Neue Direktorin für ETH Bauten
Der Infrastrukturbereich Bauten hat eine neue Direktorin: Per 1. September 2013 übernimmt Drazenka Dragila-Salis die Leitung über das Management der Bauprojekte und des Gebäudeportfolios der ETH Zürich.
Die 51-Jährige war bisher die Kantonsbaumeisterin des Kantons Bern und verfügt über eine reichhaltige Erfahrung als Architektin und Immobilien-Managerin.
Vieles kommt im Leben überraschend und im Beruf erst recht. «Man kann eine Laufbahn nicht so planen wie ein Bauprojekt», sagt Drazenka Dragila-Salis und freut sich sehr, dass sie die Schulleitung der ETH Zürich zur Direktorin Bauten gewählt hat. Erwartet hat sie es nicht. Nur einmal ahnte sie es leise. Das war in Kroatien. Die Bewerbung für die ETH-Stelle war noch im Gang, und Dragila-Salis besuchte für ein paar Tage Zagreb und Osijek. Dort ist sie aufgewachsen. Wie so oft, wenn sie heimkehrt, besuchte sie das Gymnasium in Osijek , in dem sie zur Schule ging. Etwas war diesmal anders: Zum ersten Mal fiel ihr die Gedenktafel auf, mit der die Schule an ihre beiden Chemie-Nobelpreisträger erinnert: Leopold Ružička (1887-1976) und Vladimir Prelog (1906-1988) - beide auch Professoren der ETH Zürich! «Die Gedenktafel hatte ich vorher nie bemerkt», erinnert sich Dragila-Salis, «und nun fand ich genau in der Phase der Assessments heraus, dass zwei ETH-Nobelpreisträger dieselbe Schule besucht hatten wie ich. Das fand ich aufregend.»
«In Frau Dragila-Salis gewinnt die ETH Zürich eine erfahrene Architektin und Immobilien-Managerin, die das schweizerische Planungs- und Bauwesen sowohl aus der privatwirtschaftlichen Perspektive als auch aus der Sicht der Verwaltung bestens kennt.»Roman Boutellier, ETH-Vizepräsident für Personal und Ressourcen
Danach nahmen die Dinge ihren Lauf: Dragila-Salis überzeugte die Schulleitung und wurde im Mai 2013 als Direktorin Bauten angestellt. Ab dem 1. September leitet sie somit den Infrastrukturbereich (IB) Bauten. Dieser entwickelt und betreut das Immobilien-Portfolio der ETH Zürich und sorgt für die langfristige Werterhaltung der Lehr-, Forschungs- und Verwaltungsgebäude. Ausserdem unterstützt er Studierende, Dozierende und Mitarbeitende, wenn sie Fragen zu Bauausschreibungen, Inneneinrichtungen, Umzügen, Wohnen etc. haben.
«In Frau Dragila-Salis gewinnt die ETH Zürich eine erfahrene Architektin und Immobilien-Managerin, die das schweizerische Planungs- und Bauwesen sowohl aus der privatwirtschaftlichen Perspektive als auch aus der Sicht der Verwaltung bestens kennt», sagt Roman Boutellier, ETH-Vizepräsident für Personal und Ressourcen, dem der IB Bauten zugeordnet ist.
Ein Anruf machte den Anfang
In die Schweiz kam Dragila-Salis eher aus Zufall als durch Planung: 1988 mit 27 war sie mitten in den Sommerferien, als das Schweizer Elektrotechnik-Unternehmen BBC ihren Mann nach Baden zu einem Bewerbungsgespräch einlud: «Wir reisten in die Schweiz und mein Mann bekam die Stelle. Informatikingenieure waren sehr gesucht.» Bis heute wohnt sie in Baden mit Ehemann und Sohn.
Auch Drazenka Dragila-Salis selbst fasst beruflich schnell Fuss in der Schweiz: Heute blickt sie auf eine reiche Berufserfahrung in der Privatwirtschaft und bei der öffentlichen Hand zurück. Mittlerweile gibt es kaum eine Tätigkeit in der Architektur oder im Immobilien-Management, die sie nicht aus eigener Erfahrung kennt. Studiert hat sie Architektur an der Universität Zagreb. In der Schweiz arbeitet sie zunächst als Projektleiterin beim Zürcher Architekturbüro WW.
Anschliessend folgen die leitenden Tätigkeiten für die Pensionskasse des Kantons Zürich und für die Helvetia-Versicherung in Basel. Dadurch lernt sie das Immobilien-Geschäft sowohl von der Seite der Bauherren kennen als auch aus der Sicht von Investoren. Ihr breites Fachwissen umfasst einen berufsbegleitenden Master-Abschluss im Real Estate Management und eine abgeschlossene Ausbildung zur Umweltschutzbeauftragten NKS.
Kaderpositionen bei Stadt und Kantonen
Zuletzt ist Drazenka Dragila-Salis in Kaderpositionen bei Verwaltungen angestellt: Von 2008 bis 2012 ist sie die Direktorin des Amts für Baubewilligungen (AfB) im Hochbaudepartement der Stadt Zürich. In dieser Funktion hat sie unter anderem das departementsübergreifende Projekt «Verbesserung des Baubewilligungsverfahrens der Stadt Zürich» initiiert und geleitet.
Ab Mai 2012 führt sie als Kantonsbaumeisterin das Amt für Grundstücke und Gebäude (AGG) des Kantons Bern. In ihrer Zuständigkeit liegt es, die Entscheidungsgrundlagen für eine nachhaltige Entwicklung und Nutzung der Grundstücke und Gebäude des Kantons Bern zu erarbeiten.
Derzeit befasst sie sich mit der Strategie der ETH, die auf ein nachhaltiges Wachstum bis 2020 setzt. «Wichtig ist mir, dass man Nachhaltigkeit im Bauwesen nicht nur als energetische Nachhaltigkeit auffasst, sondern so umfassend, dass sie die relevanten Aspekte von Gesellschaft, Wirtschaft und Ökologie berücksichtigt», sagt Dragila-Salis dazu.
Respekt vor der Organisationskultur
An ihrer neuen Aufgabe reizt sie die Vielfalt, die das Gebäude-Portfolio der ETH Zürich aufweist: Schliesslich umfasst der Immobilienbestand (220 Gebäude) nicht nur wissenschaftliche Zweckbauten, sondern auch komplexe Forschungsanlagen und Plattformen, historische Kulturbauten oder auch Wohnhäuser für Dozierende und Studierende. Forschende und Institute sollen, so Dragila-Salis, rasch Vertrauen fassen, dass die Planung und Realisierung der Bauprojekte mit den wissenschaftlichen Bedürfnissen und der Strategie der ETH Zürich übereinstimmt.
Dragila-Salis folgt auf Markus Meier Joos, der sich im Frühsommer entschieden hat, die ETH zu verlassen. Der IB Bauten befindet sich zur Zeit in einer Reorganisation. Darauf angesprochen, sagt sie, dass sie diese Aufgabe aufmerksam und mit dem nötigen Respekt angehen will. Die Vorstellung eines «Neustarts» kommt für sie nicht in Betracht.