Die ETH am WEF - das Leben, das Universum und der ganze Rest

Worte, Sätze und ganze Bücher prägen den Ausstellungspavillon der ETH am diesjährigen World Economic Forum. Im Zusammenspiel mit den ausgestellten Forschungsexponaten rahmen Sie den Raum für die Diskussion «Rethinking Living»: Eine Suche nach Antworten auf die ganz grossen Fragen.

von Redaktion
(Bild: ETH Zürich / Andreas Eggenberger)

Mit einem Zitat Albert Einsteins, «The important thing is not to stop questioning», leitet der ETH-Pavillon die Besucher:innen der Ausstellung in einen Raum, der Einsteins Worten Folge leistet. Auf den Bänken entlang den Wänden, auf Stühlen, Sesseln und Sofas liegen Kissen bedruckt mit Fragen zum und an das Leben. Der ETH-Pavillon gründet damit seine eigene Form des Pillow-Talks und lädt dazu ein, mitzudenken, mitzufragen und Antworten zu suchen.

Zukunft gestalten – oder einfach mit ihr leben?

Angesichts aktueller Ereignisse haben es Optimisten dabei besonders schwer. Die Probleme der Gegenwart – von Covid über Klima bis Energie – sind bei weitem nicht gelöst, schon türmen sich in Osteuropa die nächsten auf. Am «Rethinking Living»-Event am Dienstag suchen die Debattant:innen nach jenen Qualitäten, die es braucht, um das Leben angesichts der Umstände nicht nur zu leben, sondern zu gestalten. Etwas Demut kann dabei helfen, oder, wie es Michelle Grant, Geschäftsführerin des ETH World Food Systems Center zum Ausdruck bringt: «Du kannst die Wellen nicht aufhalten, aber du kannst lernen zu surfen».

Obwohl ETH-Präsident Joël Mesot als Physiker am Bild der Wellen durchaus gefallen findet, muss das Bild mit Blick auf die ETH seiner Meinung nach abgewandelt werden: «Die ETH hat nicht nur die Aufgabe, geschickt auf heranrollende Wellen zu reagieren. Mit ihrer geballten Kompetenz, die auf ausgezeichneter Ausbildung basiert, ist unsere Hochschule in der Lage, Krisen präventiv zu erfassen, sie gar zu gestalten – um damit für die grossen Fragen unserer Zeit nachhaltige Lösungen zu entwickeln.»

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Im Video: Die Höhepunkte des diesjährigen ETH-Auftrittes am WEF. (Produktion: Daniel Barnbeck, Mediadesign)

Die Vergangenheit als Sprungbrett

Mit einem Blick zurück näherte sich ETH-Rektor Günther Dissertori tags zuvor der elementarste Frage an: Wo kommen wir her? Gemeinsam mit dem Nobelpreisträger Didier Queloz (Origin of Life) und der Olympiasiegerin und Physikerin Dominique Gisin eröffnete er die ETH-Gesprächsrunden am WEF. Auf der Suche nach dem Ursprung des Lebens stelle sich die Frage: «Sind wir etwas Besonderes, oder halt eher doch nicht?» und weiter: «Wie formen wir unser Leben, unsere Gesellschaft, unsere Zukunft?».

Protagonist:innen aus Astrophysik, Literatur, Architektur und Kultur beleuchten in den nachfolgenden Gesprächen aus verschiedenen Blickwinkeln die Fragen nach eben jenen Kernelementen «Leben», «Gesellschaft» und «Zukunft». Ist Wohltätigkeit der Schlüssel zum Erhalt unserer Spezies, wie es Didier Queloz aufzeichnet? Gilt es die Narrative eines jeden Menschen durch Geschichten zu verändern, wie sie die Literatur des Science-Fiction-Autors Kim Stanley Robinson bietet? Oder bauen Gesellschaften, im Sinne des Origen-Festival-Gründers Giovanni Netzer letzten Endes immer auf dem auf, was war und nutzen ihre Vergangenheit als Sprungbrett, um im nächsten Jahrhundert etwas weiter oben zu stehen?

Wie gestalten wir den Raum, der uns beeinflusst?

Bei der Frage, in welche Richtung eine Gesellschaft sich entwickelt, spielen die Räume, oder im engeren Sinne die Gebäude, in denen wir uns bewegen, eine wichtige Rolle. Das Modell des 3-D gedruckten Weissen Turms von Mulegns demonstiert dies ebenso wie die kleine Prototyp-Hütte des no1s1-Forschungsprojekts. Ersterer soll schon bald als grösstes 3D-gedrucktes Gebäude der Welt 23 Meter in den Himmel ragen und – mit seinem Zuckerbäckerstil an die Segnungen der Vergangenheit erinnernd – stagnierende Bündner Talschaften in eine hoffnungsvolle Zukunft führen. Wie es im 15. Jahrhundert zurückkehrende Confiseure taten, die im verarmten Engadin für einen unvergleichlichen Aufschwung sorgten, nachdem sie in Venedig mit Zuckerwaren reich geworden waren.

no1s1 wiederum entfernt sich gänzlich von einem Gedanken an das Einst und richtet sich nicht nur technologisch, sondern auch soziologisch in eine noch utopische Zukunft: Raum, verankert in der Blockchain, der nur sich selbst gehört, vom menschlichen Besitzer losgelöst. Es ist der Versuch einer wissenschaftlichen Antwort auf ein Statement, mit dem das WEF eine äusserst kontroverse Debatte ausgelöst hat: «You’ll own nothing. And you’ll be happy».

Klimaneutraler Auftritt beim WEF

In Einklang mit dem institutionellen «Netto Null»-Emissionen-Ziel der ETH Zürich findet der diesjährige Auftritt «ETH Meets you in Davos» beim jährlichen Treffen des World Economic Forums «klimaneutral» statt. Für die Kompensation der klimarelevanten Treibhausgase wurden alle Aspekte berücksichtigt, die unter die operative Kontrolle der ETH Zürich fallen, darunter Emissionen aus der Infrastruktur (z.B. Stromverbrauch), Mobilität, Logistik, Verpflegung, Unterkunft sowie eventspezifische Materialien und Abfälle. Die Kompensation der Emissionen erfolgt in internationalen Klimaschutzprojekten, die die Organisation «myclimate» in Entwicklungs- und Schwellenländern verantwortet. Die Projekte erfüllen höchste Standards und tragen zu den Zielen nachhaltiger Entwicklung der Vereinten Nationen bei.

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