«Students first»

Am heutigen ETH-Tag erläuterte Rektorin Sarah Springman, wie sie ihre Studierenden fördert und fordert und Lino Guzzella, Präsident der ETH Zürich, ging auf die Erfolgsfaktoren der Hochschule ein. Zudem hob Bundesrat Ueli Maurer die Bedeutung der ETH für die Schweiz hervor.

ETH-Rektorin Sarah Springman beim Einmarsch am ETH-Tag 2017. (Bild: ETH Zürich / Oliver Bartenschlager)
ETH-Rektorin Sarah Springman beim Einmarsch am ETH-Tag 2017. (Bild: ETH Zürich / Oliver Bartenschlager)

Am 18. November feierte die ETH Zürich ihren 162. Geburtstag. Im Beisein hochkarätiger Gäste aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik, hielt Bundesrat Ueli Maurer die Festansprache. «Die ETH ist verantwortlich für den guten Ruf der Schweiz, ihr wirtschaftliches Wachstum und damit für unseren Wohlstand», sagte der Vorsteher des Finanzdepartementes. Bildung sei eine der wichtigsten Ressourcen der Schweiz. Wolle man auch in Zukunft auf einem so hohen Niveau und international wettbewerbsfähig bleiben, müssen genügend finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt und eine langfristige Planbarkeit gewährleistet werden.

ETH-Präsident Lino Guzzella betonte, wie wichtig es für den Erfolg der ETH sei, dass die einzelnen Professuren ausreichend Autonomie und Ressourcen erhalten. «Diese ‘Wissenschafts-KMUs’ kennen ihr Fachgebiet am besten. Sie können die neusten Resultate in pädagogisch optimaler Art in die Lehre einbringen, sie leisten selber Beiträge zur Erweiterung des Wissens und transferieren es in Wirtschaft und Gesellschaft», erklärte Lino Guzzella. Da Fortschritt oft aber erst durch die Kombination von an sich fachfremder Ideen entstehe, brauche es gleichzeitig mehr solcher «Wissenschafts-KMUs», die in Netzwerken zusammenarbeiten und so die Grenzen ihrer Fachgebiete überschreiten. Lino Guzzella kam ausserdem darauf zu sprechen, dass erst ein respektvoller Umgang miteinander das Klima schaffe, das Erfolge ermögliche.

Vergrösserte Ansicht: Bundesrat Ueli Maurer
Der Bundesrat Ueli Maurer betonte die Bedeutung der ETH für den Wohlstand der Schweiz (Bild: ETH Zürich / Oliver Bartenschlager).
ETH-Präsident Lino Guzzella
ETH-Präsident Lino Guzzella sprach über die Bedeutung der Autonomie an der ETH. (Bild: ETH Zürich / Oliver Bartenschlager)

Nobelpreisträger geehrt

Gleich fünf Ehrendoktorwürden durfte die ETH-Rektorin am ETH-Tag 2017 verleihen. Zwei davon gingen an die diesjährigen Nobelpreisträger in Physik respektive Chemie, Kip Thorne und Richard Henderson. Kip Thorne, Professor für theoretische Physik am CalTech, ist eine der Schlüsselfiguren auf dem Gebiet der allgemeinen Relativitätstheorie und deren Anwendung auf astrophysikalische Phänomene. Im vergangenen Jahr gelang Thorne die Sensation: Zusammen mit seinem Team konnte er Gravitationswellen nachweisen. Auch Richard Henderson, Molekularbiologe in Cambridge, verändert mit der von ihm mitentwickelten Kryo-Elektronenmikroskopie sein Feld, namentlich die Strukturbiologie, massgeblich.

Françoise Brochard-Wyart, Professorin an der Université Pierre et Marie Curie in Paris wurde ebenfalls mit einem Ehrendoktortitel gewürdigt. Die französische Wissenschaftlerin hat mehrere Forschungsfelder initiiert und grundlegende Einblicke in die Kapillarität und deren Anwendung in lebenden Systemen ermöglicht. Weiter erhielten Bruno Reichlin und Fabio Reinhart, zwei zentrale Persönlichkeiten in der Architektur des ausgehenden 20. Jahrhunderts, die Ehrendoktorwürde der ETH Zürich.

Ehrendoktoren
Die frisch gebackenen Ehrendoktoren: Prof. Kip S. Thorne, Prof. Françoise Brochard-Wyart, Dr. Richard Henderson, Fabio Reinhart, Prof. Bruno Reichlin (Bild: ETH Zürich / Oliver Bartenschlager)

Dynamische Hochschule

Students first - dafür sprach sich ETH-Rektorin Sarah Springman in ihrer Rede am ETH-Tag aus. «Nur wenn wir die Studierenden zu hochqualifizierten Fachleuten und verantwortungsvollen Mitgliedern der Gesellschaft ausbilden, können sie der Schweiz das zurückgeben, was das Land in sie investiert», betonte Sarah Springman. Mit Massnahmen, wie beispielsweise der Zweiteilung der Basisprüfungen und dem Anbieten möglichst vieler unterschiedlicher Lernformen, versuche man den Lernerfolg der bestehenden Studierenden zu erhöhen, ohne das hohe Qualitätsniveau zu senken. Veranstaltungen wie der Treffpunkt Science City und die Scientifica sowie das Engagements an Mittelschulen sollen bei noch mehr jungen Menschen die Lust an naturwissenschaftlichen und technischen Fächern wecken.

«In einer zunehmend komplexen und vernetzten Welt werden Fachleute mit neuen Spezialgebieten nachgefragt», so Springman. Diesem Umstand trage die ETH Rechnung, indem sie vor zwei Monaten neben dem neuartigen Bachelorstudiengang in Humanmedizin auch den neuen Masterstudiengang «Data Science» gestartet habe.

Sarah Springman
ETH-Rektorin Sarah Springman sprach am ETH-Tag über die Weiterentwicklung der Lehre.(Bild: ETH Zürich / Oliver Bartenschlager)

Engagierte Studierende

Auch die Studierenden selbst kamen am ETH-Tag zu Wort: So zeigten junge Forschende aus dem Departement Architektur den Besuchern beispielsweise, wie sie Roboter Wände und komplexe architektonische Elemente bauen lassen, die lediglich aus Steinen und Schnüren bestehen und ganz ohne zusätzliche Verbindungsmittel auskommen.

Lukas Reichart, Präsident des Verbands der Studierenden an der ETH Zürich (VSETH), lobte die grosse Mitsprachemöglichkeit der Studierenden sowie die lösungsorientierte Herangehensweise an der ETH. Er kam aber auch kritisch auf die vom ETH-Rat angekündigte Erhöhung der Studiengebühren zu sprechen.

Der VSETH verlieh zudem die Goldene Eule für exzellente Lehre. Jeweils eine Lehrperson pro Departement erhielt diesen Sympathiepreis. Vittorio Magnago Lampugnani, emeritierter Professor für Geschichte des Städtebaus am Departement Architektur, wurde zusätzlich mit dem Credit Suisse Award for Best Teaching geehrt.

Weitere Dokumente, Reden und Fotos finden Sie unter: ETH-Tag 2017

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