen kann, betont auch Ian Roberts, CTO der Bühler AG, der als erfahrener Ansprechpartner die ETH Founders Community unterstützt. Er selbst habe im Laufe seiner Karriere mehrere Mentoren gehabt und halte es für extrem wichtig, jemanden zu haben, der einen auf dem Karriereweg begleitet und ehrliches Feedback gibt.
Aktiv werden für Kontakte
«Einige der ETH-Spin-offs sitzen zwar dicht beieinander im Zürcher Technopark, und die Türen sind offen. Aber wenn man nicht aktiv wird, bleiben die Kontakte spärlich», sagt Matthias Hölling, Mitarbeiter bei ETH Transfer. Um dem Abhilfe zu schaffen, bietet die ETH Founders Community neben einer Online-Plattform für den Austausch eine breite Palette an Interaktionsmöglichkeiten, von wöchentlichen Lunch-Seminaren am ieLab bis hin zum Zusammenstellen eines 14-köpfigen Teams für die nächste Sola-Laufstafette im kommenden Mai.
So wie man die 116,1 Kilometer der Sola-Stafette wohl ungern alleine zurücklegen würde, ist der Austausch auf dem Weg durch den Dschungel des Unternehmertums für die meisten Spin-off-Gründerinnen und -Gründer eine willkommene Unterstützung. Der Startschuss für die ETH Founders Community ist gefallen, und die Aufbruchsstimmung war am Kick-off-Apéro spürbar.