Qualitativ hochwertige Forschung möglich machen
Sarah Hofer befasst sich mit Lerntechnologien in MINT-Domänen. Sie untersucht, wie Intelligenz, Vorwissen oder Geschlecht mit Lernerfolg und Lehrmethoden interagieren.
Was ist die Herausforderung beim Vermitteln mathematisch-naturwissenschaftlicher Inhalte?
Viele dieser Inhalte sind sehr abstrakt. Darum braucht es anschauliche Modelle, die etwas sichtbar machen, das normalerweise nicht zu sehen ist. Manchmal erschweren auch Alltagserfahrungen das Verständnis: So widerspricht etwa das Trägheitsprinzip unseren Erfahrungen mit bewegten Objekten. Umso wichtiger ist es, eine Brücke von Alltagserfahrungen hin zu den wissenschaftlich korrekten Konzepten zu bauen.
Wie kann man die Chancengleichheit der Geschlechter in der Bildung erhöhen?
Eine Sensibilisierung für das Thema und Selbstmonitoring helfen Lehrenden, ihr – zum Teil unbewusst – voreingenommenes Verhalten gegenüber Lernenden unterschiedlichen Geschlechts zu überwachen und zu korrigieren. Bei der Bewertung von Leistungen tragen standardisierte Prozesse oder Anonymisierung dazu bei, einen möglichst objektiven Blick zu bewahren. Generell gilt: In einem Unterricht, der auf individuelle Voraussetzungen und Interessen eingeht, haben Studierende eher die Chance, ihr Potenzial zu entwickeln – unabhängig vom Geschlecht.
Was hat Sie bewogen, Psychologie zu studieren?
In meiner Facharbeit am Gymnasium habe ich das Verhalten und Erleben der Protagonisten in zwei dystopischen Romanen analysiert. Das hat mir unglaublich viel Spass gemacht und ich wollte noch mehr über menschliches Denken, Lernen, Fühlen und Handeln erfahren – wie es zustande kommt und welche Rolle die Umwelt und der Kontext dabei spielen.
Welche Lernerfahrungen prägten Sie auf Ihrem Karriereweg?
Ein wichtiger Schritt für mich war die Einsicht, dass ich mich nicht von dem grossen Druck auf junge Forschende mitreissen lassen darf. Man kommt sonst schnell in ein Hamsterrad, in dem man leicht vergisst, um was es eigentlich gehen sollte: um qualitativ hochwertige, sinnvolle Forschung und um kreative Ideen, was beides meist Zeit braucht und nicht am Reissbrett entsteht.
Was werden Sie an der ETH als Erstes in Angriff nehmen?
In einem Projekt werden wir Augmented Reality im Physikunterricht einsetzen. Wir möchten herausfinden, ob zusätzlich eingeblendete Hilfestellungen zu einem tieferen Verständnis beitragen können.
Dieser Text ist in der Ausgabe 21/03 des ETH-Magazins Globe erschienen.
Zur Person
Sarah Hofer ist Assistenzprofessorin für Lernen und Technologie am Departement Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften.