Cyber-Gefahren entgegentreten
Verteidigungsministerin Viola Amherd und ETH-Präsident Joël Mesot haben an der ETH Zürich ein Labor des nationalen Cyber Defence Campus eröffnet. Es komplettiert den Verbund dreier Standorte, mit denen Bund, Hochschulen und Wirtschaft sich vernetzen, um der wachsenden Bedrohung aus dem Cyberspace wirksam zu begegnen.
Es war ein Weckruf: 2016 geriet der bundeseigene Rüstungskonzern Ruag ins Visier eines gross angelegten Cyberangriffs. Man habe damals erkannt, dass man in der Schweiz zu wenig gut gegen Cybergefahren gewappnet sei, sagte Viola Amherd, Chefin des Departements für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport (VBS), am Freitag anlässlich der Eröffnung eines Labors des nationalen Cyber Defence Campus (CYD) an der ETH.
Cyber-Risiken: Priorität der Sicherheitspolitik
«Weltweit hat sich die Sicherheitslage in den letzten Jahren verschlechtert. Ein Aspekt davon ist die wachsende Gefahr aus dem Cyberraum», so Viola Amherd. «Deshalb ist für mich völlig klar, dass Cybergefahren in einer modernen Sicherheitspolitik Priorität haben müssen.» Der Bund sei in diesem hoch komplexen Bereich jedoch auf den Beitrag der Wissenschaft angewiesen. Sie freue sich deshalb sehr, zusammen mit der ETH Zürich ein Labor des nationalen Cyber Defense Campus eröffnen zu können. Federführend für den Campus ist armasuisse, das Bundesamt für Rüstung. Das Labor an der ETH ergänzt den bereits bestehenden Ableger an der EPF Lausanne und den Hauptstützpunkt in Thun. Das Ziel ist, Know-how von Spezialisten aus Industrie, Wissenschaft und Wirtschaft zu verbinden.
«Der Bund kann auf die ETH zählen», hielt ETH-Präsident Joël Mesot an der Eröffnung fest. Zwischen dem VBS und der ETH bestehe seit langem eine vielfältige und enge Zusammenarbeit. Dazu gehöre in der Ausbildung die Militärakademie an der ETH (MILAK), in der Sicherheitspolitik und der Konfliktforschung das Center for Security Studies (CSS) und in Sachen Technologie das Zurich Information Security and Privacy Center (ZISC). «Viel Kompetenz für den Bereich Cybersicherheit liefert natürlich unser Departement Informatik», so Joël Mesot. «Die Voraussetzungen sind hervorragend: Hochschul-Rankings zeigen, dass das ETH-Informatikdepartement eine der besten Adressen der Welt für Forschung und Ausbildung ist.»
Generell bilde Cybersecurity für die ETH einen strategischen Schwerpunkt. Ein aktuelles Beispiel dafür sei der neue Masterstudiengang in Cybersecurity, den die ETH Zürich zusammen mit der EPFL seit Kurzem anbiete. Und mit dem sicheren und schnelleren Internet ‘SCION’ eröffne ETH-Informatikprofessor Adrian Perrig der weltweiten Kommunikation übers Netz spannende Perspektiven. «Wir freuen uns, dass wir den Bund mit dem Cyber Defence Campus unterstützen und damit einen Beitrag zur Sicherheit des Landes leisten können», sagte der ETH-Präsident.
Gegen die Erosion des Vertrauens
Vincent Lenders, ETH-Absolvent und Leiter des CYD-Labors an der ETH, wies auf die Tatsache hin, dass es mittlerweile mehr vernetzte Geräte als Menschen auf der Welt gebe. Die Abhängigkeit von sensiblen Infrastrukturen sei bereits heute umfassend. Im krassen Gegensatz dazu stehe der Umstand, dass es an Know-how fehle, um damit umzugehen. Der Campus ziele darauf ab, diese Kompetenzen aufzubauen und die Schweiz zu einer Cyberabwehr zu befähigen.
Als aktuell grösste Herausforderung bezeichnete Srdjan Capkun, ETH-Professor für Informationssicherheit und Direktor des ZISC, die Erosion des Vertrauens in die IT-Infrastruktur und die zunehmende Überforderung der Menschen beim Thema Datensicherheit. Immer wieder liessen Meldungen über massive Datenverluste aufhorchen. Tatsache sei: «Jedes Gerät, jede Infrastruktur kann gehackt werden.» Um dem zu begegnen und Vertrauen wieder aufzubauen, brauche es unter anderem eine gewisse Rückkehr zum Lokalen. So sollten sich Fachkräfte mit unterschiedlichen Kompetenzen möglichst direkt austauschen können. Der Cyber Defence Campus an der ETH biete eine ideale Basis, um dieses Bedürfnis umzusetzen.
Vertrauen sei auch der Kern des Kundenversprechens, das seine Firma abgebe, sagte Andreas Häberli, Chief Technology Officer des auf Schliess- und Sicherheitstechnik spezialisierten Unternehmens dormakaba. Mit der zunehmenden Verlagerung des Themas Sicherheit von der physischen in die virtuelle Welt wachse die Herausforderung, dieses Versprechen einzulösen. Der Cyber Defense Campus sei aus Sicht der Schweizer Industrie ein wichtiger und hoch willkommener Schritt, damit die Gesellschaft im Ringen um die Vorherrschaft im virtuellen Raum die Oberhand behält.