Therapieerfolg dank Willenskraft und Roboter

Nach einem schweren Covid-Verlauf musste Roger Gassert am eigenen Leib erfahren, wie wichtig Rehabilitation für die Genesung ist. Der ETH-Professor für Rehabilitationstechnik möchte nun seine Entwicklungen noch rascher und näher an die Patientinnen und Patienten bringen.

Mann steht zwischen Schaufensterpuppen.
«Für die Ärzte war es fast ein Wunder, dass ich überlebt habe.» Nach einer schweren Covid-Erkrankung will Roger Gassert robotergestützte Technologien für die Rehabilitation noch stärker vorantreiben. (Bild: ETH Zürich / Markus Bertschi)

Zwei Wochen vor seinem Impftermin steckt sich Roger Gassert im April 2021 mit Covid an. Es folgen neun Wochen Koma, Lähmungen, Blutvergiftungen, Lungenentzündungen, Herzstillstände, Nierenversagen und eine Lebertransplantation. «Für die Ärzte war es fast ein Wunder, dass ich das alles überlebt habe», sagt Gassert zweieinhalb Jahre nach seiner Erkrankung. Am schlimmsten sei die Zeit gewesen, wo er sich im Spitalbett praktisch nicht bewegen und aufgrund der Intubation nicht sprechen konnte. Der Wendepunkt in seiner Krankheitsgeschichte war die Lebertransplantation, nach der es bergauf ging mit seiner Genesung.

Nach siebeneinhalb Monaten im Krankenhaus kann Roger Gassert für weitere siebeneinhalb Monate in die Rehaklinik Bellikon verlegt werden und macht dank seinem starken Willen stetig Fortschritte: «Wenn ich kämpfe wie verrückt, dann passierte auch etwas.» Und er kann mit einem Gerät für die Gangtherapie trainieren, das an der ETH entwickelt wurde und den Patientinnen und Patienten in der Rehaklinik zur Verfügung steht.

Als ETH-Professor für Rehabilitationstechnik befasst sich Gassert selbst mit der Erforschung, Erfassung und Wiederherstellung sensomotorischer Funktionen bei Erkrankungen wie Rückenmarksverletzungen, Multipler Sklerose oder Schlaganfall. Schlaganfallpatienten mit einer einseitigen Lähmung beispielsweise sind bei der Ausübung alltäglicher Aktivitäten oft stark eingeschränkt. Mit seinem Team entwickelt Gassert Robotergeräte, mit denen die Hand- und Unterarmfunktion beurteilt und trainiert werden kann. Zu den neuesten Entwicklungen zählen portable Handroboter, die eine haptische Interaktion erlauben. Die Patientinnen und Patienten lernen diese Geräte in der Klinik zu bedienen und können sie später selbständig zu Hause nutzen.

Nach seiner eigenen Krankheitsgeschichte möchte Gassert seine Forschungserkenntnisse und Technologien noch rascher und noch näher an die Patienten bringen. In Anbetracht der aktuellen Personalsituation in den Kliniken könnten robotergestützte Technologien dazu beitragen, dass in der Therapie bessere Resultate erzielt würden, auch durch Training zu Hause. Jedes noch so kleine Stück Selbständigkeit, das die Patienten erlangen können, ist wichtig, bekräftigt er: «Ich habe das bei mir selbst gesehen: Alles, was du zusätzlich ohne fremde Hilfe machen kannst, ist eine grosse Bereicherung.»

«Globe» Mensch im Mittelpunkt

Globe 23/04 Titelblatt

Dieser Text ist in der Ausgabe 23/04 des ETH-​​​​Magazins Globe erschienen.

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