Weil die Beta-Karotin-Menge im Prototyp noch zu niedrig war, um den täglichen Vitamin-A-Bedarf eines Menschen zu decken, entwickelte Beyer in Zusammenarbeit mit einem Team des Agrartechnologieunternehmens Syngenta eine zweite Variante, den GR2. Anstelle des Gens der Osterglocke verwendeten die Pflanzenwissenschaftler Gene von Mais. Dadurch liess sich der Beta-Karotin-Gehalt in den Reiskörnern gegenüber dem Prototyp stark steigern.
Verzögert, verschleppt
Der Golden Rice war seit seiner Schaffung heftig umstritten. Sein Einsatz wurde jahrelang blockiert, verschleppt, verzögert. Umweltverbände bekämpften diese genmodifizierte Pflanze (und andere) erbittert. Auch Regierungen sperrten sich dagegen, den Reis für den Anbau zuzulassen. Von der Entwicklung bis zum ersten grossangelegten Anbau sind mittlerweile 22 Jahre vergangen.
Dass es nun mit dem Anbau im grossen Stil geklappt hat, freut den bald 89-jährigen Pflanzenforscher Potrykus sehr: «Ich bin sehr erleichtert, dass es nach so vielen Jahren Produktionsverzögerung endlich losgegangen ist», sagt er. Auch sei es eine Genugtuung, dass die wissenschaftliche Beurteilung über Ideologie gesiegt habe. «Aber ich bin auch sehr verärgert, dass wegen der Verzögerungen Millionen von Kindern leiden mussten.»
Abbau der Regulatorien als Herausforderung
Nach wie vor ist eine zentrale Herausforderung, die starke Regulierung des Einsatzes von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen in vielen Ländern abzubauen. «Die Daten des philippinischen Dossiers stehen Ländern frei zur Verfügung. Das erleichtert die Entwicklung nationaler Dossiers enorm», betont Potrykus.
Was es aber auch brauche: Mut. Den hätten die philippinischen Biosicherheitsbehörden und der Landwirtschaftsminister bewiesen, als sie dem GR2 zum Durchbruch zu verhalfen.