Viele Patient:innen, die auf ein Spenderherz warten, können nur mithilfe einer Pumpe weiterleben, die direkt an ihrem Herzen angebracht ist. Diese Pumpe braucht etwa so viel Strom wie ein Fernseher, den sie über ein sieben Millimeter dickes Kabel aus einer externen Batterie zieht. Das System ist zwar handlich und zuverlässig, hat aber eine grosse Schwäche: Trotz medikamentöser Massnahmen kann die Austrittsstelle des Kabels am Bauch zum Einfallstor für Bakterien werden.
Geht es nach ETH-Forscher Andreas Kourouklis soll dieses Problem bald der Vergangenheit angehören. Gemeinsam mit ETH-Professor Edoardo Mazza und Ärzt:innen des Deutschen Herzzentrums in Berlin hat der Ingenieur ein neues Kabelsystem entwickelt, das die Herzpumpe mit Strom versorgt, ohne dass es dabei zu Infektionen kommt. Das ist besonders relevant, da drahtlose Methoden zur Stromübertragung in absehbarer Zeit nicht für Patient:innen zur Verfügung stehen werden. Kourouklis hat ein Pioneer Fellowship der ETH Zürich erhalten, um die Technologie voranzutreiben.
Dünne Drähte mit Kratern ersetzen dickes Kabel
«Durch das dicke Kabel in bestehenden Kreislaufunterstützungssystemen entsteht eine offene Wunde, die nicht verheilt und die Lebensqualität von Patient:innen stark beeinträchtigt», erklärt Kourouklis. Um die Austrittsstelle herum bildet sich schlecht durchblutetes Narbengewebe, das nicht nur die Selbstheilung der Haut beeinträchtigt, sondern auch das Infektionsrisiko erhöht. Da die äusseren Hautschichten auf der glatten Oberfläche des Kabels nur schlecht anhaften, wachsen sie nach unten ein. Dadurch gelangen Bakterien von der Hautoberfläche in tiefere Gewebeschichten. Die Folge: Patient:innen haben regelmässig mit Infektionen zu kämpfen, die im Krankenhaus behandelt werden müssen.
Eine Technologie von ETH-Forschenden um Andreas Kourouklis soll nun Abhilfe schaffen: Statt eines dicken Kabels, das steifer als die menschliche Haut ist, sollen mehrere dünne und flexible Drähte mit einer gewölbten, unregelmässigen Oberfläche die Stromversorgung der Herzpumpe sicherstellen. Die Forschenden vergleichen ihren Ansatz mit menschlichen Haaren, die die Haut durchbrechen, ohne Infektionen zu verursachen: «Flexiblere Drähte mit einer Oberfläche voller kleiner, unregelmässiger Krater unterstützen die Wundheilung der Haut», sagt Kourouklis. Der Grund: Die äussersten Hautschichten haften besser an diesen Drähten und wachsen nicht nach unten ein. Es bildet sich schneller neues Gewebe und die Haut bleibt als Barriere gegen bakterielle Infektionen eher intakt.