Am 18. November feierte die ETH Zürich unter Beisein von hochkarätigen Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik ihren 168. Geburtstag. ETH-Präsident Joël Mesot kam an diesem Samstagmorgen darauf zu sprechen, wie die ETH Zürich mit ihrer Lehre, Forschung und Wissenstransfer zu einer resilienteren Gesellschaft beiträgt. «Vieles, was in unseren 16 Departementen erdacht, entdeckt und verwertet wird, unterstützt die Schweiz und die Welt darin, auf Krisen und Systemstörungen bestmöglich zu reagieren.» Als konkrete Beispiele nannte Joël Mesot einerseits die dieses Jahr mit der Industrie lancierte Koalition für grüne Energie und Speicherung, anderseits das von ETH-Forschenden entwickelte Netzwerk SCION für eine sicherere Internetkommunikation. Um als Institution selbst resilient zu sein, brauche es Vertrauen, Netzwerke und eine verlässliche Finanzierung der Hochschule.
Erkenntnis statt Wissen
«Unserer Herausforderungen, die Krisen sind international. Also soll es, muss es auch die Bildung sein», betonte auch Günther Dissertori, Rektor der ETH Zürich. Aus diesem Grund sei es wichtig, in engem Austausch mit anderen europäischen Hochschulen zu bleiben – so trat die ETH vor rund einem Jahr dem europäischen Universitätsnetzwerk ENHANCE bei.
Dissertori kündigte zudem ein grosses Reformprojekt an, mit welchem der akademische Kalender und das Prüfungswesen so umgestaltet werden sollen, dass die Studierenden mehr zeitlichen Freiraum gewinnen. Zusätzlich sei es wichtig, inhaltlichen Freiraum zu schaffen. «Unser Auftrag ist es, Menschen auszubilden, die die Probleme von morgen lösen können», sagt Dissertori. Diese Probleme – wie beispielsweise der Klimawandel – seien sehr komplex und zum Teil miteinander verknüpft. Aus diesem Grund brauche es bei den Studierenden mehr denn je vernetztes Denken. «Wir müssen den Fokus nicht auf ‘mehr Wissen’, sondern auf ‘mehr Erkenntnis’ legen», so Dissertori.
Unabhängigkeit ist für Forschung und Geldpolitik zentral
Die Festansprache in diesem Jahr hielt Thomas Jordan, Präsident des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Die SNB und die ETH seien nicht nur über gemeinsame Projekte und die Konjunkturforschungsstelle KOF miteinander verbunden, sondern hätten auch zahlreiche Parallelen, so Jordan. Beide Institutionen schafften wichtige Voraussetzungen für Wohlstand und Wachstum in der Schweiz und müssten höchst flexibel sein, um auf ein sich rasch veränderndes Umfeld reagieren zu können – sei das eine Pandemie oder eine Krise bei einer Grossbank. «Ohne Unabhängigkeit gibt es keine freie Forschung und keine von Partikularinteressen abgeschirmte Geldpolitik», so Jordan. Diesen grossen Handlungsspielraum gelte es zu bewahren und gleichzeitig bescheiden zu bleiben und sich selbst immer wieder kritisch zu hinterfragen.