Die Vergangenheit als Sprungbrett
Mit einem Blick zurück näherte sich ETH-Rektor Günther Dissertori tags zuvor der elementarste Frage an: Wo kommen wir her? Gemeinsam mit dem Nobelpreisträger Didier Queloz (Origin of Life) und der Olympiasiegerin und Physikerin Dominique Gisin eröffnete er die ETH-Gesprächsrunden am WEF. Auf der Suche nach dem Ursprung des Lebens stelle sich die Frage: «Sind wir etwas Besonderes, oder halt eher doch nicht?» und weiter: «Wie formen wir unser Leben, unsere Gesellschaft, unsere Zukunft?».
Protagonist:innen aus Astrophysik, Literatur, Architektur und Kultur beleuchten in den nachfolgenden Gesprächen aus verschiedenen Blickwinkeln die Fragen nach eben jenen Kernelementen «Leben», «Gesellschaft» und «Zukunft». Ist Wohltätigkeit der Schlüssel zum Erhalt unserer Spezies, wie es Didier Queloz aufzeichnet? Gilt es die Narrative eines jeden Menschen durch Geschichten zu verändern, wie sie die Literatur des Science-Fiction-Autors Kim Stanley Robinson bietet? Oder bauen Gesellschaften, im Sinne des Origen-Festival-Gründers Giovanni Netzer letzten Endes immer auf dem auf, was war und nutzen ihre Vergangenheit als Sprungbrett, um im nächsten Jahrhundert etwas weiter oben zu stehen?
Wie gestalten wir den Raum, der uns beeinflusst?
Bei der Frage, in welche Richtung eine Gesellschaft sich entwickelt, spielen die Räume, oder im engeren Sinne die Gebäude, in denen wir uns bewegen, eine wichtige Rolle. Das Modell des 3-D gedruckten Weissen Turms von Mulegns demonstiert dies ebenso wie die kleine Prototyp-Hütte des no1s1-Forschungsprojekts. Ersterer soll schon bald als grösstes 3D-gedrucktes Gebäude der Welt 23 Meter in den Himmel ragen und – mit seinem Zuckerbäckerstil an die Segnungen der Vergangenheit erinnernd – stagnierende Bündner Talschaften in eine hoffnungsvolle Zukunft führen. Wie es im 15. Jahrhundert zurückkehrende Confiseure taten, die im verarmten Engadin für einen unvergleichlichen Aufschwung sorgten, nachdem sie in Venedig mit Zuckerwaren reich geworden waren.
no1s1 wiederum entfernt sich gänzlich von einem Gedanken an das Einst und richtet sich nicht nur technologisch, sondern auch soziologisch in eine noch utopische Zukunft: Raum, verankert in der Blockchain, der nur sich selbst gehört, vom menschlichen Besitzer losgelöst. Es ist der Versuch einer wissenschaftlichen Antwort auf ein Statement, mit dem das WEF eine äusserst kontroverse Debatte ausgelöst hat: «You’ll own nothing. And you’ll be happy».