Nährboden für Innovationsgeist
22 neue Firmen haben Forschende der ETH Zürich im Jahr 2014 gegründet. Die Spin-offs zählen zu den erfolgreichsten der Schweiz. Glanzlicht des Jahres war Covagen, das für über 200 Millionen Franken aufgekauft wurde. Die neusten Zahlen zeigen auch, dass die Hochschule mit ihren Förderprogrammen auf gutem Weg ist.
Die Forschenden der ETH Zürich sind für ihren Innovationsgeist bekannt. Seit 1996 sind über 300 Spin-offs an der Hochschule entstanden, davon 22 im Jahr 2014. Die Gründungsrate liegt seit Jahren auf konstant hohem Niveau und bewegt sich immer im Bereich der Rekordjahre 2009 und 2013 mit 24 Neugründungen. Das Jahr 2014 zeichnet sich aus durch besonders viele Gründungen aus dem ICT-Bereich, der Elektrotechnik (je sechs ETH-Spin-offs) und dem Maschinenbau (fünf ETH-Spin-offs). Zwei neue Spin-offs befassen sich mit Mikro- und Nanotechnologie. Je eine Neugründung stammt aus dem Dienstleistungs- und Beratungsbereich, der Biotechnologie und aus dem Gebiet der Medizinaltechnik.
Vorbilder fördern Unternehmergeist
Acht der 2014 gegründeten Spin-offs entstammen den ETH-eigenen Förderprogrammen. Mit dem Programm «Pioneer-Fellowships» unterstützt die ETH Zürich Masterstudierende und Doktorierende mit Stipendien, die nach ihrem Abschluss eine innovative Geschäftsidee zu einem Produkt weiterentwickeln möchten. Zusätzlich existieren an der ETH zwei «Innovation and Entrepreneurship Labs» (ieLab), in denen junge Forschende erste Prototypen entwickeln und von erfahrenen Coaches aus der Industrie beraten werden. Die neu lancierten ETH Founders Community sichert zudem den Austausch unter ETH-Spin-off-Gründern langfristig. «Ich bin überzeugt, dass der Unternehmergeist durch ein unterstützendes Umfeld und gute Vorbilder erst so richtig aufblüht», sagt Roland Siegwart, bis Ende 2014 Vizepräsident Forschung und Wirtschaftsbeziehungen der ETH Zürich. Seit 2010 hat die ETH 48 Pioneer Fellowships vergeben, daraus sind 17 Spin-offs entstanden.
Begehrte Übernahmekandidaten
Zahlreiche Auszeichnungen und Preise zeugen vom Erfolg der ETH-Spin-offs. Auf der Liste der «Top 100 Swiss Startups» des Instituts für Jungunternehmen rangierten 2014 18 ETH-Spin-offs, davon drei unter den besten zehn. Die Gründer von InSphero konnten sich gar über Platz 1 freuen. Seit 2010 produziert InSphero Tumor- und Lebergewebe, so klein wie ein Stecknadelkopf. Damit können Wissenschaftler beispielsweise testen, ob eine bestimmte Substanz die Leber angreift. Die Jury der Initiative Venture-Kick konnten drei Spin-offs der ETH überzeugen. Selfnation, Noonee und Bitsplitters gewannen die mit je 130'000 Franken dotierte Förderpreise. Während Selfnation mithilfe eines Algorithmus Frauen und Männern die Jeans auf den Leib schneidert, haben die Gründer von Noonee einen «stuhllosen Stuhl» entwickelt – eine Stehhilfe, welche die Beine entlastet und ein bequemes Sitzen und Gehen ermöglicht. Bitsplitters überzeugten mit ihrem Sensor «Sunbeat», der an der Kleidung angebracht wird und UV-Strahlen misst.
ETH-Spin-offs sind immer wieder begehrte Übernahmekandidaten für Grossunternehmen. So wurde Covagen im letzten Jahr gemäss Medienberichten für über 200 Millionen Franken von einer Tochtergesellschaft von Johnson & Johnson aufgekauft. Das im Jahr 2007 von Doktoranden aus der Gruppe von ETH-Professor Dario Neri gegründete Spin-off, entwickelt neuartige Pharmazeutika für die Behandlung von Krebs und Entzündungskrankheiten.
2500 Jobs geschaffen
Die ETH Zürich investiert viel in eine lebendige Spin-off-Kultur. «Die Spin-offs leisten einen wesentlichen Beitrag zum Wissenstransfer von der Hochschule in die Praxis», ist Silvio Bonaccio, Leiter von ETH transfer, überzeugt. Gemäss einer internen Befragung unter ETH-Spin-offs erwirtschafteten diese alleine im Jahr 2013 einen Umsatz von 585 Millionen Franken. Weiter ergab die Umfrage, dass die Jungfirmen bis 2013 rund 2500 Stellen geschaffen haben.
Venture 2014 - Rekordjahr für Businessideen
Zum neunten Mal führten die ETH Zürich, die Knecht Holding, die Kommission für Technologie und Innovation (KTI) des Bundes und McKinsey & Company den Start-up Wettbewerb «Venture» durch. 239 Teams reichten ihre Businessidee ein, ein Rekord in der Geschichte des Wettbewerbs. In der zweiten Phase des Wettbewerbs reichten 141 Teams ausgearbeitete Businesspläne ein. Unter den zehn Siegerprojekten platzierten sich mit rqmicro, einem Verfahren zum schnelleren Nachweis von Krankheitserregern in Wasser und Lebensmitteln, und Versantis, einem universellen Mittel gegen Vergiftungen durch Drogenüberdosis, auch zwei Teams aus der ETH Zürich.
In Zukunft soll der Wettbewerb nicht mehr alle zwei Jahre, sondern jährlich stattfinden. Die Ausschreibung für die 10. Venture-Runde steht deshalb schon kurz bevor. Der Jubiläums-Wettbewerb startet am 3. Februar 2015.