Von Goldketten und Patenten

Die ETH-Alumni-Vereinigung feiert dieses Jahr ihr 150-jähriges Bestehen. Ein Blick zurück auf ihr Engagement, ihre grössten Erfolge und die Entwicklung der einstigen Gesellschaft ehemaliger Polytechniker.

Alumni Vereinigung
An der Generalversammlung 1986 in Winterthur wird neben der Wahl eines neuen Präsidenten die Beziehung zur ETH diskutiert. (Bild: zVg.)

Wenn die Rektorin Sarah Springman am traditionellen ETH-Tag mit ihrer goldenen Amtskette die Haupthalle betritt, hat sie diesen glänzenden Auftritt auch unserer Alumni-Vereinigung zu verdanken. Die goldene Kette ist nämlich ein Geschenk der damaligen Gesellschaft ehemaliger Studierender des eidgenössischen Polytechnikums, kurz GEP, zum ETH-Tag 1966. Dies, nachdem der ehemalige ETH-Rektor Walter Traupel in den Jahren zuvor stets von seinen Rektorenkollegen gehänselt wurde, weil er bei öffentlichen Auftritten als einziger Rektor keine Kette trug.

Als die GEP der ETH dieses wichtige Geschenk überreicht, gibt es die Gesellschaft bereits seit fast hundert Jahren. Die Idee einer Absolventen-Vereinigung entsteht im Herbst 1868, 13 Jahre nach der Gründung des eidgenössischen Polytechnikums. Im Frühling 1869 setzt sie der Bauingenieur Andreas Harlacher mit den Ingenieurabsolventen Heinrich Paur und August Waldner in die Tat um.

Erfolgreich mobilisieren sie eine Reihe ehemaliger Polytechniker, und so findet an einem Sonntag im Sommer 1869 in Zürich die Gründungsversammlung der GEP statt. Die Statuten werden verabschiedet und Harlacher zum ersten Präsidenten ernannt.

Übergabe Amtskette
Am ETH-Tag 1966 übergeben der amtierende GEP-Präsident Raoul Casella (rechts) und der ehemalige Generalsekretär der GEP, Werner Jegher (links), dem Rektor Prof. Dr. Hans Leibundgut die goldene Amtskette. (Bild: zVg.)

GEP krempelt Schulsystem um

Die Gesellschaft möchte sich für ihre Alma Mater engagieren, die Beziehungen unter den ehemaligen Polytechnikern pflegen und diese in ihren beruflichen Interessen unterstützen. Letztere Ziele erreicht sie mit dem regelmässigen Versand von Adressverzeichnissen und Vereinsmeldungen sowie einem Stellenvermittlungsdienst. Den grössten Beitrag leisten jedoch die meist zweitägigen Generalversammlungen, bei welchen neben dem Geschäftlichen auch Zeit für Exkursionen, Feste und Beziehungspflege bleibt.

Dass die GEP aber auch in ihrem ersten Ziel, der Unterstützung unserer Hochschule, erfolgreich ist, beweist sie in den 1870er-Jahren. Obwohl das Polytechnikum seine Absolventinnen und Absolventen mit einer soliden technischen Bildung ausrüstet, schaffen es diese nur selten in höhere berufliche Stellungen. Die GEP ist überzeugt, dass dies am Mangel allgemeiner Bildung der Alumni liegt.

1875 stellt der ETH-Alumnus Jean Meyer deshalb in der Generalversammlung einen Antrag zur Reorganisation des Polytechnikums. Er fordert unter anderem die Erhöhung des Eintrittsalters von 17 auf 18 Jahre und die Aufhebung des Vorkurses, der Nicht-Maturanden in einer «Schnellbleiche» die prüfungsfreie Aufnahme an die Hochschule ermöglicht. Gleichzeitig verlangt er den Ausbau der Kantonsschulen, damit die künftigen Studierenden besser auf das Studium am Polytechnikum vorbereitet werden.

Nach zweijährigen internen Verhandlungen wendet sich die GEP in einer Petition an den Bundesrat. Dieser kommt den wichtigsten Forderungen 1881 nach, und Jean Meyer wird mit zwei weiteren ETH-Absolventen in den Schulrat gewählt.

Aus Studierenden werden Botschafter

Fast zeitgleich beschäftigt sich die GEP mit dem Erfindungsschutz in der Schweiz. Dieser soll in der Verfassung verankert werden, wofür die GEP fleissig wirbt. Doch trotz aller Bemühungen scheitert die Verfassungsänderung beim ersten Versuch an der Urne. Die GEP investiert weiter in die Aufklärung der Bevölkerung – mit Erfolg: Das Patentgesetz wird 1887 vom Volk angenommen.

Sieben Jahre später feiert die Gesellschaft ehemaliger Polytechniker ihr 25-jähriges Bestehen. Neben den politischen Erfolgen kann die GEP auch interne Entwicklungen verzeichnen: Die Mitgliederzahl ist von 185 im ersten Jahr auf über 1600 angestiegen, davon lebt die Hälfte im Ausland. Es haben sich Fachgruppen und regionale Sektionen gebildet, die GEP gibt mit ihrem Bulletin und der «Schweizerischen Bauzeitung» eigene Publikationen heraus und pflegt Beziehungen zu Absolventen-Vereinigungen anderer Universitäten in Paris, Rom, Berlin und Graz.

Die Zeit nach der Jahrhundertwende ist geprägt von Krieg und der Furcht vor der Technik, sodass der Rolle der Botschafter zwischen Polytechnikum und Gesellschaft, welche die GEP-Mitglieder innehaben, eine besondere Bedeutung zukommt. Diese Botschafterrolle bleibt jedoch auch darüber hinaus bestehen und ist noch heute zentral – auch angesichts der zunehmenden Verbreitung von «Fake News» und der damit einhergehenden Skepsis gegenüber der Wissenschaft.

150 Jahre Alumni-Vereinigung
Zum 150. Geburtstag der Alumni-Vereinigung verteilt diese Cupcakes an Studierende. (Foto: Adriana Hefti)

Vernetzen, engagieren, inspirieren

Verändert hat sich die GEP in den letzten Jahren aber dennoch: Zur Jahrtausendwende erlebt sie einen Neuanfang. Die altehrwürdige Gesellschaft ehemaliger Polytechniker wird in eine moderne Alumni-Vereinigung mit aktualisierten Statuten überführt. Ihr Kern aber bleibt derselbe: Unter dem Motto «Connecting – Engaging – Inspiring» verfolgt sie noch immer die Ziele, ihre Alma Mater in ihren Bestrebungen zu unterstützen sowie das globale Netzwerk unter den ETH-Alumni zu pflegen und auszubauen. «Ein weltweites Netzwerk wird im Zuge der Globalisierung immer wichtiger», sagt der Präsident der Alumni-Vereinigung Walter Gränicher.

Die Vereinigung zählt heute über 30 000 Mitglieder in rund 60 verschiedenen nach Fachrichtungen, Wohnorten und Interessen gegliederten Mitgliederorganisationen. Trotz diesen untergeordneten Vereinigungen ist sich Walter Gränicher sicher: «Die Alumni identifizieren sich primär mit den drei Buchstaben ETH.» Als stolze Stimme einer der renommiertesten Hochschulen der Welt tragen sie einen wesentlichen Beitrag zur Reputation der ETH Zürich bei.

Dieser Beitrag erschien im aktuellen ETH-Magazin «life».

150 Jahre Alumni Vereinigung

2019 feiert die ETH Alumni Vereinigung ihr 150-jähriges Jubiläum mit einem Festanlass am 18. Mai und diversen Aktivitäten über das ganze Jahr verteilt.

Mehr Informationen dazu unter www.alumni.ethz.ch/150jahre

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