Spark Award für neuen Korrosionsschutz
Effektiver, wiederverwendbar und selbstheilend – ein neuer Korrosionsschutz der ETH-Forscher Marco D'Elia, Walter Caseri und Markus Niederberger wurde mit dem Spark Award 2023 der ETH Zürich ausgezeichnet. Die Innovation hat grosses Marktpotenzial und könnte den Verfall von Bauten und Fahrzeugen deutlich verlangsamen.
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Die Fachjury war sich in diesem Jahr sofort einig: Unter den fünf für den Spark Award 2023 nominierten Erfindungen entschieden sie sich eindeutig für den neuartigen Korrosionsschutz der Forscher vom Labor für Multifunktionsmaterialien.
«Diese Technologie bedeutet eine entscheidende Verbesserung für den Schutz vor Korrosion und leistet zudem einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft», sagte Vanessa Wood, ETH-Vizepräsidentin für Wissenstransfer und Wirtschaftsbeziehungen, bei der gestrigen Preisübergabe im Audi Max. Das Material sei wiederverwendbar, könne beschädigte Stellen selbst reparieren und verfüge über ein grosses Marktpotenzial.
Überraschte Gewinner
Vor rund 200 Gästen nahmen Walter Caseri, Professor für Multifunktionsmaterial, Marco F. D’Elia und Mirko Magni den Spark Award im Namen des insgesamt fünfköpfigen Forschungsteams entgegen. Anders als die Jury hatten sie nicht mit dem Sieg gerechnet – und dies obwohl sie bereits erste Anfragen aus Industrie und Wirtschaft erhalten haben.
Der Spark Award ist für sie denn auch Ansporn ihre Technologie weiterzuentwickeln. «Der Preis ist für uns nicht der Endpunkt, sondern ein Anfang», erklärte Mirko Magni, von der Università degli Studi di Milano, der zusammen mit Professor Stefano Trasatti das Erfinderteam der ETH Zürich ergänzt. Und Marco F. D’Elia fügt hinzu: «Wir werden nun im Dialog mit ETH transfer die nächsten Schritte angehen, um unsere Technologie zur Marktreife zu bringen».
ETH transfer, die Technologietransferstelle der ETH Zürich, unterstützt Gründerinnen und Gründer und zeichnet seit 2012 alljährlich die vielversprechendste Innovation der Hochschule mit dem Spark Award aus. Allein im vergangenen Jahr verzeichnete die ETH Zürich 104 Patentanmeldungen. Davon kamen 20 in die Endauswahl für die Preisverleihung. Kriterien für die Auswahl der Preisträger sind Originalität, Patentstärke und Marktpotenzial.
Mit Innovationen Probleme lösen
Wie viel es braucht, um aus einer guten Idee ein erfolgreiches Produkt zu machen, betonte Keynote-Redner Carlo Centonze. ETH-Absolvent Centonze hat bereits zweimal ein ETH-Spin-off mitgegründet. 2002 zunächst die Klimaschutzorganisation MyClimate, und 2005 dann das auf innovative Textilien spezialisierte Unternehmen HeiQ. «Nach der Gründung von MyClimate musste ich erkennen, wie schwierig es ist, die Ansichten von Menschen zu ändern», erklärte Centonze. «Material lässt sich deutlich leichter beeinflussen».
Folgerichtig entwickelt das von ihm geführte Unternehmen heute unter anderem klimafreundliche Kleidung mit Zellulosefasern aus landwirtschaftlichen Abfällen. HeiQ ist damit mittlerweile so erfolgreich, dass es als erstes ETH-Spin-off ausserhalb der Schweiz an der Londoner Börse gehandelt wird.
Entscheidend für den Erfolg einer Innovation sind laut Centonze vor allem drei Dinge: Die Erfindung müsse zum einen ein bestehendes Problem lösen. Zum anderen müssten Gründer und Gründerinnen über ausreichend Finanzmittel verfügen. Und schliesslich gelte es die Rechte an der Innovation zu schützen.
Die Siegertechnologie
Starker Korrosionsschutz: Korrosion greift alles an, egal ob Wolkenkratzer oder Schiff. Entsprechend gross ist der Markt für einen effektiven Korrosionsschutz. Forschende um Markus Niederberger und Walter Caseri haben einen Kunststoff entwickelt, der den Schutz stark verbessert. Das Polymer lässt sich wie eine Farbe aufsprühen, und man kann es sogar wieder abziehen, recyceln und erneut verwenden.
Die Finalisten
Besserer Durchblick: Wer hat sich noch nicht über beschlagene Brillengläser geärgert? Dimos Poulikakos und Thomas Schutzius haben nun mit Forschenden aus ihren Gruppen eine hauchdünne transparente Beschichtung aus Gold entwickelt, die Sonnenlicht in Wärme umwandelt. Diese Beschichtung könnte künftig das Beschlagen der Gläser verhindern und beispielsweise auch bei Autoscheiben verwendet werden.
Smarte Kleidung: Wer erschöpft ist, verletzt sich leichter – bei körperlicher Arbeit, wie beim Sport. Ein Gruppe Forschender um Carlo Menon hat jetzt ein elektronisches Garn entwickelt, das Körperbewegungen präzise misst. Der Textilsensor kann in Sport- oder Arbeitskleidung integriert werden. Er sagt die Müdigkeit der Träger bei körperlicher Belastung voraus und empfiehlt Pausen, wenn die Belastungsgrenze erreicht ist.
Immunbooster gegen Krebs: Bei der Immuntherapie gegen Krebs wurden bisher körpereigene Killerzellen der Patienten mit künstlichen Proteinkomplexen kombiniert. Wirksamere Zellen gesunder Spender lösten eine zu heftige Immunreaktion aus. Neu haben Forschende um Edo Kapetanovic und Sai Reddy Spenderzellen so modifiziert, dass sie von den Krebspatienten toleriert werden und so Tumorzellen wirksamer bekämpfen.
Genauere Schnelltests: Schnelltests sind praktisch, die Linien auf dem Teststreifen aber nicht immer leicht zu interpretieren. Chih-Jen Shih und Andrew deMello haben ein kostengünstiges Schnelltest-System aus smartem Graphen-Papier entwickelt, das einfach funktioniert und dabei die Genauigkeit von Labormessungen erreicht. Der Test eignet sich genauso für Krankheiten wie Boden,- Luft oder Wasserproben.