Mehr asiatische Tiere in Australien als umgekehrt
Warum dabei aber mehr Arten den Weg von Asien nach Australien fanden – zahlreiche Giftschlangen, Dornteufel (Moloch horridus), Hüpfmäuse (Notomys) oder Flughunde zeugen davon – als umgekehrt, war bislang ein Rätsel.
Um diese asymmetrische Wirbeltierverteilung entlang der Wallace-Linie besser zu verstehen, haben Forschende um Loïc Pellissier, Professor für Ökosysteme und Landschaftsevolution der ETH Zürich, ein neues Modell geschaffen. In diesem Modell kombinierten sie Rekonstruktionen des Klimas, die Plattenverschiebungen zwischen 30 Millionen Jahre und der heutigen Zeit und einen umfassenden Datensatz für rund 20'000 Vögel, Säugetiere, Reptilien und Amphibien, die heute in der Region nachgewiesen sind.
Klimata in Ursprungsgebieten entscheidend
In der neusten Ausgabe von Science zeigen die Forscher nun auf, dass Anpassungen an die Klimata in den Ursprungsgebieten für die ungleiche Verbreitung asiatischer und australischer Faunenvertreter dies- und jenseits der Wallace-Linie mitverantwortlich sind.
Nebst der Plattentektonik waren nämlich die Umweltbedingungen, die vor Millionen von Jahren herrschten, entscheidend für den Austausch zwischen den beiden Kontinenten. Die Forschenden stellten anhand der Simulationen fest, dass Tiere, die aus Asien stammten, eher über die indonesischen Inseln «hüpften», um nach Neuguinea und Nordaustralien zu gelangen.
Auf diesen Inseln herrschte ein tropisch feuchtes Klima, das ihnen behagte und an das sie bereits angepasst waren. Anders die australischen Tierarten: Sie hatten sich in einem kühleren und im Lauf der Zeit zunehmend trockeneren Klima entwickelt und konnten daher auf den tropischen Inseln weniger erfolgreich Fuss fassen als die aus Asien einwandernden Lebewesen.
Das asiatische Klima begünstigte also Lebewesen, die über die tropischen Inseln der als Wallacea genannten Faunenregion nach Australien gelangten, insbesondere solche, die ein breites Spektrum an Klimata tolerieren konnten. Dies erleichterte die Ansiedlung von Lebewesen auf dem neuen Kontinent. «Der historische Kontext ist für das Verständnis der heute beobachteten Verteilungsmuster der Artenvielfalt von entscheidender Bedeutung und war das fehlende Puzzlestück, welches das Rätsel der Wallace-Linie löst», sagt Erstautor Alexander Skeels, Postdoktorand in Pellissiers Gruppe.