Hochleistungs-Klebstoff für die gezielte Krebstherapie
Wie kann ein spezieller Klebstoff die Tumortherapie verbessern? Philipp Spycher, ETH-Alumnus und Mitbegründer von Araris Biotech, klärt auf.
Philipp, wozu benötigt man einen Klebstoff bei der Krebstherapie?
Wir haben eine neue Art von Klebstoff (Linker) entwickelt, um Krebsmedikamente an tumorspezifische Antikörper zu binden und sogenannte Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (Antibody-Drug Conjugates, ADCs) herzustellen. ADCs sind leistungsstarke Pharmazeutika, die hoch toxische oder potente Wirkstoffe gezielt an das gewünschte Gewebe (z. B. einen Tumor) abgeben, während gesunde Teile des menschlichen Körpers geschont werden. Der Klebstoff oder Araris Linker verbindet den Wirkstoff mit dem Antikörper. Unsere Technologie ist so einzigartig, dass sie bereits eine erhebliche Nachfrage am Markt durch grosse Pharmaunternehmen erfahren hat. Im Januar 2019 haben wir die Araris Biotech AG als Spin-off-Unternehmen der ETH und des PSI gegründet.
Wie haben Sie den neuen Klebstoff entdeckt?
Der technische Grundstein wurde vor über zehn Jahren an der ETH in der Gruppe von Prof. Schibli gelegt. Später, als ich Postdoktorand am PSI war, haben wir an zwei Projekten gearbeitet, um die Technologie voranzutreiben. Durch Kombination von Erkenntnissen aus beiden Projekten haben wir diese überraschende Entdeckung gemacht. Es war also wirklich ein glücklicher Zufall.
Was sind die Vorteile des Araris-Produkts?
Auch wenn es die Idee zur Herstellung von ADC schon seit Jahrzehnten gibt, sind derzeitige ADCs mit Nachteilen verbunden, wie z. B. ein vorzeitiger Verlust des Wirkstoffs, was schwere Nebenwirkungen und eine verminderte Wirksamkeit zur Folge hat. Unsere Technologie hat das Potenzial, diese Herausforderungen zu bewältigen. Araris ADCs besitzen günstige physikochemische Eigenschaften und zeichnen sich im Vergleich zu herkömmlichen ADCs bei gleichem Antikörper und Wirkstoff und gleicher Dosierung durch eine sehr effiziente Anti-Tumor-Reaktion aus. Vor allem aber können wir im Gegensatz zu vielen unserer Mitbewerber jeden Wirkstoff an den Antikörper binden, ohne dass dieser zuvor angepasst werden muss.
Wer sind Ihre zukünftigen Kunden?
Alle pharmazeutischen Unternehmen, die auf dem Gebiet der gezielten Tumortherapie tätig sind, da wir den grössten Bedarf in der Onkologie sehen. Es kommen jedoch auch andere ADC-Anwendungen auf, z. B. in der Behandlung von entzündlichen oder infektiösen Erkrankungen.
Was sind Ihre Herausforderungen?
Wie alle Unternehmen, die eine breit anwendbare Technologie haben, müssen wir uns auf einige wenige Indikationen konzentrieren, für die wir unsere eigenen Verbindungen entwickeln wollen, da wir einfach nicht alles machen können, was möglich ist. Die Herausforderung für uns besteht also darin, die richtigen Zielstrukturen (Targets) und Wirkstoffe zu wählen.
Was sind Ihre Ziele für die nahe Zukunft?
Wir haben gerade erfolgreich eine Seed-Finanzierungsrunde von 2,5 Millionen Franken mit Schweizer Venture-Capital-Investoren abgeschlossen. Zurzeit sind wir ein Team von fünf Leuten und werden bis Ende 2019 noch eine weitere Person einstellen. Ausserdem werden wir das Labor am ETH Innovation & Entrepreneurship Lab Hönggerberg weiter aufbauen und mehr Daten sammeln. Unser Traum und unsere Vision ist es, dass wir in der Lage sind, bestimmte Patienten mit Krebs zu heilen und dass unsere Technologie zum Standard im ADC-Bereich wird.
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